Öffnung des Postmarktes laut Studie mit weitreichenden Auswirkungen

Fällt das Briefmonopol ganz, könne die Post gemäss der Studie die Grundverso rgung mittel- und langfristig nur selbst finanzieren, wenn sie gleiche Bedingungen erhalte wie die private Konkurrenz, schrieb das UVEK am Mittwoch. Durchschnittlich höhere Löhne für Post-Angestellte und bessere Arbeitsbedingungen wären nicht mehr möglich.


Heutiger Poststellenmix nicht mehr möglich
Ebensowenig könnte die Post den heutigen Poststellenmix aufrecht erhalten. Auch auf Anliegen einzelner Regionen könnte sie nicht mehr eingehen. Bleibt das Angebot der Post weiterhin über den gesetzlichen Vorgaben, müsste für die Finanzierung der Grundversorgung längerfristig der Staat einspringen.


Bei gleichen Bedingungen Grundversorgung bis 2021 gesichert
Kann die Post hingegen zu gleichen Bedingungen arbeiten wie die Konkurrenz, ist die Grundversorgung bis zum untersuchten Zeithorizont von 2021 gesichert. Bliebe ein Monopol für Briefe unter 50 Gramm bestehen, könnte die Post mit den Erträgen die Grundversorgung langfristig finanzieren.


Weniger Personal bei vollständiger Liberalisierung
Bei einer vollständigen Liberalisierung wird der Postsektor auf lange Sicht weniger Personen beschäftigen. Die durchschnittlichen Preise der Produkte der Post sinken laut der Studie bis 2011. Danach bleiben sie stabil oder werden noch tiefer. Entscheidend sind hier die Möglichkeiten der Post, ihre Kosten anzupassen. Wettbewerb ist gemäss der Studie am ehesten bei der Briefpost in städtischen Agglomerationen zu erwarten. Betroffen wäre der Briefverkehr unter privaten und Geschäftskunden, eine Voraussetzung wäre zudem der vollständige Fall des Briefmonopols.


Grundlage für geplante Revision
Die von Plaut Economics und Frontier Economics erstellte Studie dient nach Angaben des UVEK als Grundlage für die geplante Revision der Postgesetzgebung. Untersucht wurden verschiedene Szenarien mit einer teilweisen oder vollständigen Marktliberalisierung. Der Bundesrat legte im September den Fahrplan für die weitere Öffnung des Postmarktes vor. 2011 soll das Briefmonopol von 100 auf 50 Gramm gesenkt werden. Zwei bis fünf Jahre später entscheidet das Parlament, ob das Monopol ganz fallen soll. Dieser Beschluss ist referendumsfähig.


Gygi: Begriff der Grundversorgung neu zu definieren
Post-Chef Ulrich Gygi forderte im Herbst, den Begriff der Grundversorgung neu zu definieren, sollte die Öffnung des Postmarktes weiter vorangetrieben werden. Etwa könnten statt Poststellen mehr Agenturen geschaffen werden, die zwar längere Öffnungzeiten, aber weniger Dienstleistungen anbieten könnten. Potenzial sah Gygi auch bei der Logistik und bei der Kommunikation. Mit einem Beförderungsmonopol für Briefe mit weniger als 50 Gramm Gewicht könne die Post die postalische Grundversorgung jedoch finanzieren, sagte Gygi.


Die Post befindet sich 2007 auf Gewinnkurs. In den ersten neun Monaten des Jahres erwirtschaftete sie einen Konzerngewinn von 699 Mio CHF, 98 Mio mehr als in der Vorjahresperiode. Rückläufig war das Ergebnis jedoch im Segment PostMail. (awp/mc/pg)

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