Peter Pauli, CEO von Meyer Burger AG
Radovan Milanovic
Ende März konnten Sie von erfreulichen Resultaten für das Geschäftsjahr 2007 berichten: Umsatz +152% auf 208.0 Millionen Franken, EBIT +212% auf 25.0 Millionen Franken und dies bei einer EBIT Marge von 12%. Wobei der Konzerngewinn gar um 242% auf 19.2 Millionen Franken gesteigert werden konnte; ein Traumergebnis. Was machen zeichnet Sie gegenüber deutschen Konkurrenten aus, welche im vergangenen Jahr mit schwindenden Margen gekämpft haben?
Wir müssen Acht geben, mit was wir vergleichen. In Deutschland haben wir keine direkte Konkurrenz. Wafer- und Modulhersteller sind in unterschiedlichen Fertigungsabläufen tätig. Meyer Burger als Anlagen- und Systembauer profitiert stark vom Skalierungseffekt.
Meyer Burger berichtete, dass Sie im Geschäftsjahr 2007 von Grossaufträgen und einer erhöhten Investitionsbereitschaft von Kunden profitieren konnten. Bieten Sie Ihren Kunden auch Finanzierungs- oder Leasingmöglichkeiten an für ihre vollintegrierten Fertigungslinien?
Nein, solche Angebote haben wir nicht.
Trotz voller Auftragsbücher und der steigendem Absatz Ihrer Produkte ist es für Analysten schwer nachvollziehbar, dass Sie, Herr Pauli, im Umfeld nach unten revidierter globaler Wirtschaftswachstumszahlen weiterhin Ihre äusserst optimistischen Zielen wie der Verdoppelung des Umsatzes für 2008 auf 400 Millionen Franken, bei einer EBIT-Marge von 13% bis 15% vertreten. Was macht Sie so optimistisch?
Wir haben unsere Planung und einen sehr engen Kontakt zum relevanten Markt. Wir sehen die kommunizierten Ziele als erreichbar und arbeiten intensiv daran diese zu realisieren. Es gibt für uns keinen Grund, diese zu korrigieren. In unserem Markt gehen wir von einer langfristig positiven Entwicklung aus. Kurzfristige Ereignisse, wie zum Beispiel die erlebte Krise in der Finanzbranche, haben nur indirekt Einfluss auf unser Geschäft.
Das Umlaufvermögen von Meyer Burger per 31.12.2007 betrug über 94% des Gesamtvermögens. Mit der Schaffung eines bedingten Kapitals von maximal 150’000 Franken, oder 300’000 Namenaktien bereiten Sie sich auf eine grössere Akquisition bis zu 150 Millionen Franken vor. Bei welchem der drei Standbeine würde es in Ihren Augen am meisten Sinn machen, zu expandieren? In Asien, wo Sie den grössten Absatz verzeichnen?
Wo es Sinn macht zu expandieren oder welche technologische Kompetenz wir noch in die Gruppe integrieren hängt von verschiedenen Faktoren ab. Stimmt der strategische Fit oder können wir die Wertschöpfungskette innerhalb der jeweiligen Industrie mit Kompetenzen und Technologien aus der Meyer Burger Gruppe ergänzen und schliessen. Geografisch haben wir keine Präferenzen.
«Wir haben unsere Planung und einen sehr engen Kontakt zum relevanten Markt. Wir sehen die kommunizierten Ziele als erreichbar und arbeiten intensiv daran diese zu realisieren. Es gibt für uns keinen Grund, diese zu korrigieren.» Peter Pauli, CEO von Meyer Burger AG
Die drei Standbeine von Meyer Burger verlagern sicht zur Konzentration hin zum Solargeschäfts, mit dem Sie bereits 86% des Gesamtumsatzes erreichen, während das Halbleitergeschäft mit rund 10% und dem Optikgeschäft mit rund 4% an Bedeutung verlieren. Konzentrieren Sie sich tatsächlich auf das Solargeschäft? Wollen Sie an den beiden anderen Geschäfttätigkeiten festhalten? Oder planen Sie gar den Ausbau dieser Tätigkeiten?
Die Solarindustrie wächst am stärksten und wir werden daran in jedem Fall teilnehmen. Die beiden anderen Geschäftsfelder, die Halbleiter- und die Optik-Industrie sind Technologieindustrien in welchen wir dieselben Anlagen und Maschinen einsetzen. An dieser Strategie halten wir auch in Zukunft fest.
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Seite 2Das Halbleitergeschäft hat in den vergangenen Jahren daran gelitten, dass Halbleiter ein Commodity Artikel geworden sind, mit entsprechendem Preiskrieg und Margenerosion der Halbleiterhersteller. Sehen Sie trotzdem eine steigende Investitionsbereitschaft Ihrer Kunden aus der Halbleiterindustrie?
Die Halbleiterindustrie ist geprägt von Projektgeschäften. Seitens unserer Kunden spüren wir aber nach wie vor eine hohe Investitionsbereitschaft und sind überzeugt, dass sich dieser Markt weiter entwickelt.
Was sind die neuesten Trends in der Solarindustrie?
