von Radovan Milanovic
Moneycab: Vor einem Jahr wurden Sie in der «Financial Times Deutschland» zum Kopf des Tages gewählt. Seither ist es ruhiger um Sie geworden. Nach dem Verkauf von Denner an Migros teilten Sie mit, noch zwei Jahre an der Spitze des Unternehmens zu bleiben. Welches sind Ihre Aufgaben bei Denner? Wann wird die vollständige Übergabe des Discounters an Migros abgeschlossen sein?
Philippe Gaydoul: Ich werde Denner mit ganzer Kraft noch bis Ende 2009 operativ führen. Die vollständige Übergabe unseres Discounters an die Migros wird per 1. Januar 2010 realisiert. Danach werde ich aber als Präsident des Verwaltungsrates weiterhin stark mit Denner verbunden bleiben und mit meinem Nachfolger entsprechend zusammen arbeiten.
Sie haben unter anderem 90% von Navyboot gekauft und sind der VR Präsident der Gesellschaft. Auf die restlichen 10% von Navyboot hält die Gaydoul Group ein Vorkaufsrecht. Der Gründer und Chef von Navyboot, Bruno Bencivenga, verpflichtet sich, das Unternehmen bis Ende 2009 weiter zu führen. Werden Sie die Option ausüben?
Die Option wurde bereits ausgeübt. Die 10-Prozent-Beteiligung hat mein Freund und Geschäftspartner Thomas Matter übernommen. Wir haben für Navyboot eine Internationalisierungsstrategie entwickelt, werden die Sortimente straffen und aufwerten und sie im Rahmen eines neuen Ladenkonzepts präsentieren.
Navyboot vertreibt Produkte im oberen Preissegment von der Luxusmode über Sportartikel bis hin zu Accessoires. Inzwischen stecken die von Ihnen präferierten Absatzgebiete, die Schweiz, Deutschland und Österreich in der Rezession. Inwiefern beeinflusst das wirtschaftliche Umfeld den Absatz der Produkte von Navyboot?
Wir haben mit Navyboot einen langfristigen Fokus. Deswegen verhalten wir uns bewusst antizyklisch, in dem wir in den Weiterausbau in der Schweiz und in den Aufbau in Deutschland investieren. Natürlich spüren auch wir die Zurückhaltung im Konsum, aber mittel- und langfristig bin ich natürlich optimistisch.
Im vergangenen Jahr stellte sich die Frage nach der Solidität bezüglich der Zusammenarbeit mit Schild AG. Wie hat sich die Zusammenarbeit entwickelt? Stellt sich nicht die Frage nach der Partnerschaft mit einem Partner anbieten, der ebenfalls Produkte im höheren Preissegment anbietet?
Die Zusammenarbeit mit Schild ist sehr eng und entwickelt sich gut. Schild unternimmt grosse Anstrengungen zur Höherpositionierung im Markt.
«Wir haben mit Navyboot einen langfristigen Fokus. Deswegen verhalten wir uns bewusst antizyklisch, in dem wir in den Weiterausbau in der Schweiz und in den Aufbau in Deutschland investieren».
Wäre allenfalls eine Partnerschaft im globalen Vertrieb mit Unternehmen wie Richemont oder Swatch möglich? Denn die Produkte dieser Gesellschaften weisen kaum Überlappungen mit Navyboot Artikeln auf, sie würden Ihnen jedoch weltweit Türen öffnen.nbsp;
Wenn wir in die weitere Zukunft blicken, so kann ich mir gut vorstellen, in gewissen Märkten wie z.B. Asien, mit starken Partnern zu arbeiten.
Das Hauptabsatzgebiet von Navyboot ist die Schweiz. Wie hat sich die Expansion ins nahe Ausland entwickelt? Wie verteilt sich der Umsatz?
Wir sind eben erst daran, uns in kaufkraftstarken Metropolen Deutschlands zu etablieren. Deswegen ist es zu früh, hier eine Aussage zu machen.
Als nichtkotiertes Unternehmen veröffentlichen Sie keine Finanzzahlen. In welchen Grössenordnungen sprechen wir bei Navyboot?nbsp;
Navyboot erarbeitet heute einen Jahresumsatz von rund CHF 100 Mio. und ist profitabel.
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Sie versicherten, ein strategischer Investor zu sein und mehrere hundert Millionen zu investieren. Auf Ihrer Homepage erwähnen Sie, dass Sie aktiv und langfristig an Unternehmen in zukunftsträchtigen Sektoren des Handels und der Konsumgüterindustrie investieren. Welche anderen Investitionen zu Navyboot haben Sie seit dem Verkauf von Denner getätigt?
Wir haben mittlerweile gut 200 Unternehmen im Hinblick auf mögliche Beteiligungsnahmen geprüft. Bei einzelnen haben wir eine Due Diligence durchgeführt. Aber wir sind sehr wählerisch und haben Zeit. Wir werden sicher in nicht all zu langer Zukunft weitere Engagements kommunizieren.
