Notenbanken rund um Globus weiten Geldspritzen deutlich aus

Am Montag hatten bereits mehrere Notenbanken in Europa insgesamt 36,3 Milliarden Euro bereitgestellt, um die Turbulenzen durch die US-Finanzkrise abzufangen und das reibungslose Arbeiten der Banken zu ermöglichen. Die Bank of Japan hatte wegen eines Feiertags nicht gehandelt. Am Dienstag versuchte nun auch die japanische Zentralbank angesichts der US-Bankenkrise, die Märkte zu stabilisieren. Ausserdem stellte die US-Notenbank dem Geldmarkt in einem ausserordentlichen Refinanzierungsgeschäft zusätzliche liquide Mittel zur Verfügung gestellt. In einem Ein-Tages-Geschäft seien liquide Mittel von 50 Milliarden US-Dollar bereitgestellt worden, teilte die für das Geschäft zuständige regionale Notenbank von New York am Dienstag mit.


Auch Bank of Japan wird aktiv
Die Bank of Japan (BoJ) pumpte am Dienstag in zwei Schritten insgesamt 2,5 Billionen Yen (16,5 Milliarden Euro) in den Geldmarkt des Landes. Notenbankgouverneur Masaaki Shirakawa erklärte, sein Institut werde sich weiterhin bemühen, die Märkte zu stabilisieren. Die Situation der US-Banken und die Auswirkungen der Krise würden genau verfolgt.


Die EZB teilte den Geschäftsbanken am Dienstag 70 Milliarden Euro für einen Tag zu. Bereits am Montag hatte die EZB gegen Liquiditätsengpässe am Geldmarkt 30 Milliarden Euro bereitgestellt. Die Nachfrage der Banken war mit 102,48 Milliarden Euro hoch. Der Durchschnittszins kletterte im Vergleich zum am Vortag durchgeführten Geschäft auf 4,40 (Vortag: 4,39) Prozent. Die Geschäfte waren mit einem Mindestgebot in Höhe des Leitzinses von 4,25 Prozent ausgeschrieben worden.


Auch Nachfrage bei regulärem EZB-Refigeschäft hoch
Auch die Nachfrage nach dem regulären Wochentender war stark. Die EZB teilte dem Bankensystem über ihr Hauptrefinanzierungsgeschäft (Refi) 150 Milliarden Euro zu. Die Benchmark-Zuteilung, die den Banken eine problemlose Erfüllung ihrer Mindestreservepflicht erlauben soll, lag bei 111 Milliarden Euro. Es gab 533 Bieter. Das Volumen der Gebote lag bei rund 328,66 Milliarden Euro.


Auch die britische Notenbank stellte dem Geldmarkt in einem Zwei-Tages-Geschäft zusätzliche Liquidität über 20 Milliarden Pfund (25,2 Milliarden Euro) zur Verfügung. Das Geschäft wurde in Höhe des Leitzinses von 5,0 Prozent durchgeführt. Auch hier war die Nachfrage hoch. Mit Geboten von 58,1 Milliarden Pfund war das Geschäft fast dreifach überzeichnet.


Zurückhaltung der Banken
Aus Sorge über mögliche Milliarden-Löcher in den Bilanzen wegen neuer Abschreibungen halten die Banken derzeit Geld zurück und leihen es sich nicht mehr im sonst üblichen Umfang. Die Notenbanken können in solchen Situationen zusätzliches Geld an die Banken verleihen, um ein Austrocknen der Märkte zu verhindern. Vor der Finanzkrise hatte die EZB nur nach den Anschlägen vom 11. September 2001 zu diesem Mittel gegriffen.


Zentralbanktreffer der Bank of Japan
Die BoJ begann unter dem Eindruck der Bankenkrise ihr zweitägiges Zentralbankratstreffen. Ökonomen erwarten, dass die Zentralbank den Zinssatz von 0,5 Prozent unverändert lässt. Nach Ansicht von Finanzminister Bunmei Ibuki wird Japans Finanzsystem durch den Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers keinen schweren Schaden erleiden, auch wenn einige Banken des Landes Kreditforderungen an Lehman Brothers haben.


Zinsentscheid der US-Notenbank
Die US-Notenbank (Fed) könnte nach der jüngsten Zuspitzung der US-Finanzmarktkrise nach Einschätzung von Volkswirten an diesem Dienstag ihren Leitzins doch senken. Der Zielsatz für Tagesgeld könnte laut einigen Experten von bisher 2,00 Prozent auf 1,75 Prozent sinken. Diese Zinssenkung gilt jedoch keineswegs als sicher. Vor der jüngsten Zuspitzung der Finanzmarktkrise war die Mehrheit der Experten noch von einem unveränderten Leitzins ausgegangen. Sollte die Fed den Leitzins nicht antasten, dann würde sie die Zinsen zum dritten Mal hintereinander unverändert lassen. Zuvor hatte sie den Leitzins von 5,25 Prozent im August 2007 auf 2,00 Prozent reduziert./jha/bf (awp/mc/pg/17)

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