Ölpest erreicht Mississippi – Schäden womöglich unbezahlbar

Damit blieben die Absaug- und Reinigungsarbeiten weiter unbeeinträchtigt. Die Kosten für den Kampf gegen die Umweltkatastrophe steigen derweil für den Ölkonzern BP immer schneller an. In den vergangenen drei Tagen habe das Unternehmen 300 Millionen US-Dollar (243 Millionen Euro) gezahlt, teilte BP am Montag in London mit. Erstmals erreichten die Kosten pro Tag damit die 100-Millionen-Marke. Insgesamt hat der Konzern inzwischen für die Beseitigung der Umweltschäden, für Ausgleichszahlungen an Betroffene und die Rettungsmassnahmen 2,65 Milliarden US-Dollar gezahlt.


BP-Chefökonom: Ölschäden womöglich unbezahlbar
Aus Sicht von BP sind die Umweltschäden der Ölkatastrophe womöglich nie wieder gutzumachen. Die vom Energieriesen zugesagten 20 Mrd USD (etwa 16 Mrd USD) seien nur ein Grundstock der Hilfe, sagte BP-Chefökonom Christof Rühl auf einer Veranstaltung in Frankfurt. «Das ist natürlich keine Obergrenze, sondern verbunden mit den potenziell nicht limitierten Forderungen in der Zukunft». Das Unternehmen müsse enorme Anstrengungen leisten, um auch künftig Geldreserven für die Folgen der Katastrophe zurückzustellen. Unter anderem sprach Rühl von Dividendenkürzungen.


Er verglich die Katastrophe im Golf von Mexiko mit dem Unglück des Öltankers Exxon Valdez, der Ende der 80er Jahre vor Alaska eine gigantische Ölpest ausgelöst hatte. Als Folge wurden die Sicherheitsstandards für Tanker erhöht. Mit ähnlichen Konsequenzen rechnet Rühl auch für die Tiefseebohrungen. «Die Aufsichtsbehörden und Regulatoren werden vermutlich – und zu Recht – sehr viel mehr Wert darauflegen, dass Sicherheitsstandards eingehalten und ausgebaut werden in verschiedenen Bereichen der Tiefseeförderung.»


Krisentreffen in Moskau
BP versuchte derweil bei einem Krisentreffen in Moskau russische Bedenken an dem Unternehmen zu zerstreuen. BP-Chef Tony Hayward habe Vize-Regierungschef Igor Setschin zugesagt, dass das Unternehmen im Riesenreich unverändert aktiv bleiben wolle, teilte eine Sprecherin Setschins mit. Russland gehört zu den lukrativsten BP- Einsatzgebieten. Setschin war vor dem Treffen mit der Aussage zitiert worden, Hayward stehe angeblich vor dem Rücktritt. Diese Frage sei aber bei dem Treffen im Moskauer Sitz des Rosneft-Konzerns, an dem BP beteiligt ist, nicht besprochen worden, sagte die Sprecherin.


BP soll mehr zum Küstenschutz unternehmen
Bisher war das meiste Öl an die Küste von Louisiana gespült worden, vereinzelt sind aber auch Strände in Alabama und in Florida betroffen. Am Sonntag (Ortszeit) wurden nun auch die ersten grösseren zähflüssigen Ölflecken an zwei Urlauberstrände in Mississippi entdeckt. Führende Staatspolitiker riefen BP auf, mehr zum Schutz ihrer Küste zu tun.


Tropensturm «Alex» zeigt sich gnädig
Immerhin zeigt sich «Alex» anscheinend gnädig. Er hielt sich am Montag auf seinem nordwestlichen Kurs, weit genug von der Stelle entfernt, an der die Bohrinsel «Deepwater Horizon» am 22. April nach einer Explosion gesunken war. Bleibt es dabei, was als zunehmend wahrscheinlich gilt, könnte das Absaugen von Öl aus dem Bohrloch am Meeresboden auch dann fortgesetzt werden, wenn der Sturm möglicherweise in zwei Tagen Hurrikan-Stärke erreicht. «Alex» wird vermutlich am Donnerstag im texanisch-mexikanischen Grenzgebiet am Golf das Festland erreichen.


Täglich 2000 Tonnen Öl abgesogen
Heftige Unwetter könnten die Arbeiten zum Eindämmen der Ölpest bis zu zwei Wochen lahmlegen. Menschen, Schiffe und Ausrüstung müssten aus der Gefahrenzone gebracht werden. Damit würden auch die Verbindungen des Auffangtrichters über dem Ölleck zu Schiffen an der Oberfläche gekappt, das Öl würde dann wieder fast ungehemmt ins Meer fliessen. Bislang fängt der Deckel über der defekten Quelle mehr als 2000 Tonnen Öl pro Tag ab. (awp/mc/ps/35)

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