Der Bestellungsbestand ging auf 1,735 Mio CHF zurück, nach einem Vorjahreswert von 1’900 Mio CHF (ohne Oerlikon Drive Systems). Mit diesem Zahlenset hat Oerlikon die durchschnittlichen Erwartungen der Analysten bei Umsatz und Bestellungseingang deutlich verfehlt. Die Analysten rechneten (AWP-Konsens) mit einem Umsatz von 3’836 Mio CHF und einem Bestellungseingang von 4’250 Mio CHF.
Gegenläufige Tendenzen
Die gegenläufigen Tendenzen innerhalb des Konzerns hätten sich auch im dritten Quartal fortgesetzt, so OC Oerlikon. Während Oerlikon Balzers, Oerlikon Solar, Oerlikon Vacuum, Oerlikon Drive Systems und Oerlikon Space ihren Wachstumskurs fortsetzten, gingen die Märkte bei Oerlikon Textile und Oerlikon Esec weiter zurück. Neben negativen Währungseffekten in Höhe von rund 0,2 Mrd CHF habe die weltweite Finanzkrise zusätzlich die Investitionsfähigkeit der Oerlikon Kunden gedämpft.
Umsatzeinbruch im Segment Textile
So erlitt das Segment Oerlikon Textile eine weitere Verlangsamung der Geschäftstätigkeit. Der Umsatz brach um 31,2% auf 1’351 Mio CHF ein, der Bestellungseingang um 44,9% auf 1’165 Mio CHF und der Bestellungsbestand um 38,4% auf 610 Mio CHF. Die Ergebnisse bestätigten den unverminderten Rückgang im globalen Textilmarkt, vor allem im Bereich Stapelfaser, so das Unternehmen weiter.
Gedämpfte Investitionsbereitschaft auf Kundenseite
Im dritten Quartal habe sich zusätzlich zu den negativen Marktfaktoren die weltweite Finanzkrise stark bemerkbar gemacht, da der überwiegende Teil der Kunden die Bestellungen ihrer Anlagen kreditfinanziere. Die hohe Unsicherheit auf Seiten der Banken sowie verschlechterte Konditionen hätten die Investitionsbereitschaft der Kunden weiter gedämpft.
Restrukturierungsmassnahmen beschleunigt
Mit einer Belebung der weltweiten Textilmärkte rechne das Segment nicht vor 2010. Der Konzern Oerlikon setze daher die angekündigten Restrukturierungsmassnahmen beschleunigt um. So habe Oerlikon Schlafhorst damit begonnen, die Standorte in Deutschland neu auszurichten und die Produktionsstätten von drei auf eine zu konsolidieren. Die Anpassung der Personalkapazitäten, von der insgesamt rund 1’000 Arbeitsplätze betroffen sind, verlaufe plangemäss. Oerlikon Textile werde den Break-Even bis zu Beginn 2010 damit um mindestens 300 Mio CHF senken.
Oerlikon Solar bleibt auf Erfolgskurs
Weiter auf Erfolgskurs ist dagegen das wichtigste Segment Oerlikon Solar: der Umsatz stieg um 133% auf 442 (190) Mio CHF und der Bestellungseingang um 57,9% auf 529 (335) Mio CHF. Der Bestellungsbestand lag mit 549 (540) beinahe auf dem Vorjahreswert (+1,7%). Damit habe das Segment Oerlikon Solar in den ersten neuen Monaten sein enormes Wachstumspotenzial bestätigt, heisst es weiter. Das Segment habe seine Expansion erfolgreich fortgesetzt und die eigenen Kapazitäten weiter hochgefahren.
Umsatzziele für Solar-Sparte bekräftigt
Europa sei nach wie vor der grösste Markt für Photovoltaik und die entsprechenden Fertigungsanlagen, Asien hole jedoch auf. Auch für die USA erwartet Oerlikon ein starkes Anziehen des Marktes, nach dem Anfang Oktober weitere steuerliche Anreize für Investitionen in Solarenergie gegeben wurden. Die mittel- und langfristigen Marktaussichten für den Dünnschicht-Solar-Markt blieben damit ausgezeichnet. Kurzfristig könne es aber aufgrund der aktuellen Krise auf den Finanzmärkten zu Verzögerungen bestehender Expansionspläne oder geplanter neuer Projekte kommen, die einen Einfluss auf den Bestellungseingang haben können. Oerlikon Solar sei dennoch auf dem Weg, die Umsatzziele für 2008 zu erreichen.
«Hohe Resistenz»
«Unsere Kerngeschäfte zeigen eine hohe Resistenz gegen die weltweite Konjunkturabkühlung», kommentiert CEO Uwe Krüger in der zusammenfassend die Entwicklung der Segmente. In den von Rückgängen betroffenen übrigen Sparten seien die Anpassungen der Produktionskapazitäten an die veränderten Rahmenbedingungen und weitere Restrukturierungsmassnahmen konsequent umgesetzt, und wo nötig, ausgeweitet worden.
Ausblick gesenkt
Für das Gesamtjahr hat Oerlikon den Ausblick gesenkt. So erwartet der Konzern für 2008 einen Umsatzrückgang im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich; bis dato hatte Oerlikon einen leichten Umsatzrückgang in Aussicht gestellt. Der EBIT wird sich bereinigt um den Aufwand für Wertberichtigung (343 Mio CHF) und Restrukturierung (rund 100 Mio CHF) in der zweiten Jahreshälfte im Vergleich zu den ersten sechs Monaten verbessern und zum Jahresende rund 250 Mio CHF erreichen. Bisher hiess es, Oerlikon rechne für 2008 mit einem um rund einen Drittel niedrigeren EBIT vor Wertminderungsaufwand als 2007 (496 Mio). (awp/mc/ps/03)