Neuer Bayer-Chef Dekkers setzt weiter auf alle drei Sparten
«Ich sehe zum jetzigen Zeitpunkt auch keine Notwendigkeit, an diesen Portfolio etwas zu ändern.» Bayer habe in allen drei Geschäftsfeldern – Pharma, Pflanzenschutz und Kunststoffe – eine führende Position. Allerdings könne es keine Bestandsgarantie für die Ewigkeit geben, fügte er hinzu. Vielmehr würden Veränderungen ständig notwendig sein, um Bayer zu stärken und effizienter zu machen. «Dies wird auch meine primäre Aufgabe sein. Und ich betone: eine Daueraufgabe.» Unter anderem will Dekkers Entscheidungen innerhalb des Konzerns mit Hilfe einer klaren Zuordnung von Verantwortlichkeiten beschleunigen. Auch will der neue Unternehmenschef mehr Frauen im Top-Management haben.
Spekulationen um Kunststoffsparte
Seitdem vor einem Jahr die Ernennung des niederländisch-amerikanischen Managers zum Bayer-Chef beschlossen wurde, gab es verstärkt Spekulationen über einen möglichen Verkauf der Kunststoffsparte. Noch im vergangenen Jahr waren in dem Geschäftsbereich im Zuge der weltweiten Wirtschaftskrise Umsatz und Ergebnis eingebrochen. Nun ist das Chemiegeschäft seit einigen Monaten das Zugpferd im Bayer-Konzern.
Asiennachfrage stützt
Dabei profitiert der Leverkusener Konzern und seine Konkurrenten wie etwa BASF vor allem von einer starken Nachfrage in Asien. Im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres setzte Bayer bereits 29 Prozent in der Region Asien-Pazifik um. Dekkers will deshalb das Chemiegeschäft vor allem dort ausbauen und in den kommenden fünf Jahren 600 bis 700 Millionen Euro jährlich in Sachanlagen investieren. Für den Gesamtkonzern sind bislang weltweit Investitionen in Sachanlagen in Höhe von 1,4 Milliarden Euro geplant.
Mehr Mittel für F+E
Deutlich mehr Geld in die Hand nehmen will der promovierte Chemiker zukünftig für Forschung und Entwicklung (F+E) von neuen Medikamenten. «Vor allem wird es darauf ankommen, unsere Entwicklungskandidaten als innovative Produkte erfolgreich auf den Markt zu bringen», erläuterte Dekkers. Damit will der neue Bayer-Chef zusätzlich Umsatz generieren und Marktanteile gewinnen. Erst jüngst erhöhte der Leverkusener Konzern für das laufende Geschäftsjahr seine Forschungsausgaben um fast 400 Millionen Euro auf 3,1 Milliarden Euro. Die Medizinsparte ist das grösste Geschäft bei Bayer.
Bayer soll auch zukünftig über Zukäufe wachsen
Bayer will auch weiterhin über Zukäufe wachsen. «Unter der Führung von Herrn Wenning sind bereits attraktive Geschäfte zu Bayer gekommen, und diesen Weg möchte ich weitergehen», sagte der Dekkers weiter. «Wir werden unsere Augen auch in Zukunft stets weit geöffnet halten und alle sich bietenden Möglichkeiten genau analysieren.» Mit gezielten Zukäufen will der neue Bayer-Chef vor allem das bereits bestehende Pharmageschäft bestehend aus Women-Health, die Kardiologie, die Onkologie und die Diagnostik stärken. Finanziell stemmen könnte Bayer laut Dekkers eine Übernahme bis zur Grössenordnung von Schering. Bayer hatte den Berliner Pharmakonzern vor vier Jahren für rund 17 Milliarden Euro übernommen.
Tiermedizin: «Alle Optionen offen»
In der Tiermedizin hält sich Dekkers «alle Optionen offen». So sei ein Zukauf genauso möglich wie eine Partnerschaft. Spätestens in 18 Monaten soll zu dem Geschäft mit knapp eine Milliarde Umsatz eine Entscheidung getroffen werden. In der Bayer-Konzernzentrale vollzieht sich in diesen Tagen ein für das Unternehmen ungewöhnlicher Wechsel: Der Manager Werner Wenning (63) übergibt den Führungsstab am 1. Oktober an seinen Vorstandskollegen Marijn Dekkers (53), der erst Anfang 2010 zu Bayer kam. Dekkers ist die erste externe Besetzung an der Bayer-Konzernspitze. (awp/mc/ps/20)