Das Angebot könne zurzeit nicht mit der steigenden Nachfrage Schritt halten, hiess es zur Begründung. Erst am Montag hatte der US-Ölpreis zur Auslieferung im Mai mit 58,28 Dollar einen neuen Rekordstand erreicht. Am Dienstag gab der Ölpreis auf Grund von Gewinnmitnahmen etwas nach.
Verknappungsängste
Der jüngste Anstieg des Rohölpreises ist nach Einschätzung der Commerzbank die Folge von «Verknappungsängsten». Diese seien zuletzt durch die Studie der Investmentbank Goldman Sachs geschürt worden, sagte Melanie Fischinger, Rohstoffexpertin bei der Commerzbank. Goldman Sachs hatte in der vergangenen Woche die Prognose von einer Bandbreite von 50 bis 80 Dollar auf 50 bis 105 Dollar angehoben. «Ein Preisziel von bis zu 105 Dollar je Barrel würde ich nicht in den Mund nehmen», sagte Fischinger. Möglich sei, dass der Ölpreis in den kommenden Wochen über 60 Dollar steige. Bei massiven Lieferausfällen sei auch ein Ölpreis von 80 Dollar denkbar.
Nachfrage anhaltend hoch geblieben
Kurzfristig hält auch Sandra Ebner, Rohstoffexpertin von der DekaBank, einen Anstieg auf solche Höhen für unwahrscheinlich. Am Markt herrscht jedoch die Erwartung vor, dass das Angebot nicht mit der Nachfrage Schritt halten kann. Auf Sicht von zwei bis drei Jahren wäre daher ein Anstieg auf solche Höhen aber durchaus denkbar. Zuletzt sei die Nachfrage trotz hoher Preise nicht gesunken. Noch im Winter sei von einem Rückgang der Nachfrage auf Grund der Preisentwicklung ausgegangen worden. Die Nachfrage sei aber anhaltend hoch geblieben. Die treibenden Kräfte seien vor allem China aber auch die USA. In Europa sei die Nachfrage eher konstant.
Sorge vor einem möglichen Versorgungsengpass
Hinzu komme, dass die grossen Rohölkonzerne zurzeit zu wenig in die Förderung von Rohöl investierten. Die Sorge vor einem möglichen Versorgungsengpass in der Zukunft erkläre auch, warum der Ölpreis auf eine günstige Entwicklung bei den Lagerbeständen nicht reagiere. Trotz eines deutlichen Anstiegs der US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche stieg der Ölpreis weiter.
Preis ist eine Übertreibung
Fischinger sieht im derzeitigen Ölpreis hingegen eine Übertreibung. Es sei weiterhin unklar wann sich diese Übertreibung auflöst. So hätten Fundamentaldaten wie die Entwicklung der Rohöllagerbestände eigentlich zu einem sinkenden Ölpreis führen müssen.
OPEC: kaum Möglichkeiten auf einen sinkenden Ölpreis hinzuwirken
Die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) habe hingegen kaum Möglichkeiten auf einen sinkenden Ölpreis hinzuwirken. Der Markt schaue zurzeit ganz auf die niedrigen freien Förderkapazitäten. Durch eine Ausweitung der offiziellen Förderquoten werden diese nur zusätzlich vermindert. «Der OPEC sind die Hände gebunden», sagte Fischinger. (awp/mc/gh)