Der Gründer der insolventen Parmalat, Calisto Tanzi, setzt die Banken unter Druck: Die Gläubigerbanken seien bereits am 4. Dezember an einer Sitzung über die finanzielle Lage des Lebensmittelkonzerns informiert worden.
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Die Banken hätten ihm dann trotzdem bei der Rückzahlung einer fälligen Anleihe geholfen, erklärte der 65-jährige Grossunternehmer den Ermittlern. «Eine gewisse Nachsicht»
Tanzi äusserte sich überdies zu seinen Beziehungen zu den italienischen Managern der Buchprüfungsgesellschaften Grant Thornton und Deloitte&Touche, die wegen der Parmalat-Pleite stark in Bedrängnis geraten sind. «Ich weiss, dass es von ihrer Seite bei der Prüfung unserer Bilanzen eine gewisse Nachsicht gab, die Sie jetzt Komplizenschaft nennen», sagte Tanzi im Gespräch mit den Ermittlern gemäss Angaben der Mailänder Tageszeitung «Corriere della Sera» vom Samstag. Bank of America im Kreuzfeuer
Unter Beschuss steht vor allem die Bank of America, deren Mailänder Sitz am Freitag zehn Stunden lang durchsucht worden war. Die Bank steht im Verdacht, Bilanzfälschungen und Veruntreuung von Geldern begünstigt zu haben. Ursprünglich hatte die amerikanische Bank im Dezember den Skandal um Parmalat auffliegen lassen, indem ein Dokument des Milchkonzerns über ein angebliches Guthaben von 3,95 Mrd. Euro offen als Fälschung bezeichnet wurde. Kredite in der Höhe von 700 Millionen Euro?
Die Bank of America hatte damals versichert, dass sie keine Geschäftsbeziehungen mit Parmalat und deren skandalumwitterter Tochtergesellschaft Bonlat auf den Cayman-Inseln unterhalte. Die Ermittler behaupten aber, dass die Bank in Wahrheit Kredite von bis zu 700 Millionen Euro an Parmalat vergeben habe. Wie italienische Medien weiter meldeten, ermitteln die Mailänder Staatsanwälte gegen 40 Banken wegen unklarer Verbindungen zu Parmalat. Die italienischen Banken planen nun eine Gegenoffensive und denken an eine Klage gegen das zurückgetretene Management von Parmalat unter Tanzis Führung. (sda/scc/pag)