Novartis übernimmt Nestlé-Beteiligung an Alcon für 38 Milliarden Dollar

Dieses Mal verkauft Nestlé und trennt sich so in zwei Tranchen von der nicht mehr zur strategischen Ausrichtung passenden 77%-Beteiligung an Alcon; Novartis kauft und baut den Gesundheitsbereich für 38 Mrd USD aus. Für die Basler ist der Deal eine idealer Schritt zur beabsichtigten Verstärkung des Consumer Health-Bereichs. So bezeichnete VR-Präsident und CEO Daniel Vasella die Übernahme der Alcon-Anteile am Montag einer Telefonkonferenz als «Wunschtransaktion in einem margenstarken Wachstumsmarkt». Nestlé werde die Einkünfte aus dem Deal zur Schuldenrückzahlung sowie dem Ausbau des Nutrition-, Health- und Wellness-Geschäftes verwenden, so der Nahrungsmittelkonzern.


Zweistufige Transaktion
Im Rahmen der ersten Stufe der zweistufigen Transaktion wird Novartis eine 25%-Beteiligung an Alcon von Nestlé für rund 11 Mrd USD übernehmen. Die Transaktion soll im zweiten Quartal 2008 abgeschlossen werden. Die erste Beteiligungstranche werde mit internen Liquiditätsreserven von 5,5 Mrd USD und kurzfristigen externen Krediten in der Höhe von rund 5,5 Mrd USD finanziert. Darüber hinaus hat sich Novartis das Exklusivrecht an der Übernahme der restlichen Nestlé-Beteiligung an Alcon von 52% zum Festpreis von rund 28 Mrd gesichert. Die zweite Tranche soll zwischen Januar 2010 und Juli 2011 übernommen werden. Die Finanzierung der zweiten Tranche soll durch die laufende Cash-Generierung und weitere Kredite erfolgen.


Rating-Rückstufung
Als Folge der Transaktion erwartet das Novartis-Management durch die Erhöhung des «Financial leverage» eine Reduktion des langfristigen Ratings. Zudem soll das Aktienrückkaufprogramm zur Schuldenrückzahlung zeitweise eingestellt werden, wie den Unterlagen zur Analystenpräsentation vom Montag um 14.00 Uhr zu entnehmen ist. Hingegen soll die Dividendenpolitik keine Änderung erfahren. Das heisst, es sollen weiterhin 35-60% des Reingewinns ausgeschüttet werden. Die Transaktion soll 2009, bereinigt um die für den Deal relevanten Abschreibungen für immaterielle Werte und einmalige Aufwendungen, 2-3% zum EPS beitragen. Nach Abschluss der zweiten Tranche und einer vollständigen Konsolidierung werde Alcon im ersten Jahr bereinigt 1-3% zum EPS beisteuern, wie den Präsentationsunterlagen weiter zu entnehmen ist.


Strategisch sinnvolle Akquisition
Die Transaktion sei «strategisch sinnvoll, ergänze die Kontaktlinsen- und Augenheilmittelgeschäfte von Novartis und schaffe Synergien, die zu gegebener Zeit genutzt werden sollen», so Novartis. Dabei sei das Wachstumspotenzial «sehr gross» und seien die Nettomargen von Alcon derzeit höher als jene im eigenen Pharmageschäft, wie Vasella auf Anfrage von AWP sagte. In diesem Spezialgebiet mit «erheblichen, bisher unerfüllten Bedürfnissen» der Patienten wurde 2007 ein globaler Jahresumsatz von rund 25 Mrd USD erzielt. Dabei soll der Markt in der Periode 2007-2012 um jährlich durchschnittlich 7-8% wachsen und sich das branchenweite EBIT auf 20-30% belaufen. Dem steht ein entsprechendes Wachstum des Pharmabereichs bei einem Jahresumsatz 2007 von 487 Mrd USD um 5% sowie ein EBIT von 25-30% gegenüber.


Positive Einschätzung der Transaktion
Alcon erzielte 2007 einen Jahresumsatz von 5,6 Mrd USD, ein operativen Ergebnis von 1,9 Mrd USD und einem Reingewinn von 1,6 Mrd USD. Alcon beschäftigt in 75 Ländern rund 14’500 Mitarbeiter. Finanzanalysten begrüssen die Transaktion in ersten Kommentaren als für beide Seiten vorteilhaft. Novartis mache eine eine gute Akquisition eines wachstumsstarken Unternehmens in einem attraktiven Markt, die zur Strategie passe. Nestlé veräussere damit – nicht unerwartet – das Augenheilgeschäft, das keine Synergien mit den angestamten Aktivitäten habe und nicht zur strategischen Ausrichtung passe.


Unterschiedliche Reaktion der Aktien
Bis um 10.45 Uhr verliert die Novartis-Aktie nach einer leicht höheren Eröffnung um 1,0% auf 51,90 CHF. Die Nestlé-Titel gewinnen hingegen um 2,4% auf 524,00 CHF. Der SMI zieht um 1,7% an. (awp/mc/ps)

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