Die Bundesregierung ist zunehmend verärgert und mahnte in den USA tragfähige Konzepte an, um die mehr als 25 000 Arbeitsplätze an den vier deutschen Standorten zu bewahren. Mehrere Tausend Opel- Beschäftigte demonstrierten in Europa für ihre Jobs.
Zeichen der Hoffnungslosigkeit aus Detroit
Aus der Konzernzentrale in Detroit kamen Botschaften der Hoffnungslosigkeit. Die Fahrt in den Abgrund geht für den US- Autokonzern ungebremst weiter: Der Konzern schrieb 2008 mit 30,9 Milliarden Dollar den vierten Verlust dieses gewaltigen Ausmasses in Folge. Auch das Geschäft in Europa mit der Hauptmarke Opel geriet tiefer in die roten Zahlen. Der operative Verlust verfünffachte sich auf 2,9 Milliarden Dollar (2,3 Mrd Euro).
GM hält sich bedeckt
Nach dpa-Informationen aus Finanzkreisen hat General Motors bisher keine verbindlichen Angaben über die Zukunft der deutschen Werke gemacht. GM prüfe einen Verkauf des Opel-Werkes in Eisenach (Thüringen), für das es Interessenten gebe. Entscheidungen seien noch nicht getroffen. Voraussetzung für Staatshilfen ist unter anderem, dass deutsches Steuerzahlergeld nicht in die Kassen des US-Mutterkonzerns fliesst. Das Opel-Management will seinen Rettungsplan an diesem Freitag dem Aufsichtsrat vorlegen. Über Details wurde zunächst nichts bekannt. Vom Bund wünscht das Unternehmen bisher Kredite oder Bürgschaften von rund 3,3 Milliarden Euro.
Desaströse Zahlen
GM-Chef Rick Wagoner präsentierte in der Konzernzentrale in Detroit desaströse Zahlen. «Wir erwarten 2009 weiter diese schwierigen Bedingungen», sagte Wagoner. Der Verlust war nach 2007 der zweithöchste in der gut 100-jährigen Konzerngeschichte. Allein im vierten Quartal stand bei GM unter dem Strich ein Minus von 9,6 Milliarden Dollar nach 1,5 Milliarden Dollar ein Jahr zuvor. Dies war weit mehr als von Experten ohnehin befürchtet.
Staat muss einspringen
Der US-Branchenführer kann derzeit nur durch staatliche Notkredite überleben und ist ohne neues Geld in wenigen Wochen pleite. Zuletzt verbrannte GM pro Monat über zwei Milliarden Dollar seiner Reserven. Zum Jahresende halbierten sich die flüssigen Mittel im Vergleich zu 2007 etwa auf 14 Milliarden Dollar. Zur Sanierung plant GM unter anderem weltweit den Abbau von nochmals 47 000 Jobs und damit etwa jeder fünften Stelle. Weitere Werke sollen geschlossen und Konzernmarken wie die schwedische Tochter Saab verkauft oder eingestellt werden. Bislang erhielt GM 13,4 Milliarden Dollar an Staatshilfen.
Europageschäft mit Milliardenverlust
Im Europageschäft mit Opel betrug das operative Minus auch bereinigt um Sondereffekte immer noch mehr als 1,6 Milliarden Dollar. Im Schlussquartal stieg der Verlust mitsamt Sonderlasten auf fast 1,9 Milliarden Dollar. Der Marktanteil stagnierte bei 9,3 Prozent. Im vergangenen Jahr hatte die Tochtergesellschaft GM Europe (GME) noch bereinigt 55 Millionen Dollar verdient. Mit Sondereinflüssen betrug das Defizit 2007 bereits eine gute halbe Milliarde Dollar.
Opel ist europäisches Schwergewicht
Opel macht vier Fünftel des GM-Europageschäfts aus, in dem noch die Marken Saab und Vauxhall vertreten sind. Die Zahl der in Europa abgesetzten Autos sank nach dem Rekordjahr 2007 um 140 000 auf 2,041 Millionen Einheiten. Bei der zentralen Kundgebung am Opel-Stammsitz Rüsselsheim forderte der Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz vor etwa 15 000 Mitarbeitern vehement die Trennung des Autobauers von der US-Mutter. Sonst bestehe die Gefahr, dass GM die Töchter in Europa mit in den Abgrund reisst: «Es gibt nur eine einzige Chance, die heisst Ausgliederung.»
Steinmeier verspricht Unterstützung
Bei der Kundgebung versprach Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) seine Unterstützung im Kampf um das Überleben des Herstellers. Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) warf dem US- Konzern in Berlin vor, zu wenig Informationen über das Zukunftskonzept für Opel zu liefern. Bisher wüssten potenzielle Investoren und auch die Bundesregierung nicht, wohin der Konzern überhaupt wolle. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stellte Hilfen nur bei einem tragfähigen Zukunftskonzept in Aussicht.
Der globale GM-Umsatz brach im Schlussquartal angesichts der Krise auf den Automärkten immer schneller um mehr als ein Drittel auf 30,8 Milliarden Dollar ein. Im Gesamtjahr fiel er um 17 Prozent auf 149 Milliarden Dollar. Der Europaumsatz stürzte im Schlussquartal sogar um 40 Prozent auf 6,4 Milliarden Dollar ab, im gesamten Jahr um mehr als acht Prozent auf 34,4 Milliarden Dollar. (awp/mc/pg/23)