Dies sehe vor, dass alle deutschen Standorte erhalten bleiben. Dagegen hat der österreich-kanadische Zulieferer Magna seine Entscheidung verschoben. Die Aufsichtsratssitzung, bei der der Einstieg bei Opel abgesegnet werden sollte, werde nun «eher nicht» am Dienstag (14. Juli) stattfinden, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur dpa. Als Zeichen für eine Blockade der Verhandlungen solle die Terminverschiebung um einige Tage jedoch nicht verstanden wissen. «Man ist in den Schlussgesprächen», hiess es aus dem Verhandlungsumfeld. Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz ist davon überzeugt, dass ein Abschluss mit Magna zustande kommt.
Ursprünglicher Plan
Der ursprüngliche Plan, am 15. Juli die bisher unverbindliche Absichtserklärung Magnas, zusammen mit russischen Partnern die Opel- Mehrheit zu übernehmen, in einen Vorvertrag münden zu lassen, sei aber erst einmal vom Tisch, hiess es aus dem Umkreis. Auch das Bundeswirtschaftsministerium geht nach Informationen der «Bild»- Zeitung (Samstag) davon aus, dass die Verhandlungen zur Rettung von Opel über die kommende Woche hinaus andauern werden, da noch viele Details ungeklärt seien. Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sagte der «BamS»: «Die Bundesregierung spricht selbstverständlich mit allen, die sich ernsthaft an sie wenden.»
Angebot nachgebessert
Das nachgebesserte Angebot von RHJ International sieht nach «BamS»-Informationen vor, dass auch das Werk in Bochum erhalten bleibt, da es «zur Identität der Marke gehört» und der Opel Zafira dort gefertigt werden solle. Zwischen dem Finanzinvestor und der einstigen Opel-Mutter General Motors laufen laut «BamS» seit Wochen intensive Verhandlungen. Ziel sei es, noch im Laufe dieser Woche dem GM-Vorstand in Detroit und der Treuhandgesellschaft, die die Mehrheit an Opel hält, ein komplexes Vertragswerk vorzulegen, schreibt das Blatt. Unterdessen hat RHJ bestätigt, sich mit GM in Verhandlungen über eine Übernahme von Opel zu befinden. Dies teilte das Unternehmen am Montag in Brüssel mit. «Diese Verhandlungen laufen seit einigen Wochen und befinden sich in einem fortgeschrittenen Stadium», heisst es in einer Erklärung der Investmentfirma.
RHJ: «Attraktives Angebot vorgelegt»
RHJ-Sprecher Arnaud Denis sagte, er könne keine Angaben darüber machen, wann ein Abschluss der Verhandlungen möglich sei. «Wir haben ein Angebot vorgelegt, das für alle Seiten sehr attraktiv ist», sagte Denis der Deutschen Presse-Agentur dpa. Dies betreffe auch die Zukunft aller deutschen Opel-Standorte. RHJ International verstehe sich als «industrieller Akteur»: «Wenn wir eine Firma übernehmen, dann betrachten wir das als eine langfristige Investition. Und für uns ist wichtig, dass wir selbst in der Lage sind, unsere Anlagen auch zu managen. Es geht uns nicht darum, einfach nur irgendwo Geld zu investieren.» RHJ International habe 60 Prozent seines Vermögens in drei Auto-Zulieferern investiert. Einzelheiten über das Unternehmenskonzept wollte Denis nicht mitteilen: «Die Autohersteller werden wieder auf die Beine kommen. Und Opel und Vauxhall sind extrem starke Marken.»
Tieferer Kreditbedarf
Der RHJI-Restrukturierungsplan sieht laut «BamS» einen Garantiebedarf der europäischen Staaten mit GM-Standorten von insgesamt 3,8 Milliarden Euro vor, die spätestens bis 2014 zurückgezahlt werden sollen. Das ist eine dreiviertel Milliarde Euro weniger als bei Magna, mit einer zudem deutlich kürzeren Rückzahlungsfrist. Der Finanzinvestor RHJI wolle den Kreditbedarf minimieren, um die Zinslast für das künftige Unternehmen und die Belastung der Steuerzahler möglichst gering zu halten.
Stellenabbau
Von den rund 52.000 Opel-Jobs in Europa würden nach dem RHJI-Konzept etwas weniger als 10.000 abgebaut werden, bei Magna wären es 10.000. Von RHJ International war keine Stellungnahme zu erhalten. Die Bundesregierung sei über die neue Entwicklung in der Schlacht um Opel informiert, berichtete die Zeitung. In Berlin sieht man Magna zwar noch immer in der Favoritenrolle, nimmt RHJ International und den chinesischen Mietbieter BAIC aber sehr ernst.
Betriebsrat erwartet Magna-Einstieg
Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz geht weiter von einem Abschluss mit Magna aus. «Es gibt auch keine Alternative», sagte er dem «Tagesspiegel am Sonntag». Verzögerungen sollten nicht überbewertet werden. «Es kann im Endspurt sein, dass der Abschluss noch um zwei bis drei Tage verschoben wird.» Dies sei «nichts Besorgniserregendes». Einige Dinge seien noch zu klären, sagte Franz, ohne Details zu nennen. Es sei äusserst kompliziert, mit den Amerikanern Verträge zu machen.
Hochnäsige GM-Führung?
Der «Automobilwoche» (Montag) zufolge hatte sich Magna über die Führung von General Motors (GM) beklagt, bei den Verhandlungen über die Zukunft von Opel trete sie hochnäsig auf und strapaziere die Geduld der Interessenten, berichtet das Blatt unter Berufung auf das Umfeld von Magna. Magna-Gründer Frank Stronach und sein Co-Chef Siegfried Wolf seien bei direkten Gesprächen mit der GM-Führung in Detroit auf wenig Kompromissbereitschaft gestossen. Das Europa- Geschäft von GM war mit staatlicher Milliardenhilfe vor der GM- Insolvenz abgetrennt und mehrheitlich in die Hände einer Treuhandgesellschaft gegeben worden. GM hält noch 35 Prozent der Opel-Anteile. GM hat am Freitag die Insolvenz entlassen und ist mehrheitlich in Staatsbesitz.
Chinesische BAIC nach wie vor im Rennen
Zwar ist auch der chinesische Autobauer BAIC nach wie vor im Rennen als möglicher Opel-Investor, aber ihm werden wenig Chancen eingeräumt. Das asiatische Unternehmen sei zu klein, um eine Übernahme des angeschlagenen Autoproduzenten stemmen zu können, meinten die Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz und Hessen, Kurt Beck (SPD) und Roland Koch (CDU). (awp/mc/ps/01)