Neue Porsche-Struktur nimmt Gestalt an – Hauptversammlung am 26. Juni
Die neue Holdinggesellschaft solle dann als «Porsche Automobil Holding SE» firmieren und ihren Sitz in Stuttgart haben, hiess es in der am Freitag veröffentlichten Einladung zur ausserordentliche Hauptversammlung. Das operative Geschäft des Sportwagenbauers werde wie angekündigt in eine Tochtergesellschaft ausgegliedert. Mit der Zustimmung der Aktionäre zu den Plänen ist zu rechnen, da alle Porsche-Stammaktien von den Familien Porsche und Piech kontrolliert werden. An der Börse werden nur stimmrechtslose Vorzugsaktien gehandelt.
Porsche bleibt Porsche
Der Sportwagenbauer hatte die neue Struktur Ende März im Zuge der Aufstockung seines VW-Anteils auf mehr als 30 Prozent angekündigt. Die neue Holding soll 100 Prozent der Anteile der bisherigen Porsche AG halten und daneben den Porsche-Anteil an Volkswagen von inzwischen 30,9 Prozent. Dadurch wolle Porsche die Trennung seines operativen Sportwagengeschäfts von der VW-Beteiligung sicher stellen, hiess es. Porsche solle trotz des Engagements in Wolfsburg als eigenständige Sportwagenmarke erhalten bleiben. «Porsche bleibt Porsche», hatte es geheissen.
Die «Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG»
Pflichtangebot an VW-Aktionäre
Bei der Holding verbleiben werden vor allem die VW-Aktien der Stuttgarter. Porsche hatte seinen VW-Anteil Ende März auf 30,9 Prozent erhöht und musste allen Aktionären daraufhin ein Pflichtangebot unterbreiten. Das am Montag vorgelegte Angebot liegt mit 100,92 Euro je Stamm- und 65,54 Euro je Vorzugsaktie deutlich unter dem aktuellen Börsenkurs. Branchenexperten erwarten daher, dass die Aktionäre die Offerte nicht annehmen werden. Porsche selbst hatte angekündigt, bei VW derzeit nicht die Mehrheit anzustreben. Mit dem Pflichtangeb ot wolle man aber den Handlungsspielraum für künftige Zukäufe vergrössern. Nach Ablauf der Annahmefrist sei auch bei einem weiteren Ausbau des Porsche-Engagements in Wolfsburg kein erneutes Pflichtangebot erforderlich. Die Annahmefrist läuft noch bis 29. Mai.
VW als eigenständige Gesellschaft erhalten
Porsche gehe nicht davon aus, dass VW aufgrund des Angebot zu einem Tochterunternehmen der Stuttgarter werde, hiess es in den am Montag veröffentlichten Angebotsunterlagen. Neben der von beiden Seiten bereits zuvor angekündigten Vertiefung der bestehenden Kooperation habe Porsche daher keine konkreten Pläne mit den Wolfsburgern. In jedem Fall solle VW als eigenständige Gesellschaft erhalten bleiben. Auch eine Verlagerung des Wolfsburger Firmensitzes oder wesentlicher Unternehmensteile sei nicht beabsichtigt.
Rückzug der VW-Aktie von internationalen Börsen
Den Angebotsunterlagen zufolge will Porsche aber einen Rückzug der VW-Aktie von mehreren internationalen Börsen prüfen lassen. Porsche beabsichtige, «Volkswagen eine Prüfung zu empfehlen, ob die derzeit bestehenden Börsenzulassungen der Volkswagen-Aktien in London, Luxemburg, Tokio und der SWX Swiss Exchange auch in Zukunft aufrechterhalten werden sollen», hiess es. Eine VW-Sprecherin in Wolfsburg wollte den Vorschlag nicht kommentieren und verwies auf die angekündigte Stellungnahme der VW-Führung zur gesamten Porsche-Offerte. VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch hatte am Mittwoch eine Stell ungnahme bis Mitte Mai angekündigt.
Europa-AG braucht weniger Gremiumsmitglieder
Seine Umwandlung in eine SE begründet Porsche vor allem mit der Zusammensetzung des Aufsichtsrates. Nach einer VW-Übernahme hätte nach deutschen Aktienrecht ansonsten die Gefahr bestanden, dass das Gremium von derzeit 12 auf 20 Mitglieder vergrössert werden müsste. In der Rechtsform einer Europa-AG könne die Zusammensetzung des Gremiums dagegen unverändert bleiben, hiess es. Dem 12-köpfigen Kontrollorgan sollen laut Satzung auch in Zukunft sechs Arbeitnehmervertreter angehören. Die sechs Vertreter der Anteilseigner sollen dieselben sein wie bisher, darunter der jüngst wiedergewählte VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech. Vorsitzender des Porsche-Aufsichtsrates ist seit Januar Piechs Vetter Wolfgang Porsche. (awp/mc/ab)