Nick Hayek soll bald in die Fussstapfen seines Vaters bei der Swatch Group treten. Moneycab sprach mit Hayek jun. über den Aufbau des Swatch-Vertriebsnetzes sowie die Konkurrenz zu den Uhrenhändlern.
Von Laurent Buschini
Nicolas Hayek junior (Foto: Keystone
Moneycab: Sie haben ein gruppeneigenes Vertriebsnetz entwickelt. Wie sieht dieses Netz aus?
Nick Hayek: Unser Vertriebssystem besteht aus drei Säulen: Den Ein-Marken-Geschäften, den Mehr-Marken-Geschäften und den Franchise-Geschäften, die jedoch nur die Marken der Swatch-Gruppe verkaufen. Von denEin-Marken-Geschäften unter der Marke Swatch gibt es weltweit rund 100. Omega hat vor zwei Jahren ein Fachgeschäfte in Zürich und vier weitere in Europa eröffnet. Auch Blancpain und Breguet betreiben eigene Boutiquen, zudem hat Glashütte ihr erstes Geschäft in Frankfurt eröffnet.
Wie soll es weitergehen?
Ich hoffe innerhalb der nächsten drei Jahre die Zahl der Swatch-Geschäfte auf 150 bis 200 zu erhöhen. Mit den Franchise-Geschäften zusammen gäbe es dann mehr als 700 Swatch-Geschäfte. Ausserdem besitzen wir noch einige Geschäfte, die mehrere unserer Marken verkaufen.
Welchen Anteil verkaufen sie über Ihr eigenes Verkaufsnetz?
Es ist klar, dass der Grossteil der Verkäufe durch die Uhrendetailisten erzielt wird. Bei Swatch erwirtschaften wir etwa 20 bis 25 Prozent in unseren Geschäften, die Franchise-Geschäfte inklusive. Bei Breguet bewegt sich der Anteil bei gut 10 Prozent.
«In Frankreich hat man uns anfänglich für verrückt erklärt» Nick Hayek zum Swatch-Geschäft an der Champs-Elysées
Was für Vorteile bringt Ihnen das eigene Verkaufsnetz?
Es gibt meiner Ansicht nach drei Vorteile: Erstens haben wir direkten Kontakt zu unserer Kundschaft und kennen so deren Erwartungen. Zweitens kennen wir schnell die Verkaufszahlen für alle Modelle, was bei den Uhrendetaillisten nicht der Fall ist. Schliesslich – und das ist zweifellos das Wichtigste – können wir die Art und Weise bestimmen, in der jede einzelne unserer Marken präsentiert wird. Jede unserer Uhrenmarken erhält damit eine spezifische Identität.
Warum ist die Swatch-Gruppe so stark in Frankreich vertreten?
Wir sind insbesondere in jenen Ländern eingestiegen, wo uns die Einzelhändler schlecht behandeln, oder aber an jenen Standorten, wo sich kein Einzelhändler niederlassen wollte. Unser grösstes Swatch-Geschäft steht an der Champs-Elysées. Anfänglich hat man uns für verrückt erklärt, heute verkaufen wir dort 100’000 Uhren pro Jahr.
Warum haben sie keine Partner gefunden?
Die französischen Uhrmacher haben eine sehr konservative Vorstellung vom Verkauf und wir versuchen, mit unseren eigenen Boutiquen an diesen Gewohnheiten zu rütteln. In Italien dagegen kommen Hunderte von Anfragen nach Franchise-Geschäften. Die Italiener lieben das Produkt und die Verkäufer sprühen vor Fantasie. Dementsprechend haben wir nur sehr wenig eigene Geschäfte auf der Halbinsel, genau wie in Deutschland.
Haben Sie keine Angst, die Einzelhändler zu vergraulen?
Ganz im Gegenteil. Schauen Sie Omega an: Wir waren der Meinung, die Einzelhändler in Zürich vernachlässigten die Marke – und haben deshalb ein Geschäft an der Bahnhofstrasse eröffnet. Das Ergebnis lässt sich sehen: Die Verkäufe sind explodiert und die Detaillisten präsentieren Omega wieder gut im Schaufenster.
Hier gehts zum zweiten Teil des Interviews.