Peter Zgraggen, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Urner Kantonalbank
von Patrick Gunti
Herr Zgraggen, was hat das Geschäftjahr im Zinsgeschäft geprägt, das mit 31,9 Mio. Franken das Vorjahresniveau nicht ganz halten konnte?
Der ausgewiesene Bruttogewinn wie auch der ausgewiesene Betriebsgewinn wurden durch eine Sondereinlage in die Pensionskasse von 2,2 Mio. Franken (Systemwechsel) verzerrt. Wir haben um diese Korrektur bereinigt ein operativ starkes Ergebnis erzielt, und dabei die strategischen Ziele umgesetzt. Die wesentlichen Stärken der Bank, die das Resultat beeinflussten, sind ein homogenes und motiviertes Team, eine geschäftsfördernde Unternehmenskultur sowie klare strategische und operative Vorgaben.
Im Hypothekargeschäft konnten Sie um 1,7 % zulegen. Sind Sie damit zufrieden?
In der Tat war das Zinsengeschäft der Bremsfaktor in einem sonst starken Geschäftsergebnis. Unser Resultat ist Ausdruck von:
- Streben des Marktes um Volumenerreichung und dabei Verursachung eines erhöhten Margendruckes, wobei die Urner Kantonalbank nicht um jeden Preis Volumenziele verfolgte.
- Verschiedentlich Erhöhung der Zinssätze auf der Passivseite (Sparprodukte), um auch diese Finanzierungsquelle attraktiv zu halten.
Die Ausdehnung des Hypothekargeschäftes um 1,7 % liegt nicht ganz auf der mittelfristigen Zielkurve. Eine Ausdehnung um jeden Preis (Volumendenken) aber ist für die Urner Kantonalbank nicht zentral, im Vordergrund stehen Risikobeurteilung und eine strategische Ertragssicherung.
Seit 1. Januar verfügt die Urner Kantonalbank über eine neue Organisationsstruktur. Wie präsentiert sich diese und welche Vorteile soll sie bringen?
Die Aufbauorganisation bei der Urner Kantonalbank wurde per 1. Januar 2008 angepasst, neu drei Bereiche; Unternehmensleitung, Markt und Logistik. Das Ziel der neuen Organisationsstruktur ist die klare Trennung zwischen Front- und Verarbeitung/Unterstützung. Dabei wollen wir die Fronttätigkeiten und somit die Konzentration auf unseren Kunden in einem grossen Team zusammenfassen. Das soll uns Gewähr bieten, in der Betreuung und Beratung unserer Kundschaft eine Unité de doctrine und eine eigentliche Beratungsphilosophie entstehen zu lassen.
2006 haben Sie zusammen mit der Nidwaldner und der Obwaldner Kantonalbank die Gesamtbankenlösung von Finnova eingeführt, 2007 zwei Strukturierte Produkte – wie wichtig ist diese regionale Zusammenarbeit?
Die regionale Zusammenarbeit zwischen der Nidwaldner, Obwaldner und Urner Kantonalbank (UNO) ist sehr wichtig und für die Zukunft zentral. Nachdem grössere Kooperationsprojekte unter Banken immer wieder gescheitert sind, haben wir drei kleinen Banken versucht, das Thema der Kooperation aufzunehmen und in verschiedenen Projekten bereits umzusetzen. Mit gutem Willen und gegenseitigem Entgegenkommen sind Kooperationen lebensfähig.
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Die Urner Kantonalbank ist mit dem Hauptsitz in Altdorf und 13 Geschäftsstellen im Kanton präsent. Wie präsent muss eine Kantonalbank in Zeiten zunehmender Automation sein?
Die Frage der Präsenz vor Ort ist in einer Projektarbeit (Distributionskonzept) bei der Urner Kantonalbank erneut überdacht worden. Trotz vermehrter Automatisierung und trotz Internet sind wir der Ansicht, dass eine persönliche Präsenz und damit die Einbindung ins gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben einzelner Regionen notwendig sind. Wir werden uns daher in nächster Zeit kaum aus Regionen zurückziehen, sondern eher unsere Präsenz noch verstärken.
