Neuer Mobilfunkstandard LTE kommt frühestens Ende 2011

Die Übertragungsgeschwindigkeit erreichte bis zu 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s). Im April 2010 hatte Swisscom zunächst Labortests durchgeführt. Im September startete dann ein Feldversuch in Grenchen (SO), der noch bis Ende Jahr läuft. Dann will der Telekomanbieter über das weitere Vorgehen entscheiden. «Wir hoffen, dass die LTE-Technologie in der Praxis unsere bestehenden Netze gegen Ende des Jahres 2011 ergänzt», sagte Frank Dederichs, Leiter Entwicklung bei Netz & IT, vor den Medien. «Wann genau das sein wird, hängt unter anderem von der Verfügbarkeit von guten Endgeräten und der Neuvergabe der Mobilfunkkonzessionen ab 2011 ab.»


GSM- und UMTS-Konzessionen laufen aus
Die Ausschreibung der Mobilfunkfrequenzen durch die Eidg. Kommunikationskommission (ComCom) erfolgt insbesondere im Hinblick auf das Ende der laufenden GSM- und UMTS-Konzessionen per Ende 2013 bzw. 2016. Zusätzlich werden weitere Frequenzen aus verschiedenen Mobilfunkbändern verfügbar.


Verschiedene Frequenzen in Stadt und Land?
LTE könnte zwischen 800 MHz und 2,6 GHz eingesetzt werden. Während bei niedriger Frequenz vor allem die Ausbreitung gut ist, reagiert der Empfang bei höheren Frequenzen empfindlich auf Hindernisse, wie die Tests der Swisscom ergaben. Dafür leidet die Qualität der Verbindung weniger, wenn sich viele Nutzer einwählen. Entsprechend ist es für den Telekomkonzern eine Option, in Stadt und Land verschiedene Frequenzen zu nutzen.


Strategisch höchst relevant
Der Ausbau des neuen Standards sei strategisch höchst relevant für Swisscom, erklärte Christian Petit, Leiter Privatkunden. Das Unternehmen investiere jedes Jahr einen hohen dreistelligen Millionenbeitrag in das Netz. Zur voraussichtlichen Höhe der Ausgaben für LTE wollte das Management noch keine Angaben machen. Die Anzahl der Antennenstandorte dürfte derweil in der Summe zunehmen.


Markt wird über tatsächliche Anwendungen entscheiden
Anwendungen und Dienste sollen den künftig höheren Bandbreite folgen. Das könnten Internetanwendungen im Auto, Videoanwendungen und -konferenzen für unterwegs oder Cloud Computing sein, führte Petit aus. Welche tatsächlich zum Einsatz kämen, werde der Markt entscheiden.


Geschwindigkeit im HSPA-Netz wird verdoppelt
Auch vor dem Einsatz von LTE soll das Mobilfunknetz der Swisscom schneller werden. Bis Ende 2010 erhöht das Unternehmen die Geschwindigkeit im gesamten HSPA-Netz auf 7,2 Mbit/s von bisher 3,6 Mbit/s, an rund 500 Mobilfunkstandorten ist HSPA+ bis zu 21 Mbit/s schnell. Bisher sind auf dem Schweizer Markt aber noch keine Handys für Verbindungen über 7,2 Mbit/s erhältlich.


Anschluss ans Glasfasernetz erfolgt schrittweise
Zudem schliesst Swisscom die Mobilfunkanlagen schrittweise ans Glasfasernetz an. Rund ein Drittel der Basisstationen sind damit bereits verbunden. Hintergrund: Bei hohen Bandbreiten genügen die bisherigen Leitungen nicht mehr, um den Datentransport von den Antennen weg zu gewährleisten.


Hohe Investitionen in Zukunfts-Netze
Die Kosten für die neue Technologie gelten als hoch: Jeder Netzbetreiber müsste geschätzt rund 1 Mrd CHF für ein flächendeckendes LTE-Netz in der Schweiz ausgeben. Mit dem hohen Investitionsbedarf in die Telekomnetze der Zukunft hatten die alternativen Anbieter Sunrise und Orange auch ihre – letztlich gescheiterte – Fusion begründet.


Orange will LTE-Test-Plattform starten
Orange führe seit 2009 zusammen mit der Muttergesellschaft France Telecom Labor- und technische Feldversuche durch, wie Sprecherin Therese Wenger auf Anfrage erklärte. Im Laufe des Jahres 2011 soll in Biel eine LTE-Test-Plattform starten, über die Kunden bestimmte Dienstleistungen testen können.


Orange hält punktuelle Versorgung für denkbar
Punktuell sei auch eine LTE-Versorgung im Rahmen eines «Softlaunch» für ausgewählte Kunden denkbar, heisst es bei Orange weiter. Investitionen von 700 Mio CHF in den nächsten fünf Jahren fliessen in den weiteren Ausbau des Netzwerks mit HSPA, HSPA+, LTE sowie in die Modernisierung des GSM-Netzes, inklusive der Einführung von EDGE.


Sunrise sieht sich nicht unter Druck
Sunrise will laut Mediensprecher Roger Schaller voraussichtlich ab 2012 selektiv beginnen, in die LTE-Technologie zu investieren. Wichtig sei dafür die Entscheidung der Behörden über die Frequenzzuweisung, sagte er gegenüber AWP. Generell sieht sich der alternative Anbieter nicht unter Druck. Das Mobilfunknetz sei nicht derart ausgelastet wie bei anderen Betreibern und Sunrise könne die UMTS-HSPA Technologie mittelfristig weiter ausbauen. (awp/mc/ss/28)

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