Pascal Niquille, CEO Zuger Kantonalbank
von Patrick Gunti
Herr Niquille, die Zuger Kantonalbank hat im letzten Jahr ihren Gewinn nochmals leicht um 0,1 % auf 61,4 Mio. Franken, ebenso den Bruttogewinn auf 123,5 Mio. Franken steigern können. Wie verlief die Entwicklung über das Jahr gesehen?
Nachdem das erste Halbjahr von grosser Verunsicherung geprägt war ? wir erinnern uns unter anderem an die Börsentiefs gegen Ende des ersten Quartals ? beruhigte sich die Lage an den Finanzmärkten im 2. Semester. Dies verhalf uns auch zu diesem Resultat. Aufgrund der Hypothekarzinssenkung Mitte Jahr reduzierte sich das Zinsergebnis im zweiten Semester. Die Entwicklung der Kommissionseinnahmen gegen Ende Jahr haben einen Teil kompensiert.
Der Zufluss an Kundengeldern hat auch 2009 angehalten. Wie viele Kunden konnte die ZGKB gewinnen und wie hoch war der Zufluss an Kundengeldern?
Wir konnten rund 1?700 neue Kunden und CHF 600 Mio. Kundengelder gewinnen.
Wie haben Sie die der ZGKB anvertrauten Gelder angelegt?
Im Kreditgeschäft, insbesondere dem Hypothekargeschäft, konnten wir netto rund CHF 400 Mio. anlegen. Mit dem Rest haben wir unter anderem Obligationenanleihen zurückbezahlt.
Welche Auswirkungen hatte der starke Zuwachs an Neugeldern in den letzten zwei Jahren im Personalbereich?
Nicht der Neugeldzuwachs, sondern der Kundenzuwachs hatte hier Auswirkungen. In Vollzeitstellen gerechnet haben wir gegen zwanzig zusätzliche Stellen, vornehmlich in der Kundenberatung, geschaffen.
Gehen Sie bei den Neugeldern von einer ähnlichen Entwicklung im laufenden Jahr aus?
Wir gehen davon aus, dass sich der Zufluss an Neugeldern reduziert. Dies hängt aber stark von der Wirtschaftsentwicklung und der weiteren Beruhigung der Finanzmärkte ab.
«Die Erfahrungen der letzten Monate haben uns wieder einmal gezeigt, dass eingegangene Risiken und Risikofähigkeit in Einklang sein müssen.»
Die ZGKB hatte ein starkes Wachstum der Hypothekarforderungen um 6,7 % auf 8 Mrd. Franken zu verzeichnen. Waren hauptsächlich die sehr tiefen Hypothekarzinsen dafür verantwortlich?
Die tiefen Zinsen sind sicher ein Teil der Antwort. Zusätzlich hat uns aber die nach wie vor hohe Attraktivität des Standortes Zug und die damit verbundene Bautätigkeit geholfen.
Wie lange erwarten Sie die Hypothekarzinsen noch auf diesem tiefen Niveau?
Wir gehen davon aus, dass die Zinsen bis weit ins 2010 auf dem gegenwärtigen tiefen Niveau verharren.
Wie hat sich der Aufwärtstrend an den Finanzmärkten auf das Resultat im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft ausgewirkt?
Gegen Ende Jahr natürlich positiv. Die Anlagetätigkeit hat aber noch lange nicht das Niveau früherer Jahre erreicht.
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Die aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise erwartete Verschlechterung der Risikoentwicklung im zweiten Semester traf nicht ein. Welche Rückstellungen wurden getätigt?
Wir haben insgesamt CHF 7 Mio. zurückgestellt. Davon CHF 4.5 Mio. als Einzelwertberichtigungen. Dies zeigt eine leichte Verschlechterung.
Erwarten Sie für 2010 höhere Ausfälle bei Unternehmenskrediten?
Wir gehen von einer weiteren Verschlechterung der Risikosituation aus, dies aber keinesfalls in dramatischem Ausmass. Aufgrund der in den Vorjahren getätigten Rückstellungen sind wir so oder so gut gerüstet.
Wie schätzen Sie die Situation für den Wirtschaftsraum Zug generell ein?
Die Wirtschaftsleistung des Kantons Zug liegt über dem Durchschnitt und es hat sich hier auch keine Immobilienblase gebildet. Zudem profitiert der Raum Zug nach wie vor von starker Zuwanderung.
«…In diesem Sinne hoffe ich, dass die Grossbanken gestärkt aus diesen Diskussionen hervorgehen.»
Forderungen nach Grössenbeschränkung von Banken, Sondersteuern, Boni-Beschränkung – die Grossbanken stehen weltweit unter Druck. Wie schätzen Sie die Vorschläge ein und was wird letztlich davon übrig bleiben?
International konkurrenzfähige und starke Grossbanken sind für die schweizerische Volkswirtschaft wichtig. In diesem Sinne hoffe ich, dass die Grossbanken gestärkt aus diesen Diskussionen hervorgehen.
Auch Nationalbank-Präsident Philipp Hildebrand unterstützt Bestrebungen, dass Tätigkeitsfelder der Banken, wie etwa der Eigenhandel, nicht mehr so gross werden dürften wie sie es einmal gewesen waren. Wie sehen Sie die aktuelle Situation Ihres ehemaligen Arbeitgebers, der UBS, und der CS?
Die Erfahrungen der letzten Monate haben uns wieder einmal gezeigt, dass eingegangene Risiken und Risikofähigkeit in Einklang sein müssen. Entweder werden die Risiken durch Einschränkung der Tätigkeitsfelder limitiert oder dann die Eigenkapitalerfordernisse entsprechend erhöht. Wenn Unternehmen ihre Risikofähigkeit nicht selber richtig einschätzen können, sind Vorschriften leider nicht zu verhindern.
Sie haben Ihr Amt als Präsident der ZGKB-Geschäftsleitung Mitte letzten Jahres übernommen. Mit welchen Zielen haben Sie Ihr Amt angetreten?
Wir wollen uns in den nächsten Jahren durch die Art, wie wir unsere Dienstleistungen erbringen, differenzieren. Dies wird dazu führen, dass unsere Kunden positiv über uns sprechen und uns weiterempfehlen.
Herr Niquille, besten Dank für das Interview.
Zur Person:
Pascal Niquille ist seit dem 2. Quartal 2009 Präsident der Geschäftsleitung der Zuger Kantonalbank. Er wohnt in Oberwil/Zug wo er auch aufgewachsen ist. Niquille studierte an der Universität St. Gallen Jurisprudenz. Er war ab 1985 bei der UBS in verschiedenen Funktionen im In- und Ausland tätig. Nach der Leitung des Firmenkundenbereichs übernahm er 2007 die Führung des schweizweiten Corporate Finance-Geschäfts dieser Bank. Pascal Niquille ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern.