Obama-Vertrauter steuert GM – Skepsis bei Experten
Das kann nach Angaben eines Sprechers noch mehrere Monate dauern. Ob der Chefwechsel folgen für die Opel-Sanierung hat, bleib zunächst unklar. Whitacre gilt schon seit Monaten als starker Mann bei GM und fuhr Henderson mehrfach in die Parade. So zählte der Verwaltungsratschef von vornherein zu den Gegnern des Opel-Verkaufs an den kanadisch-österreichischen Zulieferer Magna, Henderson zu den Befürwortern. Letztlich obsiegte der von Obama eingesetzte Chefkontrolleur. Der Staat ist Mehrheitseigner und grösster Gläubiger von GM.
Genaue Gründe bleiben offen
«Es müssen Veränderungen her», sagte Whitacre am Dienstagabend (Ortszeit) in Detroit. Zu den genauen Gründen des Henderson-Rückzugs wollte er sich nicht äussern. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht den Chefwechsel mit Skepsis: Whitacre, der frühere Chef des Telekomkonzerns AT&T, habe keinerlei Erfahrung im Automobil-Geschäft: «Seine Welt ist Telekommunikation.» Es gelinge dem Verwaltungsratschef offenbar nicht, geeignete Manager für die Sanierung zu finden.
Probleme für Opel werden nicht kleiner
«Damit werden auch für Opel die Risiken eher grösser als kleiner», sagte Dudenhöffer. General Motors will den europäischen Autobauer nach dem abgeblasenen Verkauf selbst sanieren. Dabei sollen bei Opel in Deutschland bis zu 5400 der zuletzt 24.300 Stellen wegfallen. Damit trägt Deutschland die Hauptlast des Umbaus. GM fordert nach Angaben von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) insgesamt rund 2,7 Milliarden Euro an Staatshilfen für die Sanierung des Europa- Geschäfts. Aus eigener Tasche wollen die Amerikaner laut Brüderle 600 Millionen Euro beisteuern.
50 Mrd. Dollar vom Staat
Der bisherige GM-Chef Henderson hatte nach einer langen Karriere innerhalb des Konzerns erst im März die Führung von General Motors übernommen – zu einer Zeit, als das Überleben des Autobauers auf der Kippe stand. Er beerbte den glücklosen Rick Wagoner und steuerte mit einem 50-Milliarden-Dollar-Scheck der US-Regierung den Konzern aus der Insolvenz. GM macht jedoch weiter Milliardenverluste, eine echte Trendwende wollen Branchenexperten noch nicht erkennen. Vieles wies darauf hin, dass Henderson zum Rückzug gedrängt worden war.
Das Scheitern des Verkaufs der schwedischen Tochter Saab war neben dem Gerangel um Opel ein weiterer grosser Rückschlag für den jetzt abgesetzten GM-Chef. Der chronisch defizitären Traditionsmarke aus Skandinavien droht das endgültige Aus, wenn sich bis zum Jahresende kein Käufer findet. (awp/mc/ps/33)