Opel bekommt neue Führung

Laut Medienberichten ist der US-Manager Nick Reilly als Forsters Nachfolger im Gespräch. Er ist bislang für das Asien-Geschäft und die Marke Chevrolet verantwortlich. GM-Präsident Fritz Henderson betonte mit Blick auf Forsters Abgang, derzeit würden keine weiteren Veränderungen im Management von Opel vorgenommen. Zuvor war auch über einen Rückzug von Opel-Chef Hans Demant spekuliert worden. Die Bundesregierung wartet unterdessen auf das Sanierungskonzept der alten und neuen Konzernmutter General Motors (GM), bevor sie über das weitere Vorgehen entscheidet.


«Spiegel Online»: Bob Lutz wird Opel-Aufsichtsratschef
Die Spitze des Opel-Aufsichtsrates soll laut «Spiegel Online» ein altgedienter US-Manager übernehmen, der 77-jährige Bob Lutz. Bisher war Forster auch Opel-Aufsichtsratschef. Die Personalie könnte streitbar sein, weil der Schweizer als Entwicklungschef zum Teil auch als ein Verantwortlicher für den Niedergang von GM gesehen wird. In Rüsselsheim könnte der Wechsel als weiterer Affront gewertet werden. Opel-Manager hätten Lutz dafür mitverantwortlich gemacht, dass sich die Marke in den vergangenen Jahren nicht weiterentwickeln konnte.


Henderson: «Binnen Tagen neues Führungsteam»
Der 55-jährige Forster hatte sich vehement für einen Einstieg des österreichisch-kanadischen Zulieferers Magna bei Opel ausgesprochen und die Kehrtwende von GM ungewöhnlich scharf kritisiert. «Binnen Tagen oder Wochen» werde man ein neues Führungsteam für Opel/Vauxhall zusammenstellen, sagte GM-Chef Fritz Henderson in einem Interview mit Journalisten in Detroit, das auf der GM-Webseite veröffentlicht wurde. Forster hatte von 2001 bis 2004 an der Spitze von Opel gestanden. Danach war er nach Zürich als Chef von General Motors Europe gewechselt, wozu auch Opel gehört.


Kreise: Pfeil muss Opel-Treuhand verlassen
Die vier Bundesländer mit Opel-Standorten entschlossen sich am Freitag nach dpa-Informationen auch zu einem demonstrativen Paukenschlag. Der Ländervertreter in der Opel-Treuhand, Dirk Pfeil, muss demnach das Gremium verlassen. Grund sei ein kompletter Vertrauensverlust. Pfeil habe sich abfällig über das Verhalten von Politikern in den Verhandlungen zum Opel-Verkauf geäussert. Sein Nachfolger solle der nordrhein-westfälische Wirtschaftsstaatssekretär Jens Baganz (CDU) werden. Der Schritt hat nur wenig praktische Bedeutung, denn mit dem Verzicht von GM auf den Teilverkauf seiner europäischen Tochter hat sich die vorrangige Aufgabe des Gremiums mit Sitz in Frankfurt erledigt, nämlich die Verhandlungen mit möglichen Investoren zu überwachen.


GM kann bei Sanierung von Opel auf Staatshilfe hoffen
GM kann bei der Sanierung von Opel durchaus auf staatliche Hilfe hoffen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder mit Opel-Standorten hatten signalisiert, dass sie auch nach dem Scheitern des Opel-Magna-Deals die Opel-Beschäftigten nicht im Regen stehenlassen wollten. Die Bundesregierung will dabei das GM-Konzept abwarten, bevor sie weitere Massnahmen erwägt. Dies sagte der stellvertretende Regierungssprecher Christoph Steegmans am Freitag in Berlin. Es gebe Signale, dass GM das Konzept in der nächsten Woche vorstellen könnte. Im Wirtschaftsminister wies man darauf hin, dass etwaige Hilfszusagen, die an den Erhalt von Standorten geknüpft sind, nach EU-Recht nicht zulässig sind.


EU zur strengen Prüfung künftiger Staatshilfen aufgefordert
In diesem Zusammenhang forderte Opel-Betriebsratschef Klaus Franz die EU-Kommission zu einer strengen Prüfung künftiger Staatshilfen auf. Die Kommission müsse verhindern, dass Mitgliedsstaaten mit den Hilfen nur die Arbeitsplätze im eigenen Land schützten. GM werde zur Restrukturierung von Opel/Vauxhall vor allem die Regierungen in Grossbritannien, Spanien und Polen um Staatsgarantien bitten, schrieb Franz an EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes.


«Substanzieller Stellenabbau»  
Über das Ausmass des geplanten Stellenabbaus bei Opel wollte GM-Chef Henderson keine Angaben machen. «Alle Geschäftspläne der jüngsten Zeit, sei es unserer oder von Magna, sahen eine substanzielle Reduzierung der Kapazitäten sowie der Belegschaft vor», sagte Henderson. GM-Vize John Smith hatte erklärt, der Konzern wolle rund 10’000 Stellen streichen, das wäre jeder fünfte Arbeitsplatz in Europa. Das würde in etwa dem Magna-Konzept entsprechen. Die Kosten für die Sanierung bezifferte Henderson auf drei Milliarden Euro.


GM droht Opel-Belegschaft mit Insolvenz
Am Donnerstag waren tausende Opel-Mitarbeiter an den vier grossen deutschen Standorten auf die Strassen gegangen. Sie protestierten gegen bei der Sanierung durch GM befürchtete Massenentlassungen und Werkschliessungen. Der GM-Konzern droht der Belegschaft mit Insolvenz, wenn die Betriebsräte nicht zu Zugeständnissen bereit sind. Für Opel arbeiten in Deutschland mehr als 25’000 Menschen.


Huber stellt Bedingungen für tarifliche Zugeständnisse
«Ohne klares Konzept und ohne Erfüllung unserer Bedingungen wird es keine tariflichen Zugeständnisse geben», sagte IG-Metall-Chef Berthold Huber den «Stuttgarter Nachrichten» (Samstag). Als Bedingung nannte er etwa die Gründung einer Aktiengesellschaft, die in Europa eigenständig über Modellpolitik und Investitionen entscheiden kann. Verhandlungsgrundlage für die IG Metall sei nach wie vor das Magna-Konzept. Auf dessen Grundlage sei vor dem GM-Rückzieher ein Modell zur Kapitalbeteiligung der Mitarbeiter ausgehandelt worden. (awp/mc/ps/28) 

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