Die Spreads bei europäischen Staatsanleihen werden auch künftig hoch und volatil bleiben, erwartet die Fondsgesellschaft Pioneer Investments. Solange sich die Fundamentaldaten in den Peripherieländern der Eurozone nicht verbessern, sei in diesem Bereich keine Änderung zu erwarten. «Unter den Anleihe-Emittenten bevorzugen wir derzeit die liquiden Kernländer der Eurozone; bei den Laufzeiten den mittleren und langen Bereich», erklärt Dorothea Müller, Fixed-Income-Expertin bei Pioneer Investments.
Sparbemühungen führen zu Disinflation
«Besonders die große Unsicherheit mit Blick auf die Stabilität der Eurozone prägt die Marktsituation», so Müller weiter. Allerdings sei der politische Wille in den Mitgliedsstaaten groß, ein weiteres Auseinaderdriften der Eurozone zu vermeiden. «Wir gehen davon aus, dass die Europäer die Probleme bewältigen werden», betont die Rentenexpertin. Allerdings dürfte die Europäische Zentralbank die Zinsen nicht vor 2012 erhöhen, weil die extremen Sparbemühungen einzelner Euro-Staaten das Wirtschaftswachstum abschwächen und zu weiterer Disinflation, also einem weiter verlangsamten Preisniveauanstieg in der Eurozone, führen. Vor diesem Hintergrund werden die Spreads zwischen Bundesanleihen und anderen Staatsanleihen der Eurozone hoch bleiben, bekräftigt Müller. Sie dürften sich erst dann wieder deutlich einengen, wenn sich die wirtschaftliche Situation in den Peripherieländern strukturell verbessert. In Irland beispielsweise stellt die Restrukturierung des Bankensektors derzeit eine große Belastung dar. Langfristig dürfte das Land aber aufgrund seiner offenen Wirtschaftsstruktur und Flexibilität gute Chancen haben, die Probleme zu bewältigen und wieder zu wachsen. Für die südlichen Euro-Länder besteht die Herausforderung darin, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, um ihren schwachen Exportsektor zu stärken und so die Krisenfolgen zu bekämpfen.
Federal Reserve und die Europäische Zentralbank verhalten sich gegensätzlich
Mit Blick auf die Geldpolitik der USA stellt Müller fest: «Bei ihrer Liquiditätspolitik verhalten sich die US-Notenbank Federal Reserve und die Europäische Zentralbank momentan eher gegensätzlich.» Während die Fed kurz vor einer zweiten Runde eines quantitativen Easings, also einer erneuten Ausweitung der Geldmenge, stehen dürfte, plane die EZB eher, Überschussliquidität langsam aus dem Markt zu nehmen. «Die EZB steht dem Erfolg einer leichten Geldpolitik zur weiteren Ankurbelung der Konjunktur eher skeptisch gegenüber», erklärt die Rentenexpertin. «Wenn der Euro aufgrund der Fed-Politik weiter gegenüber dem US-Dollar aufwerten sollte, dürfte die EZB aber sicherlich auch wieder moderatere Töne anschlagen.» Um die Refinanzierungskosten der Problemländer der Eurozone zu reduzieren und deren Reformbemühungen zu unterstützen, könnte die EZB dann beispielsweise den Aufkauf von Staatsanleihen aus der Peripherie beschleunigen.
(pioneer/mc/fvf)
Über Pioneer Investments
Pioneer Investments ist eine international tätige Investmentgesellschaft mit einem verwalteten Fondsvermögen von rund 185 Milliarden Euro weltweit. Das Unternehmen bietet eine breite Palette von Aktien-, Renten- und Geldmarktfonds sowie alternative Investmentprodukte und strukturierte Produkte an. Die 2100 Mitarbeiter arbeiten in 31 Ländern weltweit. Pioneer Investments gestaltet auf der Basis seiner mehr als 80 Jahre langen Erfahrung Investmentlösungen für institutionelle Investoren, Versicherungen, Pensionsfonds, Banken und Sparkassen sowie Privatkunden. Pioneer Investments ist eine Tochtergesellschaft der europäischen Bankengruppe UniCredit Group.