Die Ermittlungen gegen den insolventen Lebensmittelkonzern Parmalat werden sich in dieser Woche Presseangaben zufolge auf die Bank of America, die Firmengründer-Tochter Francesca Tanzi, die Firma Parmatour sowie auf Transfers von Parmalat-Geldern in Steueroasen konzentrieren.
Der Parmalat-Skandal zieht laufend neue Kreise. (parmalat.com)
Mögliche «betrügerische Absprachen» zwischen Parmalat und der Bank of America würden jetzt vertieft untersucht, berichtete das «Wall Street Journal Europe» (WSJE; Montagausgabe) unter Berufung auf Ermittler in Mailand und Parma.Rolle von Luco Scala weiter untersucht
Dabei solle die Rolle von Luca Sala, einem früheren Manager der Bank of America, weiter untersucht werden, hiess es. Sala hatte die Bank letztes Jahr verlassen, um als Berater für Parmalat zu arbeiten. Sala wies am Wochenende jedoch jede Schuld von sich. «Ich bin wie auch die Bank of America von Tanzi betrogen worden», sagte er der Zeitung «La Repubblica». Die Bank of America hatte zwischen 1997 und 2003 Privatplatzierungen von Parmalat-Anleihen in Höhe von 1 Milliarde Euro begleitet.
Francesca Tanzi wird erstmals befragt
Am Donnerstag solle dann erstmals Francesca Tanzi, die Tochter des Unternehmensgründers Calisto Tanzi, befragt werden, berichtete das «Handelsblatt» (Montagausgabe) unter Berufung auf Justizkreise. Sie sass im Verwaltungsrat des Tourismus-Unternehmens Parmatour, dem Insidern zufolge 1,5 Milliarden Dollar aus der Parmalat-Gruppe zugeflossen sind, um Bilanzlöcher zu stopfen. Gegen sie wird allerdings laut dem «WSJE» bisher offiziell nicht ermittelt. Justizkreisen zufolge hat Parmatour am Freitag erwogen, ebenfalls nach den neuen Konkursbestimmungen Insolvenz und Gläubigerschutz zu beantragen.Steueroasen unter der Lupe
Schliesslich wollen sich die Ermittler den Angaben zufolge auch die Geldbewegungen bei Parmalat-Tochterunternehmen in diversen Steuerparadiesen vornehmen. Die Staatsanwaltschaft erhoffe sich von der Rekonstruktion der Transfers einen besseren Überblick über die Beteiligten und die Mechanismen der Bilanzbetrügereien in dem verschachtelten Parmalat-Imperium, berichtet das «Hand elsblatt». Hier werden den Angaben zufolge einige Millionen Euro, ein Bruchteil der in den Parmalat-Bilanzen vermissten 8 bis 13 Milliarden Euro, vermutet.
Verdacht auf Geldwäsche
Im Visier stehen den Informationen nach die beiden Luxemburger Firmen Satalux SA (unter Kontrolle der Tanzi-Familie) und Third Millenium SA (im Griff des früheren Finanzchefs Fausto Tonna, der sich wie Tanzi in Haft befindet). Der Luxemburger Ermittler Jean-Francois Boulot bestätigte dem WSJE, Satalux werde wegen Verdachts der Geldwäsche untersucht. Es sei «eines» der untersuchten Unternehmen, «aber nicht das einzige». (awp/scc/pds)