Der kanadisch-österreichische Zulieferer sei zu keinen grösseren Zugeständnissen bereit, kritisierte Opel-Betriebsratschef Jose Juan Arceiz in Madrid. Er warf Magna «Unnachgiebigkeit» vor. Ungeachtet dessen dauerten die Gespräche zwischen Magna-Chef Siegfried Wolf und dem spanischen Industrieminister Miguel Sebastian nach Ministeriumsangaben am frühen Abend an. Die Verhandlungen hatten bereits am Vormittag in Madrid begonnen.
Spanien stellt sich quer
Möglicherweise könnte die spanische Ablehnung die für Donnerstag geplante Vertragsunterzeichnung zwischen dem Alteigentümer General Motors (GM) und Magna nochmals verzögern: Zuvor müssen die Betriebsräte in allen Opel-Standortländern dem Rettungskonzept zustimmen. Arceiz kritisierte am Dienstag, der Zulieferer halte daran fest, Teile der Produktion des Opel Corsa nach Eisenach zu verlagern. Ausserdem sollten nach wie vor rund 1350 der insgesamt etwa 7200 Stellen in Figueruelas gestrichen werden. «Die Lösung muss sich an wirtschaftlichen und industriellen Kriterien orientieren, nicht an politischen», forderte Arceiz.
Der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz hatte vorgeschlagen, dass Spanien die Fertigung des Corsa-Fünf-Türers behalten, den Dreitürer aber nach Eisenach abgeben solle. Im Gegenzug könne Saragossa Aufträge übernehmen, die bisher an Fremdfirmen vergeben wurden. Damit könne sowohl ein grösserer Stellenabbau als auch der Abfluss von Bargeld verhindert werden. Auch die spanische Regierung hatte sich zuletzt quergestellt. Sie verlangt für eine Beteiligung an dem milliardenschweren Finanzierungspaket eine Garantie für das Werk bei Saragossa. Andernfalls will Madrid kein Geld für den staatlichen Rettungsplan geben.
Einigung in Grossbritannien
Anders als in Spanien konnte Magna die Bedenken in Grossbritannien ausräumen. Nach Gewerkschaftsangaben vom Dienstag ist die mittelfristige Zukunft der zwei britischen Werke der Opel-Schwester Vauxhall gesichert. Bis 2013 habe der neue Opel-Besitzer Magna eine Garantie für die Werke in Ellesmere Port und Luton gegeben, wo die Belegschaft im Gegenzug für zwei Jahre auf Gehaltserhöhungen verzichtet, wie die Gewerkschaft Unite am Dienstag mitteilte.
Bis zu 600 Stellen könnten durch freiwilliges Ausscheiden der Mitarbeiter eingespart werden. Ursprünglich hatte die Gewerkschaft einen Abbau von 1.200 Jobs befürchtet. An den Vauxhall-Standorten arbeiten 5.500 Menschen. Unite-Generalsekretär Tony Woodley gab sich zuversichtlich, dass beide Werke auch eine Zukunft nach 2013 haben.
Geschäft soll diese Woche über die Bühne gehen
GM-Chef Fritz Henderson hatte am Dienstag in Schanghai bekräftigt, dass das Geschäft noch in dieser Woche besiegelt werde. Der Kaufvertrag kann zwar auch ohne die noch ausstehenden finanziellen Zusagen der Regierungen aus den anderen EU-Ländern mit Opel- Standorten erfolgen, wie Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) am Dienstag betonte: «Was am Donnerstag passieren soll, ist die Vertragsunterzeichnung durch GM.» Deutschland sei aber zuversichtlich, die beantragten Staatshilfen von 4,5 Milliarden Euro nicht alleine schultern zu müssen. «Es gibt eine vernünftige Diskussion mit Grossbritannien und Spanien. Das ist eine Sache im Interesse aller.»
Koch warnt vor Drohungen
Koch warnte davor, die Diskussion mit Drohgebärden zu führen: «Wenn die Vereinbarungen platzen, wird das Unternehmen nicht mehr zu retten sein, das weiss auch jeder in Grossbritannien und Spanien.» Er stellte aber klar, dass Deutschland seine Finanzierungsbeihilfen nicht von den Entscheidungen in den anderen Opel-Ländern abhängig mache. Koch hatte zuvor die Führungsrolle Deutschlands als Opel- Mutterland betont. Er verwahrte sich aber dagegen, dass die Bundesrepublik die anderen Länder übervorteile: «Wir haben uns keine Arbeitsplätze gekauft, wir tragen sogar den Löwenanteil des Arbeitsplatz-Abbaus.»
Markanter Stellenabbau
Nach den bisher bekannten Plänen von Magna sollen in Europa rund 10.500 der knapp 55.000 Stellen gestrichen werden, davon knapp 4.500 in Deutschland. Alteigentümer GM will 55 Prozent der Anteile an Magna und die russische Sberbank verkaufen und 35 Prozent selbst behalten. Die restlichen 10 Prozent sollen an die Opel-Mitarbeiter gehen. (awp/mc/pg/30)