Porsche-Chef sucht unter Hochdruck neue Geldquellen

Bei der staatlichen Förderbank KfW hat der Sportwagenbauer ein Darlehen beantragt, wie ein Porsche-Sprecher am Donnerstag bekanntgab. Gleichzeitig intensivieren die Stuttgarter die Suche nach einem Investor, der aus dem arabischen Raum kommen soll.


Schuldenberg von 9 Milliarden Euro
Das Unternehmen drücken Schulden von neun Milliarden Euro. Die schwierige Finanzsituation von Porsche gilt als ein Knackpunkt bei den festgefahrenen Verhandlungen über ein Zusammengehen mit Volkswagen. Nach Angaben des Unternehmenssprechers verhandelt Porsche neben der KfW-Bank mit weiteren Instituten. Insgesamt gehe es um 2,5 Milliarden Euro. Das Darlehen soll auf die zehn Milliarden Euro aufbauen, die sich Porsche im März zur damals geplanten Machtübernahme bei Volkswagen gesichert hatte. Der Vertrag sah vor, dass das Volumen auf bis zu 12,5 Milliarden Euro aufgestockt werden kann.


Investor wegen finanzieller Schieflage
Unklar ist unterdessen, wie VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Miteigentümer Ferdinand Piëch zu dem Plan steht, einen neuen Investor ins Boot zu holen. Porsche zufolge soll er seinen Widerstand gegen den Plan aufgegeben haben, dass Porsche mit einem Investor seine finanzielle Schieflage in den Griff bekommt. Die Familien Porsche und Piëch stünden geschlossen hinter diesem Vorhaben, sagte ein Porsche- Sprecher. Er bestätigte damit einen Bericht von «Focus Online». Die «WirtschaftsWoche» berichtete dagegen, Piëch favorisiere weiterhin eine interne Lösung der Finanzprobleme von Porsche. Aus dem Salzburger Büro Piëchs habe es geheissen: «Es gibt keinen neuen Sachstand.»


Hilfe von Oettinger
Hilfe beim Kampf gegen die Milliardenschulden erhofft sich Wiedeking auch vom Land Baden-Württemberg. An dem Gespräch mit Ministerpräsident Oettinger nahm auf Porsche-Seite auch Finanzchef Holger Härter teil. Für das Land sassen ausserdem Staatsminister Wolfgang Reinhart und Finanzminister Willi Stächele (beide CDU) sowie Wirtschaftsminister Ernst Pfister (FDP) am Tisch. Spekuliert wird, dass der Porsche-Chef Oettinger um Hilfe bei der Suche nach neuen Geldquellen gebeten hat. Auch eine Landesbürgschaft ist noch nicht ausgeschlossen. Einzelheiten aus dem Gespräch wurden zunächst nicht bekannt. Oettinger hatte jedoch bereits am Dienstag versichert, den Sportwagenbauer unterstützen zu wollen: «Wir werden alles tun, was uns rechtlich und wirtschaftlich möglich ist, um eine starke Entwicklung von Porsche in Baden-Württemberg zu erreichen.» Porsche sei kein Sanierungsfall.


Strategiewechsel
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sieht unterdessen bei Porsche einen Strategiewechsel gegenüber seinen Geldgebern. «Bisher war das Ziel Beherrschung und Gewinnabführung von VW. Jetzt wird richtigerweise der gemeinsame Antritt eines Weltkonzerns propagiert», sagte Wulff dem «Handelsblatt». Aber offenbar sei dieser notwendige Strategiewechsel noch nicht allen Beteiligten gegenüber überzeugend und deutlich kommuniziert worden. «Das ist wenig zielführend.»


Schnelles Handeln
Wann die Verhandlungen der Vorstände von Porsche und VW über die Schaffung eines integrierten Automobilkonzerns weitergehen, ist noch unklar. Die Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Porsche und Ferdinand Piëch hatten am Dienstagabend jedoch erklärt, dass die Spitzen der beiden Autobauer trotz der permanenten Streitigkeiten möglichst bald wieder in die Gespräche eintreten werden. Zu halten sein wird nach Branchenkreisen aber nicht mehr der ursprüngliche Zeitplan, bis Anfang Juni die Eckpunkte für den künftigen Konzern vorzulegen. (awp/mc/ps/04)

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