Deutschlands zweitgrösster Softwarehersteller, der derzeit an der Börse mit 1,4 Milliarden Euro bewertet wird, hat sich bereits knapp 48 Prozent der Anteile und die Unterstützung der IDS-Gründer gesichert. Das Angebot an die übrigen Aktionäre soll noch in diesem Quartal vorgelegt werden, teilte das Unternehmen am Montagabend in Darmstadt mit.
Strategie klar auf Wachstum ausgerichtet
Die Software AG verspricht sich von der Übernahme bereits ab 2010 einen höheren operativen Gewinn je Aktie. «Die gemeinsame Strategie wird klar auf Wachstum ausgerichtet sein Die Wachstumstreiber werden ein erhöhter Absatz des komplettierten Produktangebots sowie das spezialisierte Beratungsgeschäft von IDS Scheer sein.» Durch die Übernahme entstehe ein Hersteller für Infrastruktur-Software und Geschäftsprozess-Management mit mehr als 6.000 Mitarbeitern und mehr als einer Milliarde Euro Umsatz.
IDS-Aktie seit Anfang Jahr auf Steigkurs
Die Produkte der beiden Unternehmen ergänzten sich, hiess es. Dadurch könne sich das Unternehmen im sich konsolidierenden Softwaremarkt eine gestärkte Wettbewerbsposition sichern. Die Darmstädter Software AG hatte zuletzt rund 3.600 Mitarbeiter in 70 Ländern. Das 1969 gegründete Unternehmen kam 2008 auf einen Umsatz von 721 Millionen Euro und will diesen im laufenden Jahr trotz Wirtschaftskrise leicht steigern. Zuletzt hatte das Unternehmen zudem angekündigt den Umsatz bis 2011 einen Umsatz von mehr als eine Milliarde Euro anzupeilen. Dies hätte das Unternehmen mit der Übernahme auf einen Schlag erreicht.
IDS Scheer kämpft mit sinkendem Umsatz
Das vom derzeitigen Bitkom-Präsidenten August-Wilhelm Scheer gegründete Unternehmen IDS Scheer hatte zuletzt mit sinkendem Umsatz und rückläufigen Margen zu kämpfen. Der seit vergangenem Herbst amtierende Chef Peter Gerard krempelt das Unternehmen, das rund 2.800 Mitarbeiter hat, derzeit kräftig um. Die Aktionäre honorierten diesen Kurs zuletzt bereits. Das Papier stieg im Laufe des Jahres bereits um knapp 80 Prozent und damit deutlich stärker als der TecDAX .
IDS Scheer dürfte nach zehn Jahren wieder vom Kurszettel verschwinden
August-Wilhelm Scheer hält derzeit 41 Prozent der Aktien und leitet den Aufsichtsrat des Unternehmens. Er hat dem Gebot über 15 Euro ebenso zugestimmt wie der Mitgründer und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Alexander Posay, der auf sieben Prozent der Anteile kommt. Sollten die übrigen Aktionäre der Offerte zustimmen, wird IDS Scheer rund zehn Jahre nach dem Börsengang wieder vom Kurszettel verschwinden. IDS war 1999 für 12,50 Euro je Aktie an die Börse gegangen. Im Zuge der Dotcom-Booms Anfang des Jahrtausends stieg das Papier bis auf rund 28 Euro. IDS Scheer war damit rund eine Milliarde Euro wert. Nach dem Platzen der Interneblase fiel das Papier bis auf 3,90 Euro.
Mit der Übernahme von IDS Scheer würde eine weiteres Unternehmen der Neue-Markt-Zeit verschwinden. Erst vor kurzem hatte der japanische Konzern den Kauf des IT-Dienstleisters Integralis – ebenfalls ein Überflieger aus der Neuen-Markt-Periode – angekündigt. Andere Ikonen der damaligen Zeit wie Biodata, Brokat, EM.TV, Lycos Europa, mobilCom, Intershop oder WEB.DE sind inzwischen in andere Gesellschaften aufgegangen, zur Bedeutungslosigkeit verkommen oder ganz von der Bildfläche verschwunden. (awp/mc/pg/34)