Wegen der Rezession haben viele Unternehmen an Wert verloren und sind günstig geworden. Sind Sie weiterhin nur an Unternehmen der Konsumgüterindustrie interessiert? Trotz der steigenden Konkurrenz neuer ausländischer Konkurrenz wie Lidl und Aldi? Oder haben Sie auch andere Branchen im Visier?
Unseren Branchenfokus haben wir klar definiert, Discounter wie Aldi und Lidl tangieren uns überhaupt nicht. Wir halten an unserer Strategie fest.
«Unseren Branchenfokus haben wir klar definiert, Discounter wie Aldi und Lidl tangieren uns überhaupt nicht.»
Was sind Ihre weiteren beruflichen Pläne?
Ab dem kommenden Jahr werde ich mich sehr stark bei der Gaydoul Group einbringen. Mit meinem jugendlichen Sturm und Drang habe ich noch viele Ideen. Daneben engagiere ich mich ? wie Sie sicher mitbekommen haben ? im Sport.
Die Gaydoul Group AG, Ihre Familienholding, besitzt verschiedene Verteilzentralen von Denner und Franz-Carl-Weber-Liegenschaften. Haben Sie Ihr Immobilienportefeuille weiter ausgebaut?
Wir verfügen in der Tat über ein erstklassiges Immobilien-Portfolio. Das bauen wir punktuell laufend weiter aus.
Die Foundation Gaydoul unterstützt gemeinnützige Projekte und Werke in der Schweiz, die sich der Erforschung, dem Vorbeugen, der Diagnose, der Behandlung und Heilung von körperlichen oder geistigen Krankheiten von Kindern widmen. Ein edles Projekt Ihrer Familie. Wie viele Betroffene konnten Sie bereits Hilfe bieten?&
Wir engagieren uns bei einem grossen und wichtigen Projekt des Zürcher Kinderspitals. Dabei ist es unser Ziel, möglichst vielen Kindern zu helfen. Mittlerweile sind bereits etliche weitere Projekte in Prüfung. Unsere Stiftung ist professionell organisiert und arbeitet zielgerichtet an der Erfüllung ihrer Zweckbestimmung.
Der Interviewpartner:
Philippe Gaydoul lernte den Detailhandel von der Pike auf und begann seine Karriere 1992 bis 1998 nach der Handelsschule, der kaufmännischen Lehre bei der Denner AG und des Praktikums im Denner Hauptsitz, als Filialmitarbeiter, Filialleiter und Verkaufsleiter. Ab dem 1. August 1998 wurde er Delegierter des Verwaltungsrats und CEO der Denner AG und ab 2001 Präsident und Delegierter des Verwaltungsrates der Rast Holding mit den drei Profit-Centern Denner AG, Waro AG und Franz Carl Weber AG. Am 30. Juni 2003 übernahm die Gaydoul Holding, welche durch Philippe Gaydoul und Denise Gaydoul beherrrscht ist, die Aktienmehrheit der Rast Holding (Muttergesellschaft der Denner AG und Franz Carl Weber AG) durch den Zukauf von 25,3% der Aktien. 2006 wurde die Interessensgemeinschaft Detailhandel Schweiz (IG DHS) gegründet. Unter dem Präsidium von Denner CEO Philippe Gaydoul kämpfen die Unternehmen, um die Rahmenbedingungen für den Schweizer Detailhandel nachhaltig zu verbessern. Am 1. September 2006 wird die Spielwarengruppe Franz Carl Weber (FCW) an die französische Ludendo SA verkauft. Mit der Ludendo übernimmt ein erfolgreiches Familienunternehmen und Spielwarenspezialist den FCW. Am 12. Januar 2007 wird der Schulterschluss zwischen Denner und der Migros bekannt gegeben: 70% des Aktienkapitals der Denner AG gehen an die Migros. Die Gaydoul Holding bleibt mit 30% an Denner beteiligt und Philippe Gaydoul bleibt für weitere drei Jahre CEO der Denner AG. Am 14. Mai 2008 gab Gaydoul seine Zukunftspläne mit der Gaydoul Group bekannt. Auch nach seiner Zeit als Denner CEO wird Philippe Gaydoul Verwaltungsratpräsident der Denner AG bleiben.nbsp;
Das Unternehmen:
Denner ist der führende Schweizer Lebensmitteldiscounter mit über 430 Filialen in der ganzen Schweiz und beschäftigt ca. 3’500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hinzu kommen mehr als 300 Denner Satelliten – selbstständige Detailhändler in ländlichen Gebieten -, welche neben dem Denner Sortiment eine erweiterte Produktepalette anbieten. Das Denner Sortiment umfasst eine kompetente Auswahl von Artikeln des täglichen Bedarfs. 75 % davon sind Markenartikel, der Rest Eigenmarken unter der Dachmarke Denner. Wöchentlich neue, ausgewählte Spezialangebote aus dem Nonfood-Bereich runden das Sortiment ab. Denner setzt mit attraktiven Preisen auf einen fairen Wettbewerb und leistet damit einen wichtigen Beitrag zu einem gesunden, leistungsfähigen Lebensmittelhandel in der Schweiz im Interesse und zum Wohl der Bevölkerung.