Der durchschnittliche Zahlungsverzug beträgt nun 13,7 Tage, wie dem am Dienstag veröffentlichten Risk Index für Frühling 2007 des Inkasso-Unternehmens Intrum Justitia zu entnehmen ist. Bei der letzten Umfrage im Herbst 2006 hatte der Verzug 12,6 Tage betragen. Im Frühling 2006 waren es allerdings noch 14,4 Tage gewesen. Rund 1,6% der ausstehenden Forderungen werden nach den jüngsten Erhebungen nie bezahlt. Damit haben die Forderungsverluste seit dem Herbst 2006 mit 1,5% leicht zugenommen. Im Frühling 2007 waren noch 1,7% aller Forderungen Ausfälle.
9 Mrd CHF Schulden ausstehend
Insgesamt stehen in der Schweiz rund 9 Mrd CHF an Schulden aus; diese im vergangenen Jahr berechnete Zahl dürfte sich unter dem Strich nur wenig verändert haben, sagt Stefan Schär von der Intrum Justitia. In ganz Europa seien Forderungen von 248 Mrd Euro fällig – das entspreche etwa dem Bruttoinlandprodukt Österreichs.
Öffentliche Hand ist der säumigste Zahler
Säumigster Zahler in der Schweiz ist die öffentliche Hand. Ämter und Behörden lassen sich zum Bezahlen der Rechnungen im Durchschnitt 48,7 (Herbst 2006: 48,4) Tage Zeit. Firmenkunden bezahlen die Rechnungen nach 44,3 (44,1) Tagen und Privatkunden nach 41,4 (40,7) Tagen.
Auswirkungen auf Wettbewerbsfähigkeit
Die Zahlungsmoral wirke sich klar auf die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen aus, konstatiert Schär. In einer Umfrage gaben 79% der befragten Schweizer Unternehmen einen negativen Einfluss auf ihre Liquiditätssituation an, 7% sahen sich gar in ihrer Existenz bedroht.
Payment Index
Bei dem europaweit erhobenen «Payment Index» liegt die Schweiz laut Schär «im Mittelfeld der Risiken» auf dem Rang 8 (Vorjahr Rang 7). Verbessert hat sich die Situation etwa in Deutschland und in Frankreich. Die kürzeste Zahlungsdauer wie auch den geringsten Forderungsverlust weisen die skandinavischen Länder aus.
Nicht überraschend
Die neue Verschlechterung der Zahlungsmoral ist laut Schär nicht überraschend: Bei einem wirtschaftlichen Aufschwung würden in einer ersten Phase die Schulden schneller bezahlt. In einer zweiten Phase stiegen dann aber die Konsumausgaben oder die Investitionen von Unternehmen an, womit auch die Zahlungsrisiken wieder zunähmen. Beeinflusst würden die Forderungsrisiken etwa zu einem Drittel durch die Konjunkturlage, zu zwei Dritteln aber von kulturellen und gesetzlichen Rahmenbedingungen, schätzt Schär. Neben den allgemeinen Werten eines Landes sei dies auch das Verhalten der Unternehmen und eine rasche und wirkungsvolle Gesetzgebung.
Verzugszinsen
In Finnland etwa würden säumigen Zahlern systematisch hohe Verzugszinsen belastet: «In der Schweiz wird das viel zu wenig gemacht.» Auch bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen gebe es «erheblichen Handlungsbedarf», so etwa für eine Harmonisierung der Rechtsprozesse in den Kantonen. (awp/mc/gh)