Optionspläne lassen die Gewinne auch bei Schweizer Firmen schmelzen


Laut neuen Regeln von Standard & Poor´s müssen Optionsprogramme bei der Ermittlung der Gewinne mitberücksichtigt werden. Dies hat Folgen – auch für die ausgewiesenen Gewinne von Schweizer Konzerne.

Von Andreas Müller

Solange die Aktienkurse stiegen, fragte kaum ein Investor nach der Qualität der ausgewiesenen Unternehmensgewinne. Auch gegen Optionspläne für das Management und die Angestellten hatte niemand etwas einzuwenden. Schliesslich schwören solche Programme das Management auf einen steigenden Shareholder-Value ein, und dies liege ja im ureigenen Interesse der Aktionäre. So tönte es landauf, landab und niemand fragte: Wer muss das bezahlen?

Immer mehr unbequeme FragenDoch auch in der Schweiz müssen Manager sich nun unbequeme Fragen gefallen lassen. In den Investmentbanking-Abteilungen der beiden Grossbanken sind grosse Optionsprogramme für Dealmaker und das Topmanagement an der Tagesordnung. So überrascht es nicht wirklich, dass die Credit Suisse Group mit ihrer Investmentbank Credit Suisse First Boston ein besonders krasses Beispiel abgibt.

CSG hält sich an geltende Vorschriften
Im Geschäftsjahr 2001 beläuft sich der ausgewiesene Nettogewinn der CSG auf 1,587 Milliarden Franken. Darin sind jedoch die Kosten für die zahlreichen Optionsprogramme nicht eingeschlossen. «Wir halten uns an die geltenden Rechnungslegungsvorschriften», sagt die Mediensprecherin der CSG Karin Rhomberg Hug. «Mitarbeiteroptionen müssen nicht als Personalaufwand über die Erfolgsrechnung verbucht werden.»

35 Prozent weniger GewinnWer dennoch wissen will, was die Optionsprogramme der CSG kosten, wird auf Seite 110 des Geschäftsberichts fündig. Unter der Überschrift «Share option plans – pro forma information» heisst es: Der Gewinn unter Berücksichtigung der Kosten für die Optionspläne der CSG beläuft sich gerade noch auf 1,026 Milliarden Franken. Das sind 35 Prozent weniger als ausgewiesen.

CSG: Wir schaffen Transparenz«Die CSG schafft Transparenz, indem sie im Geschäftsbericht einen theoretischen Pro-forma-Reingewinn unter Verbuchung der Mitarbeiteroptionen als Aufwand ausweist», sagt CSG-Mediensprecherin Rhomberg. Etwas kritischer beurteilt das verschämte Rapportieren des um die Optionskosten bereinigten Gewinns Mirko Sangiorgio, Chief Investment Officer der Swissfirst Bank: «Es ist sicherlich gut, dass sie den verwässerten Gewinn angeben. Das ist schliesslich der reelle Gewinn.»

Auch UBS-Gewinn liegt tiefer
Auch die andere Schweizer Grossbank mit bedeutenden Engagements in den USA, die UBS, weist einen verwässerten Gewinn für das Geschäftsjahr 2001 aus. Dieser liegt gegen 7 Prozent unter dem Reingewinn. Weniger gravierend fällt der Befund bei den beiden SMI-Werten Serono und Novartis aus. Die Differenz zum ausgewiesenen Gewinn beläuft sich auf weniger als ein Prozent.

Besonders krasses Beispiel bei Card Guard
Bei Card Guard bringt der Blick in die Bilanz jedoch Ernüchterndes an den Tag.Beim Medizinaltechnik-Unternehmung, das erst kürzlich den Hauptsitz von Israel in die Schweiz und ihre Aktien vom Swiss New Market an das Hauptsegment der SWX verlegt hat, lässt sich das Management seine Leistung mit Optionen vergolden. Der Card Guard-Gewinn von 5,4 Millionen Dollar im Jahr 2001 verwandelt sich nach Abzug der Kosten für Optionsprogramme in einen Verlust von 2,9 Millionen Dollar. Solche Bilanzierungspraktiken goutieren die Investoren nicht mehr. Das Vertrauen in das Management von Card Guard ist dahin. Die Aktie verlor auch deshalb seit Jahresbeginn gegen zwei Drittel ihres Wertes.

Klare Meinung der ExpertenFür Experten ist schon lange klar, dass Optionsprogramme als Personalaufwand verbucht werden müssen. «Gratis-Optionen für Management und Angestellte sind Personalkosten», stellt Markus Eberle von OZ Bankers nüchtern fest, der Unternehmen bei der Ausgestaltung von Optionsplänen für Management und Mitarbeiter berät. «Optionspläne sollten in jeder Bilanz, die sich nach dem True-and-Fair-Ansatz ausrichtet, ausgewiesen werden.» Dem stimmt Aktienexperte Sangiorgio vollumfänglich zu: «Optionen für Management und Mitarbeiter sind Salärbestandteile – Punkt. Sie müssen als Aufwand verbucht werden.»

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