Peter Wüst, CEO Valora: «Wir sind auf Kurs, aber noch lange nicht am Ziel»

Von Patrick Gunti

Moneycab: Herr Wüst, Valora hat im ersten Halbjahr 2004 den Umsatz leicht gesteigert und auch der Konzerngewinn stieg gegenüber der Vorjahresperiode um 2,1 auf 33,4 Mio. Franken. Analysten hatten allerdings einen höheren Konzerngewinn erwartet. Sind Sie mit den Zahlen zufrieden und worauf ist die Steigerung zurückzuführen?

Peter Wuest
: Ich bin zufrieden. Eine Gewinnsteigerung setzt sich immer aus vielen Faktoren zusammen. Einerseits trägt der höhere Umsatz andererseits das Kostenmanagement positiv dazu bei. Weiter beeinflussen auch die tieferen Abschreibungen aufgrund des Goodwill Impairments im Vorjahr das Ergebnis.


Sie haben bekanntgegeben, dass Valora ins Ticketing-Geschäft einsteigen will. Mit was für Angeboten und Vorteilen will Valora die schon fast monopolartige Stellung des Ticketcorners konkurrenzieren?

Valora ist mit über 1200 Kiosken in der Schweiz vertreten und bedient dort täglich mehr als 1 Mio Kunden. Für die Veranstalter bieten die k Kioske daher eine starke Kommunikationsplattform, die auch zu Merchandising und Crosselling-Zwecken genutzt werden kann. Ausserdem werden sie von einem attraktiven Preis-Leistungsverhältnis profitieren.

Zusätzlich profitieren die Konsumenten vor allem von der flächendeckenden Präsenz und den langen Öffnungszeiten der k Kioske sowie den sehr kurzen Lieferzeiten. Zudem können Sie aus einer Vielzahl von Vertriebswegen den für Sie am besten passenden aussuchen.

Valora und Migros prüfen eine Zusammenarbeit in der Belieferung und im Betrieb von Convenience Shops. Wo liegen die grössten Vorteile für Valora und was für Ziele haben Sie sich gesetzt?


Wir haben mit Migros bereits sehr gute Erfahrungen gemacht in der Zusammenarbeit im Konzept «avec». Migros und Valora ergänzen sich hervorragend mit ihren Stärken. Valora und Migros prüfen eine Zusammenarbeit in der Belieferung und im Betrieb von Convenience Shops in der Schweiz. Angestrebt wird eine klare Positionierung mit einheitlichem Auftritt und einer starken Marke.

Mit dem Verkauf der Merkur Kaffeerösterei Ende Juli hat Valora die Konzentration auf das Kerngeschäft fortgesetzt. Bis 2005 sollen die Verkäufe verschiedener Geschäftsbereiche abgeschlossen sein. Welche Bereiche sollen noch verkauft werden und sind Sie mit dem Vorhaben auf Kurs?

Es verbleiben noch die Kaffeerösterei Schirmer in Deutschland, die Merkur Gastronomie, die Professional Imaging Aktivitäten und die nicht betriebsnotwendigen Immobilien zu veräussern. Für alle diese Bereiche sind die Verhandlungen fortgeschritten.

Einigermassen überraschend kam Mitte Juli die Mitteilung, dass die Valora den österreichischen Pressegrossisten PGV übernimmt. Ist das keine Abkehr von der laufenden Fokussierungsstrategie?

Nein. Mit dieser Akquisition stärkt Valora die Marktposition im Pressegrosshandel. Der Kauf des österreichischen Pressegrossvertriebes PGV ist als selten auftretende Opportunität zu werten, die hervorragend zum bestehenden Geschäft und zur Strategie der Gruppe passt.

Mit dem Kauf des Pressegrossvertrieb soll das Kiosk- und Einzelverkaufs-Geschäft in Österreich erobert werden. Mit dem PGV-Kauf hat die Valora auch eine Minderheitsbeteiligung an Bahnhofsbuchhandlungen in Österreich erworben. Die Mehrheit hält der direkte Konkurrent Morova. Sind Sie bereits mit Morova in Kontakt getreten?

