Open Text hat keine Angst vor Microsoft

In einer Telefonkonferenz erläuterten Urs Sträuli (VP Sales Süd-, Ost- und Zentraleuropa) und Franz Pauthner (VP Product Management) von Open Text die Strategie des ECM-Spezialisten (ECM = Enterprise Content Management) nach der kürzlich erfolgten Integration von Hummingbird in der Schweiz und weltweit. Sträuli betonte, dass die Integration von Hummingbird – mit immerhin etwa 100 Kunden in der Schweiz kein unbedeutender Anbieter – ohne jegliche Entlassungen über die Bühne gegangen sei. Die Verkaufsorganisation von Hummingbird wurde in die vertikal segmentierte Organisation von Open Text integriert.
 
Noch hat Open Text erst grobe Fahrpläne für die Integration der Hummingbird-Software in die eigenen Linien bekannt gegeben. Open Text garantiert heute den Kunden die Weiterentwicklung der Hummingbird-Software für noch drei Jahre.
 
Übernahme des Hummingbird-Channels
Die Integration von Hummingbird sei umso einfacher gelaufen, weil dieser sich in der Schweiz stark auf Partner gestützt habe. Die bestehenden Partnerschaften würden allesamt übernommen, sagt Streuli. Open Text betreut heute in der Schweiz nur etwa 120 definierte Kunden direkt und überlässt alle anderen Kunden Wiederverkäufern respektive Integratoren.
 
Keine Angst vor Microsoft
Mit der gestrigen Lancierung von Windows Vista und Office 2007 wird Microsoft immer mehr auch ein Player beim Thema Workflow und Dokumentenmanagment. Besonders die Ankündigung, das Bundesamt für Informatik baue eine GEVER-Lösung (Geschäftsverwaltung) auf Basis von MS SharePoint liess aufhorchen.
 
Domea «auf Eis gelegt»
Darauf angesprochen, sagte Sträuli, dass Open Text beim Bund den Bedarf nach einem «Gever-light» spüre und man deshalb die eigene Lösung Domea (ein grosses Workflow- und DMS für Behörden) «auf Eis gelegt» habe. Sträuli betrachtet Microsoft aber trotzdem mitnichten als Konkurrenten. Open Text werde auch in der Schweiz die Zusammenarbiet mit Microsoft vertiefen und eine lokale Strategie entwickeln. Sobald ein Kunde echtes «ECM», also die Integration von Dokumentenmanagment mit ERP-Systemen und «Records Management» brauche, werde Open Text ein Thema.
 
Bei Open Text glaubt man aufgrund von Gesprächen mit Microsoft offenbar nicht, dass der Redmonder Riese in absehbarer ein ernsthafter Player im ECM-Umfeld wird.
 
Konsolidierung wird weitergehen
Vor wenigen Jahren noch war das Thema «Content Management» – also die unternehmensweite Verwaltung von Dokumenten aller Art und ihre Integration in Arbeitsprozesse noch die Angelegenheit von vielen, relativ kleinen Firmen. Unterdessen gehört Documentum zu Speicherriesen EMC, FileNet zu IBM, Open Text schluckte der Reihe nach Obtree, Ixos und Hummingbird und Oracle verleibte sich kürzlich Stellent ein. Die Konsolidierung werde weitergehen, sagt Sträuli. Er könne sich gut vorstellen, dass der eine oder andere Hardware-Hersteller noch reagieren werde. Auch Open Text werde wohl noch weiter zukaufen – anders sei das Ziel, in wenigen Jahren (2008/2009) einen Umsatz von einer Milliarde Dollar zu machen, nicht zu erreichen.
 
In der Schweiz hat Open Text gemäss Gartner einen Marktanteil von 34 Prozent. Damit dürfte der neue Riese mit 100 Mitarbeitenden hierzulande vom Jäger zum Gejagten werden. (Christoph Hugenschmidt)

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