Dies teilte Petroplus in der Nacht auf Freitag mit. Französischen Medienberichten zufolge haben Gewerkschaftsvertreter zudem zu einem Streik in der Raffinerie Reichstett aufgerufen, der am heutigen Freitag um 13 Uhr beginnen soll. Es gehe darum, klare Antworten über die Zukunft der Anlage zu bekommen, hiess es. Petroplus will früheren Angaben zufolge bis Herbst entscheiden, ob Reichstett verkauft oder beispielsweise geschlossen wird.
Analysten leicht beunruhigt
Analysten werten die Neuigkeit zu Petit Couronne in Summe leicht negativ. Die Lage könnte sich sogar noch verschlimmern, schreibt die Bank Vontobel in einem Kommentar. Ein Streik an den Ölterminals von Fos und Lavera im Hafen von Marseille blockiere nun schon seit 18 Tagen die Rohölimporte. Und die Pipeline des Unternehmens SPSE aus der Region Marseille versorge unter anderem die Raffinerien von Petroplus sowohl in Cressier als auch in Reichstett. Die Auswirkung der Schliessung von Petit Couronne auf die EPS-Zahlen 2010 würden sich erst in einiger Zeit zeigen, heisst es bei Vontobel weiter. Da die Bewertung auf den Zahlen für 2011 und 2012 beruhe, sieht Analyst Andreas Escher keinen Grund für eine Überarbeitung des Kursziels von 15 CHF und des «Hold»-Ratings.
Erholung des Aktienkurses gefährdet
Die Schliessung von Petit Couronne könnte die jüngste, zarte Erholungsbewegung bei der Aktie gefährden, meinen die Experten von Wegelin. Die Geduld der Anleger werde damit ein weiteres Mal strapaziert und Verleiderverkäufe könneten nicht ausgeschlossen werden. Zwar verfüge der Raffineriebetreiber über Pro-Argumente wie die Unabhängigkeit von den Ölmultis. Dennoch bleibe ein Engagement aufgrund der vielen Unwägbarkeiten wie Lagerbewertungen, Eigenheiten des Ölmarktes, Überkapazitäten, Dollar-Schwäche oder Unsicherheiten über weitere Expansionen nur spekulativ orientierten Anlegern vorbehalten. Die Petroplus-Aktie tendiert im frühen Handel volatil. Gegen 9.45 Uhr gibt das Papier um 0,4% auf 12,53 CHF nach, während der Gesamtmarkt (SPI) um 0,20% verliert.
Streik hat Auswirkungen auf Raffinerie Cressier
Der Streik in Frankreich hat auch Auswirkungen auf die Raffinerie in Cressier NE. Das Werk des Zuger Konzerns Petroplus erhält kein Rohöl aus Südfrankreich mehr. Vorerst behilft sich das Werk mit Reserven, hat aber die Produktion gedrosselt. Seit Beginn des Streiks vor 19 Tagen fliesse durch die Pipeline aus der Nähe von Marseille kein Öl mehr in die Schweiz, sagte Petroplus-Sprecher Fredrik Olsson am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA.
Weiterarbeit in begrenztem Umfang
Momentan könne die Raffinerie Cressier aufgrund ihrer Reserven in begrenztem Umfang weiterarbeiten. Zudem habe sie Bestände aus den Pflichtlagern angefordert, welche die französische Regierung für Krisenfälle unterhält. Olsson wollte die Produktionsreduktion nicht beziffern. Philippe Cordonier, Sprecher der Erdölvereinigung, schloss aus, dass die gedrosselte Produktion in Cressier zu einem Preisanstieg führt.
Versorgung in der Schweiz nicht gefährdet
Auch wenn der Streik zu einem Produktionsstopp in Cressier führen sollte, sei die Versorgung der Schweiz nicht gefährdet, erklärte Cordonier. Andere Kanäle könnten jene von Petroplus ersetzen. Die zweite Raffinerie der Schweiz, jene von Tamoil in Collombey VS, erhält ihr Rohöl durch eine Pipeline von Genua (I) aus. Die beiden Raffinerien stellen gemeinsam zwei Fünftel der Raffinerieprodukte für die Schweiz her. Der Rest wird gemäss Cordonier importiert. (awp/mc/ps/ss/16)