Novartis/Glivec-Patentstreit: Ruth Dreifuss fordert Rückzug der Patentklage
Die Klage sei ein «Einschüchterungsversuch» von Novartis, der sich gegen alle Entwicklungsländer richte, sagte Dreifuss in Genf anlässlich einer Pressekonferenz der Nichtregierungsorganisationen (NGO) Erklärung von Bern, Oxfam International und Ärzte ohne Grenzen (MSF).
Dreifuss warnt
Die Vorgehensweise von Novartis könne schreckliche Folgen für kranke Menschen in armen Ländern haben, warnte Dreifuss, die zwischen 2004 und 2006 Vorsitzende der WHO-Kommission für geistiges Eigentum, Innovation und Volksgesundheit (CIPIH) war. Viele Entwicklungsländer seien auf erschwingliche Medikamente aus Indien angewiesen. So stammten über die Hälfte aller Aids- Medikamente, die in der Dritten Welt eingesetzt werden, aus Indien, betont MSF. Weil das Land bis ins Jahr 2005 keinen Patentschutz kannte, können dort günstige Generika produziert werden. Dies drohe sich mit der Klage von Novartis nun zu ändern. Ihrer Forderung nach einem Rückzug der Patentklage verleiht die Organisation durch eine Petition Nachdruck, der sich bereits über 300’000 Menschen und 50 verschiedene NGO angeschlossen haben.
Kampf um Zulassung von Glivec in Indien
Novartis kämpft in Indien für die Zulassung seines Leukämiemedikaments Glivec. Vor einem Gericht in Madras läuft seit Ende Januar ein Berufungsprozess von Novartis gegen den indischen Staat. Die Verhandlung wurde am Donnerstag nach einer längeren Unterbrechung erstmals wieder aufgenommen. Die indische Regierung stellt sich auf den Standpunkt, dass es sich bei Glivec nur um ein Generikum eines bekannten Medikaments handle und verweigert Novartis daher das Patent. Glivec sei ein Durchbruch für die betroffenen Patienten und erhöhe die Überlebenschancen drastisch, heisst es demgegenüber bei Novartis. (awp/mc/gh)