Weiter Bilder Pierre Auguste Renoirs aus der Sammlung Bührle.
Renoir, der keinen finanziellen Rückhalt hatte wie Cézanne, war auch in den siebziger Jahren, in denen er seine grössten Meisterwerke schuf, für das tägliche Leben auf Porträtaufträge angewiesen. Deshalb verkehrte er auch in den Häusern der grossen Bourgeoisie, bei dem Verleger Charpentier, dessen Empfängen Rivière ein köstliches Kapitel widmet, den Berards in Paris und Wargemont, bei Cernuschi und dem Bankier und Besitzer der «Gazette des Beaux-Arts», Charles Ephrussi. Bei dem Letzteren traf er den Finanzmann Cahen d?Anvers, der ihm den Auftrag gab, seine Tochter Irène zu malen.
Das Bild entstand 1880 in zwei Sitzungen im Privathaus des Bankmanns, Rue Bassano. Das damals achtjährige kleine Mädchen im hellblauen Sonntagskleid sitzt, nach links gewandt, brav Modell, die Hände in den Schoss gelegt. Ihr Kopf ist leicht geneigt, der Blick verträumt, fragend, über ihr Alter hinaus. Das rotblonde offene Haar fällt tief über Schulter und Rücken hinab und ist nach der Mode der Zeit «à la chien» in die Stirn gekämmt. Renoir hat die Figur vor einen gobelinartigen Hintergrund grünen Blattwerks gesetzt, von dem sich das zarte porzellanhafte Dreiviertelprofil des Mädchens klar abhebt. Hier kündigt sich schon der «Ingrismus» der achtziger Jahre Renoirs an.
In dem feinen und dichten Malwerk steht das Bild dem gleichzeitigen «Déjeuner des canotiers» nahe.
Ein Jahr später malt Renoir im Auftrag die beiden jüngeren Schwestern Irènes. (sb/mc/th)
Sammlung Bührle, Zollikerstrasse 172
Dienstag, Mittwoch, Freitag, Sonntag, 14 – 17 Uhr