Beim weltweit grössten börsennotierten Ölkonzern ExxonMobil war der Gewinn von April bis Juni um zwei Drittel im Vergleich zum Vorjahr auf 3,95 Milliarden Dollar eingebrochen, wie das US-Unternehmen am Donnerstag in Irving (Texas) mitteilte. Damit verfehlte der Konzern die Erwartungen von Analysten. Der Rückgang war noch stärker zu Jahresbeginn, als sich der Überschuss bereits halbiert hatte. Im US-Handel verloren die Aktien in der ersten Stunde ein knappes Prozent.
Shell übertrifft Erwartungen
Der Umsatz des US-Konzerns war im zweiten Jahresviertel um 44 Prozent auf 74,5 Milliarden Dollar gesunken. Das Fördervolumen hatte die Gesellschaft dagegen nur um 3 Prozent gedrosselt. Im vergangenen Jahr hatte Exxon noch mit mehr als 45 Milliarden Dollar den bisher höchsten Gewinn eines US-Unternehmens erzielt. Im Schlussquartal war das Ergebnis jedoch bereits eingebrochen.
Der niederländisch-britische Konkurrent Shell musste sogar einen Gewinneinbruch von 70 Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar hinnehmen. Den Aktionären soll dennoch eine um fünf Prozent höhere Dividende von 0,42 Dollar gezahlt werden. Die Erwartungen des Marktes konnte Shell damit übertreffen, die Aktien legten am frühen Nachmittag leicht zu. Allerdings war der Gewinnrückgang bei Shell höher als bei dessen europäischem Konkurrenten British Petroleum (BP) aus. BP hatte am Dienstag für das zweite Quartal eine Abnahme seiner Gewinne um 53 Prozent auf 3,14 Milliarden Dollar gemeldet.
Kosten bleiben hoch
Den Ölkonzernen macht weltweit der im Vergleich zum Vorjahr schwache Ölpreis zu schaffen. Im Juli 2008 hatte Rohöl noch fast 150 Dollar je Barrel gekostet und den Ölkonzernen Rekordgewinne beschert. Zurzeit pendelt der Preis zwischen 60 und 70 Dollar. Gleichzeitig sind bei den Konzernen die Kosten für die Ölförderung sehr hoch, weshalb sich nun viele ein Sparprogramm verordnet haben. So hatte Shell im Juni angekündigt, sich künftig schlanker aufzustellen. Dem Programm mit dem Namen «Transition 2009» sind bereits 20 Prozent der Stellen im Management zum Opfer gefallen. «Weitere substanzielle Reduzierungen des Mitarbeiterstabes sind wahrscheinlich», sagte Vorstandschef Peter Voser. Shell beschäftigt derzeit rund 102.000 Mitarbeiter.
Der Konzern bleibt eigenen Angaben zufolge auf der Suche nach neuen Öl- und Gasfeldern, um die Produktion anzukurbeln. Allein im ersten Halbjahr 2009 habe Shell sechs neue Funde gemacht. Ziel sei es, die Förderung von Öl auszubauen und um eine Millionen Barrel Öl pro Tag zu erhöhen. Exxon Mobil hatte trotz der Krise im ersten Halbjahr 12,3 Milliarden Dollar in neue Förderprojekte investiert, dies ist nach eigenen Angaben fast ein Rekordwert. Für rund 5 Milliarden Dollar kaufte der Konzern zudem Aktien zurück./nl/gr/he (awp/mc/pg/26)