Denner hat sich ein neues Outfit gegeben, will vom Schmuddel-Image weg. Im Interview mit Moneycab sagt CEO Philippe Gaydoul warum die Discount-Startegie erfolgreich ist, und warum er das Alkoholproblem nicht lösen kann.
Von Lukas Schweizer
Denner-CEO Philippe Gaydoul will noch mehr Erfolg. (keystone)
Moneycab: Philippe Gaydoul, Sie selbst sagen, die Erneuerung der Denner-Filialen komme mit Riesenschritten voran. Worauf sind Sie besonders stolz?
Philippe Gaydoul: Dass die neuen Filialen bei den Kunden, aber vor allem bei unserem Personal sehr gut ankommen. Es macht unseren Angestellten doppelt so viel Spass in den neuen Fililalen zu arbeiten. Da haben wir zwei schöne Ziele erreicht.
Ich kenne verschiedene Leute, die sagen, es hätte sich nicht viel geändert. Das Image des «Billig-Discounter» bleibt.
Wer so was sagt, war noch nie in einer neuen Filiale. Jede Person die ich gefragt habe – und ich spreche mit vielen – sagte, es sei ein eklatanter Unterschied zu früher.
Allerdings wurde an der Medienkonferenz eine repräsentative Studie der IHA-GfK präsentiert. Laut dieser wurde die Sympathie, welche dem neuen Denner entgegen kommt, mit 3,6 bewertet. Das heisst zwischen «ungenügend» und «genügend».
Da sehen Sie mal, wie offen Denner kommuniziert. Haben Sie diese Offenheit schon bei andern Unternehmen erlebt? Und schauen Sie einmal, woher wir kommen -schliesslich wurde Rom auch nicht in einem Tag erbaut. Wir haben uns von der Bewertung 3 auf 3,6 bei New Denner gesteigert und das ist schon ziemlich nahe bei 4. Die Konkurrenten Migros und Coop sind mit ihren Luxustempeln bei 4,8 – bekommen also auch kein «gut». Wir haben uns gesteigert, die andern sind stehen geblieben.Ist die Strategie des Discounters die richtige? Denner und Coop setzen auf Qualität: Biogemüse, Biofleisch etc. und nicht auf tiefe Preise.
Die Zahlen zeigen es ja. Wenn man drei Jahre lang einen solchen Zuwachs hat, muss es ja stimmen. Wenn wir nicht an unsere Strategie glauben würden, würden wir nicht 100 Millionen Franken in die Erneuerung einschiessen. Es braucht neben Coop und Migros einen Discounter, denn es gibt in der Schweiz je länger je mehr Leute, die die Preise von Migros und Coop nicht mehr bezahlen können.A propos Preise, Sie nehmen wieder Frischfleisch ins Sortiment auf. Nur wollen Sie es zehn Prozent billiger anbieten als die Konkurrenz. Für diesen Preis gibt es kein Regio-Bio-Fleisch.
Wir sagen ja auch nicht, es sei Bio-Fleisch.Was ist es denn für Fleisch?
(Stockt) Da müssen Sie unseren Spezialisten fragen, mir ist die genaue Bezeichnung gerade entfallen. Es ist aber sicher einwandfreies Fleisch. Der grösste Teil kommt aus der Schweiz, der Rest aus der EU. Und hinterfragen sie doch mal folgendes: Wird wirklich laufend so viel mehr Bio-Fleisch produziert, wie uns das die Konkurrenz weismachen will?Teilen Sie die Meinung der deutschen Rewe-Gruppe, dass über das Pricing Druck auf Coop und Migros ausgeübt werden kann?
Sicher, das machen wir ja auch, das ist unsere Philosophie.Was wird sich zwischen Coop, Migros, Denner und den anderen kleineren Anbietern in den nächsten Jahren verändern?
Das ist schwierig zu sagen, mich interessiert primär die Position von Denner. Ich bin sicher, dass wir unsere Umsätze weiter steigern werden. Aber es ist klar, wir sind weit hinter Migros und Coop zurück. Das ist auch nicht so gravierend, wir haben andere Vorteile. Die kleineren Anbieter werden weiter verschwinden. Sie haben also keine Bedenken, weil der grosse deutsche Rewe-Konzern in den Schweizer Markt eingedrungen ist?
Nein, Carefour, der weltweit zweitgrösste Detailhändler, ist seit zwei Jahren in der Schweiz tätig, und wir sind immer noch da.Und wo wird Denner stehen? Was sind Ihre Umsatz- und Gewinnziele?
Da sage ich nichts dazu. Wir investieren viel Geld, um noch rentabler zu werden. Wir haben aber unsere Vorstellungen und die werden wir zu gegebener Zeit präsentieren.In der Wirtschaftszeitschrift «Bilanz» werden ihre Geschäftszahlen angezweifelt, weil sie nicht überprüfbar sind.
Man kann diese Zahlen sehr wohl kontrollieren. Sie kommen von der IHA und die gibt keine falschen Zahlen raus. Ausserdem schreibt der Journalist auch, wenn die Zahlen stimmen, seien sie sensationell. Ich schliesse mich dieser Meinung an. Die «Bilanz» ist nicht die einzige Kritikerin. Es heisst, Sie würden von morgens bis abends lediglich eine Show abziehen.
Nun gut, wissen Sie, da musste ein ehemaliger frustrierter Mitarbeiter Dampf ablassen. Die Leute, die mit mir zusammenarbeiten wissen, dass dies nicht meine Art ist.Wieder andere Mitarbeiter behaupten, sie würden auf Schritt und Tritt überwacht. Woher kommen denn all diese Gerüchte?
Sie sind historisch gewachsen. Das mit der Überwachung hat es schon bei meinem Grossvater geheissen und da liegt die Vermutung nahe, dass der Junior gleich ist.Eine ganz andere, mehr sozialpolitische Frage zum Schluss: Was wollen Sie gegen die so genannten «Denner-Alkis» unternehmen? Sie sind zu einem steten Begriff geworden und sogar in einem Lied verewigt. Ein Problem für Denner?
Wir fördern das Problem der Alkoholiker nicht. Man muss schon sehen, warum immer mehr Menschen ein Alkoholproblem haben, es ist sicher nicht wegen Denner. Ich kann doch nicht sagen, weil es immer mehr Alkoholiker gibt, nehme ich den Alkohol aus dem Sortiment. Dieses Problem muss man an der Wurzel bekämpfen und das ist nicht unsere Aufgabe.Interview: Lukas Schweizer (swisscontent)
Alles unter Kontrolle
Nicolas Schweri, der jüngere Sohn des im Jahre 2001 verstorbenen Discountpioniers Karl Schweri, hat sich im Juni als Aktionär und Verwaltungsrat der DENNER-Gruppe zurückgezogen. Er hat sich entschlossen, seine Beteiligung an der Rast Holding, welche die Ketten Denner und Franz Carl Weber zu 100 Prozent kontrolliert, seinem Neffen Philippe Gaydoul zu übergeben. Nicolas Schweri war in den Jahren 1989 bis 1992 als Konzernchef verantwortlich für die Denner-Gruppe.
Nicolas Schweri stärkt mit dieser Handänderung die Führungsposition von Philippe Gaydoul entscheidend. Dieser verfügt nun zusammen mit seiner Mutter Denise Gaydoul sowohl über die Kapital- als auch über die Stimmenmehrheit an der Rast Holding. Die Denner-Gruppe bleibt dank den Beteiligungen der beiden anderen Mitglieder der Eigentümerfamilie, René Schweri und Eliane Borzatta, weiterhin zu 100 Prozent im Besitz der Familienmitglieder. (mc/dst)