Sie haben erneut zwei nicht gewinnorientierte Organisationen mit einem Anerkennungsbeitrag über je 20’000 ausgezeichnet. Wer sind die Empfänger und wofür wurden die Beträge gesprochen?
Die beiden Empfänger mit je CHF 20’000.00 sind die Behindertenorganisation insieme uri und der Unterstützungsfonds für minderbemittelte Familien (Musikschule Uri) zur Erleichterung der Teilnahme am Musikunterricht.
In Andermatt will der ägyptische Investor Samih Sawiris ein riesiges Tourismusprojekt realisieren. Welchen Stellenwert hat dieses Projekt für die Urner Kantonalbank?
Das Projekt von Herrn Samih Sawiris in Andermatt hat sowohl für die Urner Kantonalbank aber auch für den gesamten Kanton Uri einen sehr hohen Stellenwert. Wir haben in der Bank eine entsprechende Projektorganisation aufgezogen unter der Leitung von Frau Helen Simmen. Als Grundlage dafür haben wir eine Studie in Auftrag gegeben mit dem Titel «Wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen des Grossprojektes auf den Kanton Uri».
«Das Projekt von Herrn Samih Sawiris in Andermatt hat sowohl für die Urner Kantonalbank aber auch für den gesamten Kanton Uri einen sehr hohen Stellenwert.» (Peter Zgraggen)
Die Kreditkrise erschüttert die Finanzwelt – Gibt es infolge der Kreditkrise verunsicherte Kunden der Grossbanken, die einen Wechsel zur Urner Kantonalbank ins Auge fassen? Sehen Sie die Kreditkrise generell als Chance für kleinere Banken?
Vorkommnisse wie die heutige Krise hat es in der Finanzwelt immer gegeben, und wird sie vermutlich auch in Zukunft geben. Dass dabei immer wieder Unsicherheiten verbunden mit Vertrauensverlusten entstehen, ist Tatsache. Das Bankengeschäft ist ein Vertrauensgeschäft. Fehlt dieses Vertrauen, ist es in der Natur der Sache, dass Kunden sich dorthin wenden, wo Vertrauen erfahren werden kann. Für kleinere Banken gilt es aber nicht nur auf solche Entwicklungen zu warten um Kunden zu gewinnen, sondern am Markt ihre eigenen speziellen Stärken auszuspielen.
Wie beurteilen Sie die Folgen der Kreditkrise und welches sind die Lehren, die daraus gezogen werden sollten?
Wie gesagt sind die Folgen solcher Kreditkrisen Vertrauensverlust und zum Teil auch Imageverlust. Die Lehren daraus sind meines Erachtens immer die gleichen, unser Bankgeschäft nicht kurzfristiger Gewinnmaximierung auszusetzen, sondern langfristig zu planen und wie in der Vergangenheit seriös und damit vertrauensbildend zu arbeiten.
Herr Zgraggen, besten Dank für die Beantwortung unserer Fragen.
Zur Person:
Peter Zgraggen (Jg. 1948)
Schulbildung, Lehrzeit
- 6 Jahre Primarschule in Erstfeld
- 4 Jahre Gymnasium Typ A in Freiburg
- 2 Jahre Handelsschule mit Diplomabschluss in Luzern
- 2 Jahre Bankpraktikum mit Diplom SBV, Zürich
Führungsausbildung
- 2 ½ Jahre Seminar (Management/Führung) in Luzern
- 1 Jahr Schweizerische Kurse für Unternehmungsführung (SKU)
- Swiss Banking School Zürich; AEP Advanced Executive Program
- Verschiedene Führungs- und Bankfachkurse bei SBV und SVB
Berufliche Tätigkeiten
Langjähriger Einsatz beim Schweizerischen Bankverein und bei der Schweizerischen Volksbank in leitender Funktion. Dies sowohl in der Deutschweiz wie auch in Genf und Lugano. Einsatz als Geschäftsführer in der Privatwirtschaft und ab 1. Oktober 1990 Direktor Urner Kantonalbank, Gesamtleitung.