Peter A. Schifferle, designierter VR-Präsident sia Abrasives: «Wir wollen uns als Anbieter von Systemlösungen strategisch noch besser positionieren»
Von André Schäppi
Moneycab: Herr Schifferle, Ende 2006 haben Sie die Funktion des CEOs bei der sia Abrasives Ihrem Nachfolger, Roland Eberle, übergeben. Als künftiger Verwaltungsratspräsident werden Sie sich mehr der strategischen Ausrichtung des Unternehmens widmen. Ist Ihnen dieser Schritt nicht schwer gefallen?
Peter A. Schifferle: (lacht) Nein, ich kann gut loslassen. Es war für das Unternehmen und mich wichtiger, dass ich frühzeitig einen Nachfolger einführen kann, der dann auch noch von meinem Know-how profitieren kann. Zusätzlich kann ich mit meiner strategischen Arbeit Roland Eberle wesentlich entlasten, indem ich ihm meine Management-Kapazität zur Verfügung stelle. In diesem Sinne sind die Aufgaben zwischen Herrn Eberle und mir klar verteilt.
Seit Anfang Februar dieses Jahres hat der Kurs der sia Abrasives-Aktie von CHF 500 auf jetzt rund 460 verloren. Gibt Ihnen diese Entwicklung nicht zu denken?
Nein, man muss bedenken, dass unser Papier in den letzten Jahren stetig, aber nicht spektakulär gestiegen ist. Diese Entwicklung ist in etwa deckungsgleich mit der Entwicklung des Unternehmens. Den aktuellen Rückgang sehen wir einerseits im Sturz hervorgerufen durch die asiatischen Börsen und in einem wesentlich stärkeren Mass durch einen Bericht eines Analysten, der einen Fehler aufwies. Das war bedauerlich. Aber ich bin überzeugt, dass mit unserer Gesamtperformance, die wir an der Bilanzpressekonferenz präsentieren, dieses Bild korrigiert wird.
Die Umsätze der sia Abrasives stammen zu einem Drittel aus dem Anwendungsbereich Möbel/Innenausbau, und je einem Viertel aus Metall und Karosserie/Autolackiergewerbe. Sind Sie mit dieser Verteilung zufrieden oder soll daran etwas geändert werden?
Im Bereich Schleifmittel für Holz/Platten haben wir eine angestammte Stärke, denn das ist ja sozusagen unser Ursprung. Der Bereich Schleifmittel für Metalle ist erst viel später hinzugekommen und bietet vielfältigere Möglichkeiten. Deshalb wollen wir dieses Gebiet noch stärker ausbauen und mit neuen Produkten festigen.
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In der Vergangenheit nannten Sie die Zielvorstellung im Umsatz CHF 400 Mio. für 2010. Dieses Jahr hat Ihr Unternehmen allerdings lediglich CHF 282 Mio. erreicht. Muss das Ziel gegen unten korrigiert werden?
Nein, daran halten wir fest. Unsere Zielsetzung steht aber sehr stark im Zusammenhang mit Akquisitionen.
Was heisst das konkret?
Wir wollen uns ja als Anbieter von Systemlösungen für die Oberflächen strategisch noch besser positionieren. Dazu kommt, dass die Schleifmitteltechnologie einen Wandel erfährt. Heute werden nicht mehr Alleskönner-Maschinen für Schleifmittel gefordert, sondern solche, die zum Beispiel nur feine oder nur grobe Schleifmittel mischen. Das entlastet die Produktionsprozesse, die Qualität wird besser und wir werden noch effizienter. Es ginge also darum, hier einen weiteren Standort zu finden, mit dem wir dieses Konzept realisieren können. Und das würde über Akquisitionen laufen.
In welcher Grössenordnung könnten Akquisitionen denn liegen?
Wir gehen davon aus, dass die Akquisitionen im Bereich von 20 bis 50 Millionen Franken liegen werden. Dabei verfolgen wir ganz klar zwei Ziele, einerseits wollen wir die Qualität und den Systemgedanken stärken und andererseits die geografische Abdeckung in Amerika mit einem zusätzlichen Standort vorantreiben.
Das heisst, Sie wollen in Amerika stärker wachsen?
Ja, Amerika bietet für uns ein ganz bedeutendes Potential.
Und aus welchen anderen Regionen erwarten Sie für sia Abrasives stärkere Impulse?
China und Indien sind hier zuvorderst zu nennen, wobei Indien für uns aus zwei Gründen interessant ist. Zum einen handelt es sich um einen riesigen Markt und zum anderen arbeiten wir mit einem Partner zusammen, der bereits im Schleifmittelmarkt relevant tätig ist und unsere Schleifmittel dort einsetzt, wo er selber die benötigte Qualität nicht erreicht. Auf der anderen Seite können wir von diesem Partner auch Schleifmittel beziehen, wodurch wir den asiatischen Markt besser erreichen können und der uns auch unabhängiger von europäischen Schleifmittelproduzenten macht.
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Welches sind die Wachstumstreiber für Ihr Unternehmen?
Das sind die geografische Ausrichtung und Innovationen mit der Entwicklung entsprechender Produkte. Das heisst, wir müssen da sein, wo die Märkte sind und neue Produkte haben, die von den Anwendern breit aufgenommen werden. Ich denke da zum Beispiel an Composite, Glas oder etwa Saphirschneiden. Daneben wird das Wachstum durch eine attraktive aggressivere Preisgestaltung beeinflusst.
Will sia Abrasives auch in ganz neuen Märkten wie zum Beispiel der Wafer-Bearbeitung aktiv werden und was wären die Voraussetzungen dafür?
Ja, wir haben Maschinen entwickelt und sind bereits an intensiven Versuchen. Diese sind erfolgsversprechend verlaufen. Aus diesem neuen Anwendungsfeld erwarten wir sehr wichtige Impulse für uns, weil wir damit im Bereich Diamant aktiv werden. Diamant wird künftig in der Oberflächenbehandlung für spezifische Behandlungen eine stärkere Bedeutung zukommen. Das sind zum Beispiel Lacke mit Nanopartikeln, die nur mit speziellen Produkten geschliffen werden können. Wir haben eine derartige Anwendung etwa für Mercedes entwickelt und sind aktuell der einzige Hersteller von Schleifmitteln, der das kann. In diesem Zusammenhang ist auch unser angestrebtes verstärktes Wachstum mit einem Standort in den USA zu sehen, mit dem wir Nähe zu amerikanischen Autoherstellern erhalten.
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