Das geht aus der am Dienstag publizierten neuesten Erhebung der WEMF AG für Werbemedienforschung hervor. Der Trend zu den Gratiszeitungen dürfte sich sogar noch verstärken, denn in der neusten WEMF-Studie sind die jüngsten Gratisblätter «.ch» und «News» noch nicht berücksichtigt. «.ch» ist seit Mitte September 2007 auf dem Markt, «News» seit Anfang Dezember 2007.
Traditionelle Blätter müssen Federn lassen
Sämtliche traditionellen Blätter mussten Einbussen in Kauf nehmen. Dies trifft vor allem auf «Blick» (-17’000 Leser/-2,5%), «NZZ» (-15’000/-4,8%) und «Zürcher Landzeitung» (-9’000/-4,4%) zu. Bei vielen der übrigen Grossen lassen sich die Zahlen seit der letzten Erhebung nicht oder nur bedingt vergleichen.
«20 Minuten» erhöht Leserschaft weiter
Demgegenüber erhöhte die grösste Pendlerzeitung «20 Minuten» ihre Leserschaft nochmals um 33’000 auf 1,247 Mio oder 2,6%. Sie hat nun doppelt so viele Leser wie die leserstärkste Bezahlzeitung «Blick». Allerdings schwächte sich die Zuwachsrate gegenüber den letzten Erhebungen ab.
Boom mit «Le Matin bleu» und «20 minutes»
Die beiden Westschweizer Pendlerzeitungen hingegen befinden sich noch stark im Aufwind. Der Ende Oktober 2005 lancierte «Le Matin bleu» steigerte sich um 32,8% oder 116’000 Leser auf 469’000. «20 minutes» – seit Anfang März 2006 auf dem Markt – holte sogar 114’000 zusätzliche Leser (+41,3%) ab und erreichte eine Leserschaft von 390’000. Auf der anderen Seite nimmt offenbar «Le Matin bleu» seinem Stammblatt «Le Matin» Leser weg. Die grösste Westschweizer Bezahlzeitung verlor 21’000 Leserinnen und Leser oder 6,6%, während «La Tribune de Genève» 14’000 Leserinnen und Leser oder 8,3% einbüsste. «24 heures», «Le Temps» und «La Liberté» konnten ihre Leserzahl halten.
Sonntagsblätter verlieren an Leserschaft
Auch wenn nicht alle Zahlen mit der letzten Erhebung vergleichbar sind, so verloren doch sämtliche etablieren Sonntagsblätter an Leserinnen und Leser. Mit den ersten Zahlen zur neuen Sonntagszeitung «Sonntag» dürfte sich das Bild für die bisherigen Beherrscher des Sonntagsmarktes noch verschlechtern.
Handelszeitung profitiert von «Cash»-Einstellung
Bei den Wirtschaftspublikationen konnte bisher einzig die Handelszeitung mit einem plus von 5’000 Leserinnen und Leser vom Verschwinden von «Cash» von Ende Juni 2007 profitieren. Das gratis aufliegende Nachfolgeprodukt «Cash-daily» verbucht 73’000 Leser.
«SI», «Beobachter» und Schweizer Familie» büssen ebenfalls ein
Auch die übrigen Presseprodukte – ob bezahlt oder gratis – verlieren durchwegs Leserinnen und Leser. Dies trifft sowohl auf die beiden auflagestarken Mitgliederzeitungen von Coop (-17’000/-0,6%) und Migros (-4’000/-0,2%), als auch auf tradtionelle Titel wie «Schweizer Illustrierte» (-27’000/-2,8%), «Beobachter» (-24’000/-2,4%) und «Schweizer Familie» (-11’000/-1,5%).
Die jüngste Erhebung basiert auf der Befragung von 23’742 Personen, davon rund 17’000 in der Deutschschweiz. Die Umfrage wurde zwischen September 2006 und September 2007 durchgeführt. (awp/mc/pg)