Novartis: Lek-Grossaktionären genügt die leichte Angebotserhöhung nicht
Die staatlichen Grossaktionäre von Lek haben das Übernahmeangebot von Novartis abgelehnt. In letzter Minute besserten die Basler ihre Offerte zwar leicht auf, blieben damit aber unter dem geforderten Preis.
Von Andreas Kälin und Daniel Zulauf
Die staatlich kontrollierten Investmentfonds Kapitalska Druzba und Odskodninska Druzba, die zusammen rund 26 Prozent des Kapitals von Lek kontrollieren, haben sich an der ausserordentlichen Generalversammlung von heute Freitag gegen die Übernahmeofferte von Novartis entschieden. Beim entscheidenden Traktandum, das die Aufhebung der Stimmrechtsbegrenzung von 15 Prozent pro Aktionär vorsah, legten die Investmentfonds ihr Veto ein. Von den 64,3 Prozent der Aktionäre, die an der Generalversammlung vertreten waren, stimmten 42,3 Prozent gegen den Antrag. Etwa ein Prozent der freien Aktionäre schlossen sich dem Nein der beiden Investmentfonds an.
Siegesgewisse Schweizer scheiternNovartis hatte zunächst einen Preis von 95’000 Tolar (610 Franken) je Aktie geboten und signalisiert, dass eine Aufbesserung dieses Angebotes nicht in Frage käme. Offenbar fühlten sich die von der Credit Suisse First Boston und der CA IB Corporate Finance beratenen Schweizer siegessicher, nachdem sie das Management auf ihrer Seite wussten. Die erst wenige Tage vor der Generalversammlung aufgenommenen Verhandlungen mit den beiden Grossaktionären zeigten indessen, dass das Angebot keine Erfolgschancen haben würde. Im letzten Moment erhöhte Novartis die Offerte auf 98’000 Tolar je Titel. Wie Moneycab aus unterrichteten Kreisen weiss, verlangten die Grossaktionäre aber 105’000 bis 110’000 Tolar je Titel.
Starke Konkurrenz aus Indien droht
Mit der Übernahme von Lek wollte sich Novartis unter anderem zusätzliche Produktionskapazitäten für die eigene Generikaherstellung sichern. Novartis produziert ein Nachahmerpodukt von Augmentin, dem Antibiotikum-Blockbuster von GlaxoSmithKline. Das Augmentin-Generika von Novartis wird demnächst starke Konkurrenz aus Indien erhalten. Ranbaxy Laboratories, der grösste Pharmaproduzent auf dem Subkontinent, hat für seine eigene Augmentin-Kopie soeben die Zulassung für den amerikanischen Markt erhalten. Die niedrigen Produktionskosten in Slowenien hätten Novartis den Wettbewerb mit Ranbaxy erleichtert.
Die Suche nach Partnern geht weiter
Kapitalska Druzba und Odskodninska Druzba dürften in den nächsten Wochen andere Übernahmeinteressenten ins Spiel bringen. Damit könnten sie dem Vorwurf begegnen, dass sie mit ihrem Verhalten das Investieren in Slowenien erschweren. In einzelnen Agenturmeldungen war dieser Anwurf bereits zu lesen. Slowenien ist auf Direktinvestition aus dem Westen angewiesen.
Mit der Ablehnung der Novartis-Offerte haben die staatlichen Fonds im Sinne eines innenpolitischen Statements aber auch klar gemacht, dass sie das Kronjuwel der slowenischen Industrie nur zum bestmöglichen Preis in ausländischen Hände geben. Novartis und deren Berater scheinen die delikate Lage der Fonds nicht richtig eingeschätzt zu haben. Ansonsten hätten sie das Gespräch mit ihnen wohl schon früher gesucht.