PK sollten mit Vorsorgegeldern nicht spekulieren

«Man soll gemäss den Indexgewichten in Aktien investieren, das heisst passiv und nicht aktiv anlegen», sagte Martin Janssen, nebenamtlicher Professor für Finanzmarktökonomie am Institut für schweizerisches Bankwesen an der Universität Zürich, in einem Interview im Tagesanzeiger.


Es gebe Tausende von Untersuchungen, die zeigten, dass passives Management viel höhere Rendite bringe als aktives. Ausserdem verursache das aktive Management Mehrkosten, zum Beispiel durch Transaktionsgebühren und die Löhne für die Manager. Auf die Frage, weshalb die Verwalter nicht passiv anlegen würden, meint Janssen weiter: «Es ist uninteressant für den Verwalter. Man kann sich nicht mit einzelnen interessanten Firmen auseinander setzen.»


Mehr Verdienst bei aktiver Verwaltung
Das Anlagevermögen in der zweiten Säule von rund 600 Mrd CHF stelle die Grundlage für einen grossen Berufsstand dar, der damit Geld verdienem, sagte Janssen. «Und sie verdienen viel mehr Geld, wenn sie es aktiv verwalten können.» Ohne das aktive Management wäre der Job des Pensionskassenverwalters weniger gefragt, die ganze Macht wäre weg, meinte Janssen.


Experte von Swissfirst-Affäre wenig überrascht
Für den Experten ist die Swissfirst-Affäre zwar ein Ärgernis, sie bringe aber auch Bewegung in die Branche. Manchmal brauche es solche Vorfälle, damit sich etwas ändere. Janssen zeigte sich im Interview über den Vorfall nicht sonderlich überrascht. Auch wenn 99 Prozent der Pensionskassenverantwortlichen seriös arbeiten würden, sei es normal, dass solche Dinge passieren. «Wenn man keine Ehre im Bauch hat, bietet das System viele Möglichkeiten, um Spiele zu machen,» meint der Universitätsprofessor.


Geb ich dir, so gibst du mir…
Janssen spricht im Interview vom Fall eines Pensionskassenverwalters, der privat von einer Bank grosszügig Aktien von einer Firma zugeteilt erhalten habe. «Solche Zuteilungen sind attraktiv, weil der Aktienkurs oft schon am ersten Börsentag ansteigt.» Die Bank wisse, dass wenn sie einen Pensionskassechef bevorzugt behandle, dieser auch sie wieder bevorzugt behandeln werde – beispielsweise indem der Verwalter dieser Bank Pensionskassengelder ohne Konkurrenzvergleich zur Bewirtschaftung anvertraue. Das sei auch nicht verboten, sondern lediglich unethisch, meint Janssen weiter.


Kauf eigener Aktien weniger ein Problem
Weniger als Problem erachtet der Professor der Universität Zürich den Kauf von Aktien durch Pensionskassenverwalter für sich selber, wenn sie gleichzeitig solche für die Pensionskasse kaufen. Pensionskassenverwalter seien Leute, die gerne ihr Geld anlegen. Dies sei auch kein Problem, wenn die Verwalter nicht unverhältnismässig viel in kleine Titel investieren würden. (awp/mc/pg)

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