OC Oerlikon tritt auf Kostenbremse
Für 2009 wird kein Konzerngewinn erwartet, die Gewinnschwelle auf Stufe Konzerngewinn soll erst im Jahr 2010 wieder überschritten werden, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteile. Das Unternehmen legte bereits Anfang März Eckdaten für 2008 vor. Mit den fortgeführten Aktivitäten erzielte Oerlikon einen EBIT von 281 (VJ 496) Mio CHF. Inklusive der nicht fortgeführten Aktivitäten – Esec und Optics – lag der EBIT der Gruppe vor Restrukturierungen und Wertberichtigungen bei 203 Mio CHF.
Nettoverlust von 422 Millionen Franken
Der Nettoverlust betrug 422 (Gewinn 319) Mio CHF. Das Minus sei im Wesentlichen verursacht von Wertberichtigungen, Restrukturierungskosten sowie Einmaleffekte durch den Verkauf von Esec. Die Aktionäre müssen nach diesem Ergebnis, wie auch im Vorjahr, auf eine Dividende verzichten.
Auch Umsatz rückläufig
Im abgelaufenen Jahr sank der Umsatz der fortgeführten Aktivitäten um 12,1% auf 5,4 Mrd CHF. Der Auftragseingang sank um 25,7% auf 4’319 Mio CHF, der Auftragsbestand liegt bei 1’318 (1’821) Mio CHF. «Die Ergebnisse von Oerlikon im Jahr 2008 sind enttäuschend», wird Verwaltungsratspräsident Vladimir Kuznetsov in einer Mitteilung zum detaillierten Jahresabschluss zitiert.
Keine Erleichterung im Q1 erwartet
Das erste Quartal 2009 brachte bislang keine Verbesserung: «Wir erwarten im ersten Quartal keine Erleichterung – insbesondere im Bereich Textil sehen wir keinen Silberstreifen am Horizont», sagte CEO Uwe Krüger im Gespräch mit AWP. In der unter einem Auftragseinbruch (-48%) leidenden Sparte Textile werde daher die Strategie neu definiert. Sie weicht vom bisherigen Anspruch eines lösungsorientierten Komplettanbieters ab. Ab sofort fokussieren sich die Business Units von Oerlikon Textile mit individuellen Verantwortlichkeiten auf profitable Marktsegmente.
Solar-Sparte: Projekte zurückgestellt
Die initiierten Massnahmen zielen darauf ab, bis 2010 die Gewinnschwelle bei Textile um 500 Mio CHF abzusenken; das ist 200 Mio CHF tiefer, als zuvor geplant. Über die nächsten zwei Jahre werden daher bei OC Oerlikon zusätzliche Restrukturierungskosten in Höhe von insgesamt 100 Mio CHF erwartet, von denen etwa zwei Drittel allein auf Textile entfallen. In der Sparte Solar wurden aufgrund der internationalen Finanzkrise im zweiten Halbjahr 2008 neue Projekte zurückgestellt. Diese Verzögerungen führten zu geringerem Umsatz und Bestellungseingang als anvisiert. Der Bestellungseingang belief sich auf 566 Mio CHF (-12,9%).
Hoffen auf Aufträge
Als ein zukunftsträchtiges Zugpferd sieht Krüger trotzdem die Sparte Solar an. «Hier sind wir mit unserer Technologie exzellent unterwegs.» Allerdings sei die Projektfinanzierung in den vergangenen sechs bis sieben Monaten schwieriger geworden, wie er einräumt. «Wir sehen bislang keinen wesentlichen Auftragseingang.» Angesichts unveränderter Rahmenbedingungen für die langfristigen Wachstumsaussichten geht er jedoch ab Anfang 2010 von einer Rückkehr zu zweistelligem Marktwachstum aus.
Bedingungen des syndizierten Bankkredits erfüllt
Gegenwärtig erfülle Oerlikon die Bedingungen des syndizierten Bankkredits. Die Auflagen legen fest, dass das Verhältnis der Nettoverschuldung zu einem normalisierten EBITDA den Wert von 3,5 nicht überschreiten darf. «Mit einem Verhältnis von unter 3 liegen wir gegenwärtig deutlich unter dieser Kennzahl», sagte Krüger. Der CEO gibt zu verstehen, dass er zuversichtlich ist, weiterhin die Vorgaben für den Kredit zu erfüllen.
Hohes Ziel
Allerdings müsse sich das Unternehmen strecken, um dieses Ziel zu erreichen. «Die Verschlechterung des Business bringt Herausforderungen für den Stichtag im Sommer.» Verschiedene weitere Optionen, um die Bedingungen zu erfüllen, würden deshalb geprüft. Verkäufe von Unternehmensteilen, Kapitalmarkttransaktionen für den Konzern oder für einzelne Geschäftseinheiten stehen zur Disposition. (awp/mc/ps/01)