OC Oerlikon: Aktionäre votieren für Sanierungskonzept

Im ersten Quartal 2010 stieg der Umsatz vor allem wegen einer verbesserten Lage in der Textilmaschinensparte. Eine Erholung beim Bestellungseingang macht das Unternehmen in nahezu allen Divisionen aus. Für die Zukunft gibt sich das Management zuversichtlich, sieht sich bei der Sanierung auf Kurs und rechnet mit eine weiter anziehenden Nachfrage. Einschneidende Massnahmen kommen nun nach den Beschlüssen der Generalversammlung vom Dienstag auf die Anteilseigner zu. «Danke für den schmerzhaften aber weitsichtigen Entschluss», sagte Sanierer und CEO Hans Ziegler. «Wir sind uns der Verantwortung bewusst», ergänzte er.


Kapitalschnitt
Denn nun wird der Nennwert der Aktien mittel Kapitalschnitt von 20 auf 1 CHF reduziert. Die Altaktionäre verlieren damit 95% ihres Einsatzes. Pro Aktie erhalten die heutigen OC-Oerlikon-Eigner demnach das Recht, 19 neue Aktien zu je 3,72 CHF zu kaufen. Hauptaktionärin Renova, die rund 45% an OC Oerlikon hält, verpflichtet sich, alle ihre Bezugsrechte auszuüben. Die Banken dagegen werden jene neuen Aktien zeichnen, deren Bezugsrechte nicht wahrgenommen werden. Der Preis für die neuen Aktien wird dabei mit den Schulden verrechnet, die OC Oerlikon bei den Kreditgebern hat. Auf diese Weise soll rund 1 Mrd CHF in die Konzernbilanz fliessen.


Nach Beinahe-Bruchlandung leichter Steigflug
Erste Anzeichen einer Erholung sind unterdessen im operativen Geschäft spürbar, lediglich die Solarsparte tritt auf der Stelle. Der Konzernumsatz stieg in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahr um 11% auf 705 Mio CHF. Der Betriebsverlust (EBIT) reduzierte sich auf 14 (114) Mio CHF. Unter dem Strich resultierte ein Nettoverlust von 104 Mio CHF, nach einem Minus von 167 Mio CHF im Vorjahreszeitraum. Der Bestellungseingang erhöhte sich um 64% auf 937 Mio CHF. Bei Textile und Advanced Technologies wurde der Bestellungseingang mehr als verdoppelt. Coating, Vacuum und Drive Systems verzeichneten ebenfalls Zuwächse. Bei Solar fehlten dagegen die Grossaufträge.


Zugpferd Textilmaschinenbau
Beim Umsatz ist der Textilmaschinenbau das stärkste Zugpferd. Die Sparte steigerte die Verkäufe um rund 48%. Advanced Technologies erwirtschafteten ein Umsatzwachstum von 44%. Coating und Vacuum legten um 12% bzw. 20% zu. Drive Systems verkauften dagegen 20% und die Solarsparte etwa 24% weniger. Die Unternehmensführung blickt zuversichtlich in die Zukunft. Die meisten Endmärkte verzeichneten derzeit solide Wachstumsraten. Ausnahme seien Dünnschicht-Anwendungen im Solarbereich und landwirtschaftliche Anwendungen bei Drive Systems. Das Management geht nun weiterhin von einer moderaten Erholung des Geschäftsvolumens und Rückkehr in die operative Gewinnzone (vor Restrukturierungskosten) auf Gruppenstufe in der zweiten Jahreshälfte aus.


Vekselberg verliert das Sagen
Die Machtverhältnisse im Verwaltungsrat haben sich mit der jüngsten Generalversammlung verschoben. Die Aktionäre wählten zwei weitere unabhängige Vertreter in den Verwaltungsrat. Damit gibt der russische Grossaktionär Viktor Vekselberg, wie mit den kreditgebenden Banken vereinbart, die Mehrheit im Aufsichtsgremium ab. Neue Verwaltungsräte werden Wolfgang Tölsner sowie Gerhard Pegam. Nach ihrer Wahl setzt sich der Verwaltungsrat von Oerlikon neu aus sieben Mitgliedern zusammen, von denen vier (neben Tölsner und Pegam auch Kurt Hausheer und Hans Ziegler) als unabhängig gelten und drei (Vladimir Kuznetsov, Urs Meyer und Carl Stadelhofer) die derzeit grösste Aktionärin, Vekselbergs Renova-Gruppe, vertreten. (awp/mc/ps/02) 

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