Nokia enttäuscht auf ganzer Linie – Angst vor Abschwung

Nokia geht von weiter sinkenden Preisen für Mobiltelefone aus und fürchtet eine Abschwächung der Konjunktur in den USA und Westeuropa, wie das Unternehmen am Donnerstag in Helsinki mitteilte. Dadurch, so die Sorge der Finnen, wird der Gesamtmarkt selbst bei höheren Stückzahlen wertmässig rückläufig sein. Die Nokia-Aktie verlor bis zum späten Nachmittag 11,89 Prozent auf 18,52 Euro. Der EuroSTOXX 50 gab zur selben Zeit lediglich um 0,43 Prozent auf 3.732,29 Punkte nach.


An Analysten-Erwartungen gescheitert
Zum Jahresauftakt war von zurückgehenden Erlösen jedoch noch nichts zu spüren. Hier scheiterte Nokia dafür an den hohen Erwartungen der Analysten. Statt eines prognostizierten Umsatzes von 12,78 Milliarden Euro lieferte Nokia nur 12,66 Milliarden Euro ab. Das verwässerte Ergebnis je Aktie stieg statt auf 0,37 nur auf 0,32 Euro. Der Konzern konnte die Börsianer auch nicht dadurch besänftigen, dass er unter Ausklammerung von Sonderaufwendungen 0,38 Euro erzielte.


Pensionen belasten
Konzernchef Olli-Pekka Kallasvuo zeigte sich dessen ungeachtet zufrieden mit dem Abschneiden.’Wir haben eine exzellente Leistung hingelegt», sagte er in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Im Vorjahreszeitraum hatte der Konzern erst 9,86 Milliarden Euro erlöst und ein Ergebnis je Aktie von 0,25 Euro erwirtschaftet. Unter dem Strich verbesserten die Finnen ihren Gewinn von 979 auf 1,22 Milliarden Euro.


Belastet wurde Nokia vor allem von Pensionszahlungen im Heimatland. Auch die Schliessung des Bochumer Werks schmälerte das Ergebnis. 81 Millionen Euro setzten die Finnen hier an. Die Restrukturierung des Gemeinschaftsunternehmens Nokia Siemens Networks schlug mit 100 Millionen Euro zu Buche. Hinzu kam, dass der durchschnittliche Verkaufspreis je Mobiltelefon binnen drei Monaten von 83 auf 79 Euro gesunken ist. Ein solch starkes Abrutschen hatten die Analysten nicht erwartet. Sie waren von 81 Euro ausgegangen.


Schwellenländer boomen
Hintergrund der fallenden Preise sind die boomenden neuen Märkte, wo Nokia und andere Mobiltelefon-Hersteller vor allem günstige Einsteigergeräte anbieten. «Der Markt hat sich wie erwartet entwickelt, mit der grössten Nachfrage in den Schwellenländern, wo unsere Position sehr stark ist», sagte der Konzernchef. Neben China und Indien nannte Kallasvuo ausdrücklich auch Russland. Auf den etablierten Märkten, namentlich Westeuropa, fürchtet er dagegen einen rückläufigen Absatz. Den Gesamtmarkt 2008 sieht Nokia weiterhin um 10 Prozent steigen; im vergangenen Jahr hatten die Hersteller zusammen weltweit 1,14 Milliarden Mobiltelefone abgesetzt.


27 % mehr Geräte ausgeliefert
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lieferte Nokia in den ersten drei Monaten mit 115,5 Millionen 27 Prozent mehr Geräte aus. Der Marktanteil verbesserte sich eigenen Angaben zufolge von 36 auf 39 Prozent. Gegenüber dem Schlussquartal 2007 sank er dagegen; vor drei Monaten hatte Nokia noch einen Anteil von 40 Prozent. Für das laufende zweite Quartal erwartet der Konzern wieder einen Anstieg seines Marktanteils – und das trotz ausbleibender neuer Mobiltelefonmodelle. Die kündigte Kallasvuo erst fürs dritte Quartal an.


NSN macht Minus
Die Beteiligung Nokia Siemens Networks (NSN) machte im abgelaufenen ersten Quartal 74 Millionen Euro Minus nach einem ausgeglichenen Ergebnis im Schlussquartal 2007. Der Umsatz brach binnen drei Monaten um 26 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro ein. Ein Analyst nannte das Abschneiden «enttäuschend», Konzernchef Kallasvuo sprach von «ermutigenden» Fortschritten im noch jungen Gemeinschaftsunternehmen. Zwar halte der scharfe Wettbewerb unter den Ausstattern der Mobilfunk-Netzbetreiber an. Doch sieht er NSN auf Kurs, die angepeilten Synergien von 2 Milliarden Euro bis zum Ende des Jahres zu erreichen. (awp/mc/pg)

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