Es sind noch keine konkreten Gespräche erfolgt.


$$PAGE$$Im Mai haben Sie angekündigt, dass Valora und die Spector Photo Group einen Letter of Intent über die Gründung eines Joint Ventures unterzeichnet haben. Was erwarten Sie sich von diesem Joint Venture und wie ist der Stand der Verhandlungen heute?

Ziel ist es, eine vielversprechende Kooperation zwischen den jeweiligen Fotoentwicklungs-Organisationen im Mail Order Bereich zu schaffen. Durch die Bündelung der Kräfte beider Organisationen entstehen bedeutende Synergien in den Bereichen der Marketingaktivitäten, der Markt- und Produktentwicklung und der Investitionen, vor allem im schnell wachsenden Markt für digitale Fotobearbeitung.

Seit Ihrem Amtsantritt im Juni 2003 ist in der Konzernleitung kaum ein Stein auf dem anderen geblieben: zwei neue CFO in kürzester Zeit, ein neuer Leiter Valora Wholesale, ein neuer Leiter Valora Trade, ein neuer Leiter Valora Retail. Worauf sind diese Wechsel zurückzuführen? War ein Schnitt nach der «Aera Hartmann» notwendig?

Es sind unterschiedliche Gründe, die zu diesen Wechseln führten. Die Konzernleitung ist nun wieder vollständig besetzt.

Ende Juli hat die Valora angekündigt, dass sie zusammen mit den Verlagen Ringier, Tamedia, Südostschweiz und NZZ einen Zeitschriftenvertrieb aufbauen will, der billiger ist als die Post. Wie ist hier der Stand der Dinge?

Ist in der Projektphase.

Themawechsel: Die neue Eishockey-Saison steht vor der Tür. Die Valora ist Mehrheitsaktionärin des SC Bern und hat diesen auf die Erfolgsstrasse zurückgeführt. Die Krönung war der Meistertitel in der letzten Saison. Was erwarten Sie vom Team in der laufenden Saison?

Eine spannende, torreiche Saison und die Verteidigung des Meistertitels.

Letzte Frage: Sie sind nun seit knapp 15 Monaten im Amt also CEO der Valora. Wie sieht Ihre persönliche Bilanz aus?

Für mich waren es herausfordernde und spannende Monate – und es bleibt nach wie vor spannend. Die Neuausrichtung von Valora macht Fortschritte. Wir sind auf Kurs aber noch lange nicht am Ziel.





Der Gesprächspartner
CEO Valora (seit Juni 2003)

Geboren am 1. April 1953, Nationalität: Schweizer
Zivilstand: Verheiratet, zwei Kinder

Ausbildung: Hochschule für Wirtschaft in St. Gallen

Zuvor:
1999-2003 Executive Vice President, Nuance Gruppe
1994-1998 CEO Jakob Rohner AG in Balgach
1983-1993 CFO und später Leiter Geschäftseinheit Moving Consumer Goods bei Diethelm & Co.

Valora ist in vier Geschäftsfeldern aktiv, die ausnahmslos im Bereich der Versorgung von Konsumentenmärkten mit hohen Absatzpotenzialen angesiedelt sind. Der Fokus liegt klar auf europäischen Nischenmärkten, die sich im Laufe der Jahre mit dem Lebensstil moderner, mobiler Generationen entwickelt haben. Die Kernkompetenz von Valora besteht in der Fähigkeit, schnell drehende Produkte und Dienstleistungen mittels hoch entwickelter Logistikprozesse und feinmaschiger Vertriebsnetze europaweit verfügbar zu machen. Dabei sind die Vertriebskonzepte auf das weiterhin zunehmende Bedürfnis der Konsumenten nach Mobilität und Convenience zugeschnitten.

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