Nokia leidet unter Wirtschaftskrise – Umsatz- und Gewinneinbruch
Er kündigte ein umfangreiches Sparprogramm an und schloss Stellenstreichungen nicht aus. Im Handy-Geschäft sollen bis zum kommenden Jahr 700 Millionen Euro eingespart werden.
Zahlen unbefriedigender als erwartet
Am Markt machten Börsianer ihrer Enttäuschung Luft: Die Aktie verlor am Nachmittag als schlechtester Wert im europäischen Markt 6,65 Prozent auf 9,55 Euro. Die Zahlen seien weitaus unbefriedigender ausgefallen als erwartet, obwohl Nokia bereits vor einem schwachen Quartal gewarnt hätte, sagte ein Analyst. Absatz, Marktanteil und Einnahmen hätten allesamt enttäuscht. Auch in der Produkt-Pipeline müsste sich etwas tun, sagte WestLB-Analyst Thomas Langer. Ausserdem werfe die Bilanz auch Fragen auf. «Ich hätte zum Beispiel starke Goodwill-Abschreibungen erwartet.» Andrew Griffin von Merrill Lynch nannte die Kürzung der Dividende auf 0,40 Euro eine «negative Überraschung». Der Handyhersteller will ausserdem von weiteren Aktienrückkäufen absehen.
Nachfrageeinbruch bei Handys
Für das laufende Jahr wird der Handyhersteller noch pessimistischer und rechnet nun mit einem branchenweiten Absatzrückgang von zehn Prozent. Nokia schätzt, dass 2008 insgesamt 1,21 Milliarden Geräten verkauft wurden, weitaus weniger als zuvor erwartet. Vorhersagen seien zwar extrem schwierig, hiess es. Im laufenden Jahr dürfte der Rückgang in der ersten Jahreshälfte aber deutlicher ausfallen als im zweiten Halbjahr, weil erst einmal die hohen Lagerbestände abgebaut werden müssten. Trotzdem will der Branchenprimus seine Position im Markt ausbauen. 2008 stammten 39 Prozent aller verkauften Handys von Nokia. Gartner-Analystin Carolina Milanesi sieht allerdings vor allem die Entwicklung in China, der Region Asien-Pazifik und dem Nahen Osten mit Sorge. Hier hatte Nokia im Marktanteile eingebüsst.
Nokia stärker betroffen als der Gesamtmarkt
Im abgelaufenen Quartal war der Umsatz um knapp ein Fünftel eingebrochen. Der Gewinn je Aktie verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr fast um die Hälfte. Das schwindende Vertrauen der Konsumenten, Währungsschwankungen und eine Kreditklemme belasteten den Handy-Markt, sagte Kallasvuo. Die Zahl der verkauften Handys war im wichtigen Schlussquartal um 15 Prozent auf 113,1 Millionen gesunken. Damit litt der Branchenprimus stärker als der Gesamtmarkt, wo der Absatz dem Unternehmen zufolge um neun Prozent zurückgegangen war. Der durchschnittliche Verkaufspreis (ASP) für Handys blieb mit 71 Euro im Vergleich zum Vorquartal vergleichsweise stabil. Im Vorjahr hatte Nokia seine Geräte allerdings noch für durchschnittlich 83 Euro verkaufen können. Den Rückgang begründete Nokia damit, dass mehr Billighandys verkauft worden seien.
Hoffnung auf Smartphones
Gleichzeitig blickt Kallasvuo optimistisch auf das Smartphone-Portfolio seines Unternehmens, obwohl Nokia hier Marktanteile eingebüsst hatte. Insbesondere das 5800 ‹Comes With Music› habe einen sehr guten Start hingelegt und verspreche ein Margentreiber zu werden. Nokia bietet über seien Ovi-Plattform diverse Internetdienste an, darunter auch Musik-Downloads. Geplant sei, in naher Zukunft auf 13 weiteren Märkten aktiv zu sein und sieben oder mehr Geräte anzubieten, mit denen ‹comes with music› genutzt werden könne, sagte Kallasvuo.
Auch Netzsparte stockt
Auch in den anderen Sparten schleppt das Geschäft: Die Netzsparte Nokia Siemens Networks verbuchte ein Umsatzminus von knapp 6 Prozent. Ausserdem wurde die Gewinnschwelle erneut nicht erreicht: Unterm Strich belief sich das Minus des Gemeinschaftsunternehmens mit dem deutschen Mischkonzern Siemens auf 179 Millionen Euro. Das Einsparziel von zwei Milliarden Euro sei aber erreicht worden. Der erst im Sommer übernommene Navigation-Spezialist verbuchte ebenfalls einen Verlust. (awp/mc/pg/23)