Zudem habe das Sparprogramm angeschlagen. Die Börsianer zollten dem Management Respekt und liessen den Kurs bis zum frühen Nachmittag um 6,31 Prozent auf 18,11 Euro steigen. Zwar lag der Umsatz immer noch deutlich unter dem Wert des Vorjahreszeitraums. Im Vergleich zum zweiten Quartal stieg er aber wieder von 5,2 auf 5,6 Milliarden Euro. Der Überschuss vervierfachte sich gegenüber dem Vorquartal auf 176 Millionen Euro. Auch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdiente Philips damit deutlich besser. Die Analysten hatten dagegen mit einem Verlust gerechnet. Philips habe im Wesentlichen von strikter Kostenkontrolle profitiert, stellte Analyst Karsten Oblinger von der DZ Bank fest.
Management bleibt vorsichtig
Die Niederländer sind der Wirtschaftskrise mit einem 600 Millionen Euro schweren Sparprogramm begegnet, in dessen Zuge auch 6.000 Stellen wegfallen. Derzeit arbeiten 118.000 Menschen im Konzern. Nach einem Verlust zu Jahresbeginn hatte es Philips im vorangegangenen Quartal damit wieder in die schwarzen Zahlen geschafft. Für eine Entwarnung ist es laut Vorstand aber noch zu früh. Er zeigte sich mittelfristig weiter vorsichtig, hätten sich doch die Märkte noch nicht wieder grundlegend gefestigt. «Die Sichtweite bleibt gering», sagte Finanzchef Pierre-Jean Sivignon.
Saeco-Zukauf stärkt Bereich Haushaltselektronik
Derzeit sieht die Lage aber wesentlich besser aus als noch vor einigen Monaten. Besonders das grösste und von der Krise am ärgsten getroffene Standbein Konsumelektronik erholte sich. Der Umsatzschwund lag auf Jahressicht nur noch halb so hoch wie das Quartal zuvor. Anteil daran hatte neben einer wiederkehrenden Kauflust auch die Neuausrichtung der Sparte: Philips hatte sich aus der Produktion von Computermonitoren und teils auch von Fernsehern zurückgezogen. Gestärkt hatte das Management dagegen alles rund um Gesundheit und Genuss. So übernahmen die Niederländer den italienischen Kaffeeautomaten-Hersteller Saeco. «Entscheidend ist das vierte Quartal», sagte Sivignon. Dann läuft das Weihnachtsgeschäft.
Alle Sparten schreiben Gewinn
Die zwei anderen Standbeine erholten sich ebenfalls, wenngleich weniger stark: Die Lichttechnik hängt als Zulieferer stark an der daniederliegenden Autoindustrie. Sivignon verkündete zwar Fortschritte, es sei aber noch zu früh, um eine nachhaltige Erholung zu prophezeien. Die Medizintechnik leidet wie die Konkurrenz von Siemens und General Electric (GE) anhaltend unter Einsparungen im US-Gesundheitswesen. Die Erfolge in den Schwellenländern hätten die Einbussen nicht aufwiegen können, sagte der Finanzchef. Alle drei Sparten schrieben aber schwarze Zahlen.
Randgeschäfte abgestossen
Konzernchef Kleisterlee hat den Konzern seit seinem Amtsantritt 2001 auf die drei Säulen Konsumeletronik, Lichttechnik und Medizintechnik gestellt, diese durch Zukäufe ausgebaut und sich im Gegenzug von Randgeschäften getrennt. Die Wirtschaftskrise beschleunigte den Wandel. So soll die IT an T-Systems auslagert werden. «Der Konzernumbau geht auch im kommenden Jahr weiter», sagte Finanzchef Sivignon. Vor allem die Lichttechnik muss sich mit dem Vordringen der LED-Leuchten auf Veränderungen einstellen. Umwälzungen wird es auch bei der Medizintechnik geben. «Wir verfolgen sehr eingehend die politischen Debatten», sagte Sivignon mit Blick auf die Vereinigten Staaten. Die grösste Sparte Konsumelektronik wird der Vorstand dagegen angesichts der massiven Einschnitte in der Vergangenheit weitgehend in Ruhe lassen.
Philips-Chef macht Mut
Unternehmenschef Kleisterlee will sich letztlich auf Produkte mit höheren Gewinnmargen konzentrieren. Sein Ziel, den Gewinn bis 2010 zu verdoppeln, musste er angesichts der Krise aber schon Ende vergangenen Jahres aufgeben. Im Gegenteil liefen hohe Kosten für den Konzernumbau auf. Auch im laufenden vierten Quartal und darüber hinaus hat Philips Millionen eingeplant. Kleisterlee zeigte sich dennoch überzeugt: «Philips wird aus der Rezession als stärkeres Unternehmen hervorgehen.» (awp/mc/ps/04)