Nick Hayek: «Die Amerikaner sind gegenüber einer Marke nicht loyal»
Der US-Markt funktioniert anders. Die Swatch Group setzt nun auf einen eigenen Vetrieb. Im zweiten Teil des Interviews spricht Hayek jun. über die Probleme mit den US-Uhrenverkäufern.
Von Laurent Buschini
Nick Hayek (Foto: Keystone)
Moneycab: Wie steht die Swatch-Gruppe zu den Vertriebsproblemen in den USA?
Nick Hayek: Alle Uhrenproduzenten haben dort Schwierigkeiten. Wir sitzen im gleichen Boot wie die anderen, ohne dass wir gruppenspezifische Probleme hätten. Die Amerikaner sind opportunistisch und benutzen die Mode als Vorwand. Sie sind gegenüber einer Marke nicht loyal, denn darin sehen sie keinen Sinn.
Warum nicht?
Sie haben keine mit einem Markennahmen verbundenen Gefühle. Dementsprechend machen die Verkäufer in ihrem Geschäft alles Mögliche und Unmögliche mit den Uhren. Wir haben deshalb das Franchise-System aufgegeben und unser eigenes Verkaufsnetz aufgebaut. Zurzeit gehören uns 35 Swatch- und ein Breguet-Geschäft in den USA.
«Die Amerikaner sind, im Gegensatz zu den Europäern, Einkaufen übers Internet gewohnt» Swatch-Chef Nick Hayek jun.
Sie haben in den USA einen Online-Verkauf aufgebaut. Wie sieht dieses Abenteuer aus?
Wir sind sehr zufrieden mit den Geschäften. Das System hat uns zehn Millionen Franken gekostet, und die Betriebskosten belaufen sich auf rund eine Million Franken im Jahr. Heute verkaufen wir 150 Uhren pro Tag, das ergibt mehr als 50’000 jährlich. Damit liegen wir weit über der Rentabilitätsschwelle, die bei 40’000 Einheiten erreicht ist. Unsere Verkaufszahlen per Internet entsprechen ungefähr denen eines traditionellen Swatch-Geschäftes. Wir hatten uns wirklich keinen so schnellen Erfolg vorgestellt, denn das System läuft kaum seit einem Jahr.
Werden Sie den Verkauf übers Internet auf andere Länder ausweiten?
Nein. Die Internetpräsenz in den USA ist gerechtfertigt, weil unser traditionelles Verkaufsnetz dort schwach ist. Die Amerikaner sind auch den Einkauf übers Internet gewohnt, ganz im Gegensatz zu den Europäern. Zudem findet das US-Transport- und Logistiknetz nirgends seinesgleichen. Ein Kunde erhält seine Bestellung innerhalb von 24 Stunden – das ist in Europa undenkbar.