Vor allem die nachlassende Kerninflation in der Eurozone rechtfertige eine «Lockerung des geldpolitischen Kurses» im Euroraum, hiess es zudem im OECD-Wirtschaftsausblick.
Geringe Inflationsgefahr
Anders als in den USA sei die Inflationsgefahr im Euro-Raum wegen der unausgelasteten Kapazitäten sehr gering, hiess es. Für das laufende Jahr erwartet die OECD in der Eurozone eine Inflationsrate von 1,5 Prozent, während sie in den Vereinigten Staaten bei 2,4 Prozent liegen dürfte. Der EZB-Leitzins beträgt gegenwärtig 2,00 Prozent. In den USA liegt der Schlüsselzins für die kurzfristige Geldbeschaffung bei 3,00 Prozent.
US-Aufschwung ungebrochen
Auch bei den OECD-Prognosen für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr zeichnen sich gravierende Unterschiede ab. Während sich der Aufschwung in den USA nach Einschätzung der OECD-Volkswirte ungebrochen fortsetzen wird, haben sie die Konjunkturerwartung für die Eurozone zurückgeschraubt. Beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den USA erwarten die Volkswirte im laufenden Jahr einen Zuwachs von 3,6 Prozent nach 3,3 Prozent in der vorherigen Prognose.
Erwartungen an Wirtschaftswachstum gesenkt
Für die Eurozone senkten die OECD-Experten hingegen die Erwartung für das Wirtschaftswachstum. Nach zuvor 1,9 Prozent erwarten sie für das laufende Jahr laut dem jüngsten Wirtschaftsausblick nur noch ein BIP-Wachstum von 1,2 Prozent. Erst 2006 werde das Wachstum auf 2,0 Prozent anziehen.
Schwache Binnenkonjunktur als Grundproblem
Das Grundproblem der europäischen Konjunkurentwicklung ist laut OECD nach wie vor die schwache Binnenkonjunktur. In Europa bestehe daher die Herausforderung für die Wirtschaftspolitik kurzfristig darin, für eine nachhaltige Dynamik der Binnennachfrage zu sorgen, sagte OECD-Chefvolkswirt Jean-Philippe Cotis. Trotz der zu erwartenden wirtschaftlichen Belebung im kommenden Jahr werde sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt in der Eurozone nicht deutlich verbessern. Die Arbeitslosenquote dürfte 2006 in der Eurozone nicht nennenswert zurückgehen, schreiben die OECD-Volkswirte im Wirtschaftsausblick.
Schwächeres Wirtschaftswachstum in der Eurozone
Auch in den OECD-Mitgliedsstaaten insgesamt wird das Tempo der wirtschaftlichen Belebung nach Einschätzung von OECD-Volkswirten im laufenden Jahr schwächer als zunächst erwartet ausfallen. Für das Gesamtjahr erwarten die Experten in den Mitgliedsstaaten ein Wirtschaftswachstum von 2,6 Prozent. Im kommenden Jahr dürfte das Wirtschaftswachstum dann auf 2,8 Prozent zulegen.
Besorgtheit über aussenpolitsche Ungleichgewichte
Für die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft zeigte sich die OECD zudem besorgt über die sich vergrössernden aussenpolitischen Ungleichgewichte. Das Defizit der USA stehe dabei im Vordergrund, hiess es weiter im Monatsbericht. Im kommenden Jahr erwartet die OECD beim US-Defizit einen Anstieg «auf nahezu 900 Milliarden US-Dollar».(awp/mc/ab)