Paul Cézanne: Der Knabe mit der roten Weste










Weitere Bilder aus der Sammlung Bührle:
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Diente das «Selbstbildnis mit Palette» vor allem der gestrafften Klarheit der Form in bewußter Reduzierung des Farblichen, so huldigt «Der Knabe mit der roten Weste» anscheinend ganz der Farbe. Schon das Kostüm des jungen italienischen Berufsmodells mit seiner folkloristischen Kleidung, der roten Weste, dem blauen Halstuch und dem blauen Gürtel fordert dazu heraus, auch das lange, in den Nacken fallende Haar unterstützt das Malerische, wenn es sich auch knapp der Kopfform anschmiegt, wie es für Cézanne typisch ist.


Der Knabe mit der roten Weste, Öl auf Leinwand. 80 x 64.5 cm. Entstanden 1894/95, Venturi 681. 

Malerisch scheint auch das Sitzen mit dem geneigten Oberkörper und dem in die Linke gestützten Kopf, dessen das Bild beherrschende Diagonale von dem links schräg ins Bild hängenden saftgrünen Vorhang und einer weiteren Diagonale verstärkt wird, die aus der linken unteren Ecke des Bildes in wechselnder naturalistischer Funktion hinter dem Ellenbogen aufsteigt; diese von links unten nach rechts oben verlaufenden Diagonalen werden durch die entgegengesetzt verlaufenden Diagonalen der Oberschenkel mit dem darauf liegenden rechten Unterarm und dem stützenden linken Unterarm aufgefangen. Die unendlich reiche, dichte und festliche Farbigkeit des ersten beherrschenden Eindrucks ist also in ein straff geregeltes Strukturgefüge sich kreuzender Diagonalen eingebettet, die ? und das ist wiederum typisch für den Künstler ? nicht in die Tiefe, sondern in der Bildebene, sie verfestigend, verlaufen. Höchste kompositorische Intelligenz und spontane malerische Intuition halten sich in vollendeter Weise die Waage, so daß der Kritiker Gustave Geffroy schon 1895 von diesem Bild sagen konnte, es halte den Vergleich mit den schönsten Figurenbildern der Malerei aus.
Cézanne hat dieses Modell Anfang der neunziger Jahre viermal gemalt und ein weiteres Mal aquarelliert, vermutlich in Paris auf der Rue d?Anjou; derselbe Raum erscheint auf Bildnissen der Frau des Künstlers.

«Zum Wesen Paul Cézannes als Vorbedingung seiner Grösse gehört die Bereitschaft zum ständigen Wandel. «






Sammlung Bührle, Zollikerstrasse 172
Dienstag, Mittwoch, Freitag, Sonntag, 14 – 17 Uhr




Biografisches:
1859 Studium der Jurisprudenz in Aix. Jugendfreundschaft mit Zola. 1861 Malstudium in Paris, zunächst an der Académie Suisse. Im gleichen Jahr als Angestellter der väterlichen Bank in Aix. 1862 wieder in Paris. Endgültige Hinwendung zur Malerei. 1865 Bekanntschaft mit Manet. 1870 in L?Estaque. 1873 in Auvers-sur-Oise, von Pissarro beeinflusst. Abwechselnd in L?Estaque, Pontoise, Aix und Auvers tätig. Seit 1882 vorwiegend in Aix lebend.

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