«Wir haben heute die Öffnung des Sektors nach zehn Jahren endlich zu Grabe getragen», sagte der linksnationalistische Staatspräsident Hugo Chavez am Dienstagabend (Ortszeit) beim einer Verstaatlichungsfeier in einer Erdölanlage im Bundesstaat Anzoategui. Die «Herrschaft des Imperialismus» sei in Venezuela damit endgültig zu Ende.
Dekret bereits im Februar unterzeichnet
Das entsprechende Dekret zur Verstaatlichung am 1. Mai hatte Chavez bereits im Februar unterzeichnet. Arbeiter in roten T-Shirts mit der Aufschrift «Ja zur Nationalisierung!» besetzten kurz nach Mitternacht (Ortszeit) friedlich Ölanlagen im so genannten Orinoco- Streifen im Westen des Landes, in dem die grössten Ölreserven der Welt vermutet werden. Bislang hatten dort ausländische Firmen das Sagen.
Staat hält Kapitalmehrheit bei ausländischen Firmen
Gemäss dem Chavez-Dekret mussten ausländische Firmen – darunter die US-Gesellschaften Exxon Mobil und Chevron Corp., die französische TOTAL, British Petroleum und Statoil ASA aus Norwegen – im Orinoco-Gebiet eine Umwandlung in Joint-Venture-Unternehmen akzeptieren, bei denen der venezolanische Staat die Kapitalmehrheit halten wird. Noch kein Abkommen wurde laut Caracas mit Conoco-Phillips erzielt. Die letzte Frist für eine Vereinbarung läuft bis zum 26. Juni.
Orinoco-Becken von ausländischen Firmen ausgebeutet
Die Rohölreserven im Orinoco-Becken waren bislang im Rahmen so genannter «strategischer Vereinigungen» mit dem staatlichen Ölkonzern PDVSA von ausländischen Firmen ausgebeutet worden. Die Gesamtförderung im Gebiet beträgt zur Zeit 600’000 Barrel (je 159 Liter) pro Tag.
Die grössten Ölreserven der Welt
Sozialismus und die Verstaatlichungen im Öl-, Strom- und Telefonsektor
Chavez hatte Anfang des Jahres anlässlich des Beginns seiner neuen Amtszeit bis 2013 die Verankerung des Sozialismus und die Verstaatlichungen im Öl-, Strom- und Telefonsektor angekündigt. Rund 20 ausländische Ölfirmen hatten im vergangenen Jahr bereits die Umwandlung ihrer Aktivitäten in dem südamerikanischen Land in Joint- Venture-Firmen mit der staatlichen PDVSA akzeptiert. (awp/mc/ab)