Kodak setzt auf Digitalfotografie und zieht sich schrittweise aus dem herkömmlichen Fotogeschäft zurück. Im Moneycab-Interview erklärt Kodak-Schweiz-CEO Pierre Kipfer die Digital-Strategie des Unternehmens und äussert sich zu den wichtigsten Entwicklungen sowie zum langsamen Aus der analogen Fotografie.
Moneycab: Herr Kipfer, das Kodak-Labor in Renens ist per Ende Jahr von einem gewichtigen Arbeitsplatzabbau betroffen. Welcher Bereich und wie viele Arbeitnehmer sind von dieser Massnahme betroffen?
Pierre Kipfer: Angesichts der Änderungen auf dem Fotomarkt hat die Eastman Kodak Company im September 2003 eine weltweite Strategie mit Hauptgewicht auf den digitalen Markt angekündigt. Kodak Schweiz folgt dieser Strategie. Durch den starken Rückgang des Geschäfts der traditionellen Filmentwicklung wurde entschieden, diese Aktivität per Ende Jahr zu schliessen. Der am 27. Oktober angekündigte Verlust von 97 Arbeitsplätzen konnten wir nun durch den Verkauf unseres Versandgeschäfts „Gold Club“ an die Fotolabo Club AG um 14 Stellen reduzieren, da beide Betriebe geografisch nahe beieinander liegen. Somit werden nun noch 83 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen sein, für die wir einen Sozialplan vorbereitet haben.
Kodak setzt voll auf die Digitalfotografie und steigt schrittweise aus dem herkömmlichen Fotogeschäft aus. Welche Arbeiten werden künftig noch in Renens ausgeführt?
In Renens wird künftig noch die Fotoentwicklungsarbeit für Kodachrome (Diapositive, Super 8 und 16 mm Filme) weitergeführt.
Wie sieht die Strategie von Kodak bei der Digitalfotografie kurz zusammengefasst aus?
Mit dem Wandel unserer Firma und um weiterhin der führende Lieferant von digi¬talen wie auch herkömmlichen Fotoprodukten – Konsumgüter sowie Produkte für den Spezialisten – zu bleiben, beschleunigt Kodak ihre strategische Wende auf den Digi¬talfotobereich. Kodak Schweiz konzentriert ihre Aktivitäten und investiert erfolgreich im Bereich der Digitalfotografie für den privaten und professionellen Gebrauch, des Health und des Commercial Imaging sowie der grafischen Industrie. Die Firma beschäftigt weiterhin 129 Personen und vermarktet wie bis anhin alle herkömmlichen Produkte wie Filme, Einwegkameras, Batterien, Papiere sowie Fotochemikalien, mit der Qualitätsgarantie, die während Jahrzehnten den Ruf des Unternehmens ausgemacht hat.
Die Welt der Fotografie hat sich durch neue Technologien rasant verändert.Durch die Digitalfotografie stehen Bilder praktisch jederzeit von jedem Ort dieser Welt zur Verfügung. Kodak setzt aber darauf, dass diese „virtuellen Bilder“ wieder als Prints zur Verfügung stehen. Welche Möglichkeiten bietet Kodak hier, wie sehen die wichtigsten Entwicklungen aus?
Die Gesamtzahl gedruckter Bilder wird noch weiter rückläufig sein, vor allem deshalb, weil der Anteil der analogen Bilder rapid abnimmt. Kodak bietet Möglichkeiten wie Minilabs und Fotokioske, die man bei Fotohändler oder grössere Verkaufsflächen finden kann.
Neben der vorerst reinen Virtualität hat die Digitalfotografie noch ein weiteres Geschäftsfeld eröffnet. Irgendwie und irgendwo wollen oder müssen Firmen oder Privatkunden ihre Bilder auch ablegen oder archivieren. Wie sehen hier die Angebote aus?
Dank der Kodak EasyShare Software können die Konsumenten ihre digitalen Bilder auf sehr einfache Weise organisieren und archivieren.
Der Anteil des Digitalgeschäfts am Gesamtumsatz von Kodak ist mittlerweile auf 39 % gestiegen. Trifft diese Zahl in etwa auch auf die Schweiz zu?
Nein, das ist eine Gesamtzahl, die für Eastman Kodak weltweit repräsentativ ist, aber nicht für die Schweiz.
Die Strategie von Kodak scheint aufzugehen, der Konzern konnte auch im 3. Quartal dieses Jahres positive Zahlen vorweisen. Wie sieht es in der Schweiz aus?
Betreffend das Farblabor können wir leider für das Jahr 2004 keine positive Zahlen vorweisen.
Kodak geht auch im kommenden Jahr von einem kräftigen Rückgang im Geschäft mit herkömmlichen Filmen aus. Mit einem Rückgang in welcher Grössenordnung rechnen Sie auf dem Schweizer Markt?
Der Filmrückgang beträgt dieses Jahre weltweit 10 bis 12 Prozent, wie wir dies erwartet haben. In stark industrialisierten Ländern wie der Schweiz rechnen wir dieses Jahr sogar mit 18 bis 20 Prozent.
Wagen Sie eine Prognose? Wie lange wird die analoge Fotografie noch weiterbestehen, ehe dieses Stück Kultur zu Grabe getragen wird?
Sicher solange die Wahl der Konsumenten auch noch die analoge Fotografie beinhalten wird. Wir werden in Zukunft immer mehr mit der Bildersprache kommunizieren und die Fotos überall und immer dabei haben. Bilder sind die Sprache der Zukunft, und wenn man bedenkt, dass erst 600 Millionen Menschen mit Fotografie überhaupt in Berührung gekommen sind, dann steht uns noch ein immenses Potential offen.
Letzte Frage: Besitzen Sie selber noch eine analoge Kamera und wie nutzen Sie persönlich die neuen Technologien?
Ja, und alle meine Bilder werden auf einer Kodak Picture CD gespeichert sowie auf Papier gedruckt.
(Moneycab, cki)
Moneycab Interviews Pierre Kipfer
Generaldirektor Kodak SA
Jahrgang: 1945
Beruflicher Werdegang:
Handelslehrabschluss
1966 trat Pierre Kipfer bei Kodak ein, wo er verschiedene Funktionen in der Finanzabteilung und Human Resources inne hatte, bevor er zum Generaldirektor von Kodak SA ernannt wurde.