Wir beobachten, dass sich die Solarindustrie vermehrt mit den Themen Systemintegration und Automation auseinandersetzt. Parallel wird intensiv die technologische Entwicklung Richtung dünnere Solar-Wafer mit höheren Wirkungsgraden pro Solarzelle angestrebt.
Welches sind Ihre grössten internationalen Konkurrenten?
Unsere grössten Mitbewerber sind der nordamerikanische Konzern Applied Materials und das japanische Unternehmen Nippei Toyama NTC.
«Wir beobachten, dass sich die Solarindustrie vermehrt mit den Themen Systemintegration und Automation auseinandersetzt.»
Bringt Meyer Burger die Produktion im Inland oder allgemein im westlichen Europa mehr Vor- als Nachteile oder wollen Sie aus Strategie- und Sicherheitsgründen die Produktion unter Kontrolle halten?
Europa hält weltweit die Technologieführerschaft in der Solarindustrie und verfügt über qualifiziertes Personal. Das sind starke Standortvorteile.
Bei solch hohem Bestellungseingang wie Sie es vermelden, besteht für den Aussenstehenden die Frage nach den Grenzkosten und der Kapazitätsauslastung. Können Sie das hohe Wachstum der Bestellungen problemlos absorbieren oder werden die Bestellungen erst nach Wartezeiten ausgeliefert?
Das Bestellvolumen kommt für uns ja nicht überraschend. Wir haben diese Wachstumsentwicklung durch unsere Nähe zum Markt kommen sehen und daraus die entsprechenden Massnahmen abgeleitet. Wir sind bereit die kommenden Aufgaben zu bewältigen.
Die Namenaktie Meyer Burger zeigt sich von den Börsenschwächen unbeeindruckt und stieg seit Januar 2007 von 51.60 Franken auf aktuell rund 300Franken. Auch auf heutigem Niveau ist sie mit einem erwarteten P/E von ca. 14.00 für 2009 unter Berücksichtigung des starken Gewinnwachstums und positiver Ratios alles andere als teuer bewertet. Trotzdem fällt auf, dass Ihre Aktien breit gestreut sind und nur wenige grössere Aktionäre wie Vontobel Fonds Services AG mit mehr als 6% und Morgan Chase mit mehr als 3% Ihre Aktien halten. Was ist in Ihren Augen der Grund, wieso Ihre Aktien trotz den ausgezeichneten Vorgaben bei institutionellen Anlegern zu wenig beachtet werden?
Wir konzentrieren uns auf unsere Aufgaben. Auf die Ereignisse an der Börse haben wir keinen direkten Einfluss.
Herr Pauli, moneycab.com dankt Ihnen vielmals für dieses Interview und wünscht Ihnen und Meyer Burger weiterhin viel Erfolg.
Der Gesprächspartner
Peter Pauli, ist Delegierter des Verwaltungsrats und Chief Executive Officer, exekutives Mitglied des Verwaltungsrats, schweizerische Staatsangehörigkeit. Zu seiner Ausbildung: Gelernter Maschinenschlosser, promovierte als Diplom-Ingenieur FH in Maschinenbau mit Fachrichtung Betriebsingenieurwesen, absolvierte das Nachdiplomstudium Wirtschaftsingenieur mit Fachrichtung Unternehmensführung, dann das Advanced Management Program, INSEAD. 1985 bis 1990 war er Assistent der Geschäftsleitung und Leiter IT bei der Transelastic AG, Wallbach (Tochtergesellschaft der Siegling Gruppe), 1990 gehörte er der Betriebsleitung und Mitglied der Geschäftsleitung der Transelastic AG, Wallbach an, 1995 übernahm er die Geschäftsleitung der Siegling (Schweiz) im Rahmen der Übernahme durch Forbo und war verantwortlich für die Produktgruppe Extremultus innerhalb der Siegling Gruppe. In 2000 übernahm er die Übernahme des europäischen Vertriebs und der Service Organisationen mit 18 Gesellschaften und rund 400 Mitarbeitenden als Leiter Vertrieb & Marketing der Siegling GmbH in Hannover, Mitglied des «Turnaround Teams» im Auftrag des Forbo-Verwaltungsrats. Seit 2002 ist Herr Pauli Chief Executive Officer (CEO) und Mitglied des Verwaltungsrats der Gesellschaft, Mitglied der Konzernleitung der Gesellschaft und Verwaltungsratspräsident sowie Vorsitzender der Geschäftsleitung der Meyer Burger AG und seit 2005 Vizepräsident der SiC Processing (Wuxi) Ltd., Wuxi, China
Das Unternehmen
Die Meyer Burger AG ist ein unabhängiges Schweizer Technologieunternehmen spezialisiert auf das Sägen und die Verarbeitung von sehr harten und spröden kristallinen Rohmaterialien wie Silizium und Saphir. In der Solarindustrie bietet man hocheffiziente Innentrennsägen, Bandsägen und insbesondere Drahtsägen an. Das Unternehmen erzielte 2007 mit rund 380 Mitarbeitenden einen Umsatz von 208 Mio. Franken. Die Aktien sind an der SWX kotiert.