Ölpreis nimmt Kurs auf 120 US-Dollar – Geopolitische Unsicherheit gestiegen

Am späten Nachmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) mit Auslieferung im Oktober 119,32 US-Dollar und damit 3,76 Dollar mehr als am Vortag. Das ist der höchste Stand seit dem 8. August. An der Börse in London legte der Preis für Rohöl der Nordseesorte Brent ebenfalls deutlich um 3,64 Dollar auf 118,00 Dollar zu. Auch die jüngste Schwäche des Dollar sorge für Rückenwind.


Abwärtsdruck bleibt
«Das ist eine Gegenbewegung nach der jüngsten Schwäche und nicht der Beginn eines neuen Aufwärtstrends», sagte Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank. Trotz des jüngsten Anstiegs liegen die Ölpreise noch immer deutlich unter ihrem Rekordstand vom Juli mit mehr als 147 US-Dollar. In jüngster Zeit hatte die Sorge vor einer Abschwächung der Nachfrage im Zuge der globalen Wachstumsschwäche den Ölpreis kräftig unter Druck gesetzt. Aus Sicht von Fritsch hält der Abwärtsdruck beim Ölpreis an. «Die fundamentalen Daten sprechen nicht für weiter steigende Notierungen», sagte Fritsch.


Heftige Schwankungen nach Bekanntgabe der US-Lagerbestände
Die Daten des US-Energieministeriums zu den Lagerbeständen für Rohöl und Ölprodukte hatten am Mittwochnachmittag für heftige Schwankungen am Ölmarkt gesorgt. Zunächst sackte der US-Ölpreis um vier Dollar auf zeitweise unter 113 Dollar je Barrel ab, notiert aber am Donnerstagmorgen wieder bei mehr als 116 Dollar. Die Rohöllagerbestände waren in der vergangenen Woche kräftig gestiegen. Der überraschend kräftige Rückgang der Benzinlagerbestände ist aus Sicht der Commerzbank das Ergebnis einer geringeren Produktion.


Spekulationen um mögliche Produktionskürzungen
Ausserdem glaube das US-Energieministerium, dass Saudi-Arabien die jüngste starke Ausweitung der Fördermenge rückgängig machen könnte, falls der Ölpreis noch weiter fallen sollte, heisst es bei der Commerzbank. Dies dürfte Spekulationen auf mögliche Produktionskürzungen durch die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) beim Treffen im September wieder anheizen. Auch an der geopolitischen Front sorgten die zunehmenden Spannungen zwischen der NATO und Russland für einen nachhaltigen Risikoaufschlag bei Rohöl. Die Besorgnis auch seitens europäischer Länder wegen des Georgien-Konflikts und die Unterzeichnung des Vertrages zwischen den USA und Polen zum Bau eines Raketenschutzschildes trügen dazu massgeblich bei.


Der Preis für Rohöl der OPEC ist ebenfalls weiter gestiegen. Ein Barrel aus den Fördergebieten der Organisation kostete nach Berechnungen des OPEC-Sekretariats am Mittwoch 109,77 Dollar. Das waren 1,51 Dollar mehr als am Vortag, teilte die OPEC am Donnerstag mit. Die OPEC berechnet ihren Durchschnittspreis auf der Basis von 13 wichtigen Sorten des Kartells. ( awp/mc/pg/21)

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