Ölpest: Neue Spekulationen über die Zukunft von BP
Dies berichtete die Zeitung am Dienstag. Eine Sprecherin des britischen Energieministeriums sagte der Nachrichtenagentur dpa: «Wir kommentieren keine hypothetischen Krisenpläne, für welches Unternehmen auch immer.» Auch andere Ministerien und die Downing Street wollten sich nicht äussern oder verwiesen auf einen späteren Zeitpunkt. Zumindest auf den Kurs der BP-Aktie wirkten sich die wilden Gerüchte aber durchaus positiv aus. Am Dienstagvormittag notierten die Papiere bei 342,50 Pence und lagen damit um 2,74 Prozent im Plus. Seit April hat sich der Aktienkurs des Unternehmens wegen der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko nahezu halbiert. Auf dem derzeitigen Niveau waren die Titel zuletzt im April 1997 gehandelt worden.
Britische Interessen unmittelbar betroffen
Falls das ehemals grösste britische Unternehmen die Krise nicht überleben sollte, betrifft dies unmittelbar britische Interessen. So gehört BP der grösste Teil der britischen Energie-Infrastruktur. Dazu gehört unter anderem ein Leitungssystem, das über 50 Öl- und Gasfelder in der Nordsee verbindet, wie die «Times» berichtet. Allein in Grossbritannien beschäftigt der Konzern mehr als 10.000 Menschen. Im vergangenen Jahr bescherte BP dem britischen Schatzkanzler Steuereinnahmen in Höhe von fast sechs Milliarden Pfund (7,25 Mrd Euro).
Cameron erörtert BP in Washington
Von einem etwaigen Zusammenbruch wären auch viele britische Rentenfonds betroffen, die in BP-Aktien investiert haben. Der britische Premierminister David Cameron wolle die Zukunft von BP deshalb während eines Besuchs in Washington am 20. Juli mit Vertretern der US-Regierung besprechen, berichtete die Zeitung. Als potenzielle Übernahme-Interessenten gelten BPs Hauptkonkurrenten, die amerikanische ExxonMobil und die niederländisch-britische Royal Dutch Shell . BP betont jedoch immer wieder, dass es die Krise aus eigener Kraft überwinden werde.
Schnäppchen für Libyen?
Bereits am Montag war in der britischen Presse spekuliert worden, BP könne sich einen potenten Investor an Bord holen, um sich gegen eine mögliche Übernahme zu schützen. Gleichzeitig könne ein solcher Investor helfen, Mittel einzusammeln, um die Kosten der Ölkatastrophe zu stemmen. Im Gespräch sind vor allem Staatsfonds etwa aus Abu Dhabi, Kuwait, Katar und Singapur. Allerdings haben einige der BP-Aktionäre bereits ihren Widerwillen gegen einen solchen Plan geäussert. Das «Wall Street Journal Europe» heizte die Spekulationen mit einem Bericht über ein mögliches Interesse Libyens nun weiter an. So habe ein führender Ölmanager des Landes die Aktien als Schnäppchen bezeichnet.
BP lässt Vertrag mit Iran Air auslaufen
Derweil bekommt der Iran einem Pressebericht zufolge wegen der verschärften US-Sanktionen Probleme beim Betanken seiner Flugzeuge im Ausland. Der britische Mineralölkonzern BP hat einen Vertrag mit der Fluggesellschaft Iran Air Ende Juni fristgerecht auslaufen lassen, berichtet die «Financial Times Deutschland». Betroffen davon ist auch der Flughafen Hamburg, wo eine Maschine der Iran Air nach Angaben aus Branchenkreisen am Sonntag kein Kerosin erhielt und nach Wien ausweichen musste.
Sanktionen beeinflussen Entscheidung
Dem Bericht zufolge spielten die Sanktionen bei der Entscheidung von BP eine Rolle. In einer Stellungnahme von BP hiess es: «Wir äussern uns nicht zu einzelnen Verträgen mit Airlines. Aber wir halten uns in jedem Land, in dem wir tätig sind, an die dortigen Regeln zu Sanktionen.» Der französische Konzern Total teilte mit, iranische Maschinen würden am Flughafen Köln-Bonn weiterhin betankt. Auch der kuwaitische Konzern Q8 liefert noch. US-Präsident Barack Obama hatte am Donnerstag ein Gesetz unterschrieben, das Firmen bestrafen soll, die mit dem Iran Handel treiben. Darunter fällt auch der Export von Benzin und anderen Raffinerieprodukten. (awp/mc/ps/02)