«Strabag wäre sehr interessiert daran, eine Mehrheitsbeteiligung an Implenia zu übernehmen», bestätigte Strabag-Sprecher Christian Ebner auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA einen Bericht der Zeitung «NZZ am Sonntag» (NZZaS, Ausgabe 25.5.). Bedingung sei die Zustimmung des Implenia-Managements. Zudem müsste Strabag eine voll stimmberechtigte Beteiligung von über 50% erhalten. Als Kaufpreis erwägt Strabag einen Betrag unter dem aktuellen Börsenkurs von 32,50 CHF. Der Aktienkurs sei gemäss Berechnungen der Strabag zu hoch, sagte Ebner. Einen konkreten Offertpreis wolle er jedoch nicht nennen.
Implenia-Management «gesprächsbereit»
Die Implenia-Führung ist nach Angaben von Konzernsprecher Aloys Hirzel gesprächsbereit, wenn eine verbindliche Offerte für sämtliche Aktionäre vorläge, die alle preislich gleich behandelt. Ein solches Angebot würde der Verwaltungsrat prüfen. Den in der «NZZ am Sonntag» genannten Preis von 30 CHF pro Aktie bezeichnete er jedoch als ungenügend. Das ganze Unternehmen wäre so mit rund 550 Mio CHF bewertet. Auch für Strabag würde zudem die Stimmrechtsbeschränkung von 5% bleiben, sagte er zur SDA.
Verweis auf Lex Koller
Implenia hatte der britischen Laxey die Eintragung der vollen Stimmrechte mit dem Verweis auf die Lex Koller verwehrt. Ansonsten würde Implenia als ausländisch beherrschter Konzern gelten, was einen wichtigen Teil des Geschäfts in der Schweiz verunmöglichen würde, argumentierte das Implenia-Management. Im Frühling war Laxey mit einem Antrag an der Generalversammlung auf Aufhebung der Stimmrechtsbeschränkung gescheitert. Implenia-Präsident Anton Affentranger riet daraufhin dem Hedge Funds, seine Implenia-Aktien an verschiedene Investoren zu verkaufen.
«Verhandlungstaktik»
Laxey-Investment-Chef Roger Bühler sagte in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» zu den Preisvorstellungen des Hedge Funds, «da die Börse in den letzten Monaten korrigiert hat, reden wir vielleicht nicht mehr von 50 CHF wie im letzten Jahr». 30 CHF pro Aktie als Verkaufspreis seien jedoch zu tief. Die entsprechende Erwägungen der Strabag bezeichnete Bühler als Verhandlungstaktik.
Strabag europaweit tätig
Strabag war bereits damals als mögliche Interessentin für Implenia gehandelt worden. Die Österreicher sind mit über 10 Mrd EUR Umsatz sechs mal grösser als Implenia mit umgerechnet 1,7 Mrd EUR und in ganz Europa flächendeckend tätig, während Implenia mehrheitlich auf die Schweiz fokussiert ist. Strabag-Sprecher Ebner sagte der «NZZ am Sonntag», die Betriebsgewinnmarge von Strabag sei mit 3,1% gut doppelt so hoch wie die 1,5% von Implenia. Zudem verfüge Strabag nach dem Börsengang im letzten Herbst und dem Einstieg des russischen Investors Oleg Deripaska über Barmittel von 2 Mrd EUR.
Strrabag übernimmt StraBAG-Gruppe
Eine Mehrheitsbeteiligung sei deshalb Bedingung, weil nur so Synergien etwa in der Verwaltung genutzt werden könnten, um Implenia profitabler zu machen. Strabag könnte nach einer Übernahme einen Teil des Westeuropageschäfts auf Implenia übertragen. Nach zahlreichen Expansionsschritten vor allem in Osteuropa übernahm Strabag Anfang Monat die Schweizer StraBAG-Gruppe. Mit seinen Baufirmen Egolf, Murer und Züblin erwirtschaftete der Konzern in der Schweiz letztes Jahr einen Umsatz von 488 Mio EUR. (awp/mc/ps)